Von Siegfried Feuchter Weil am Rhein. Ideen und Themen gehen den bewährten Recken der Weiler Narrenzunft nicht aus. Der Zunftabend 2015 hat jedenfalls alle Zutaten, die ein guter närrischer Unterhaltungsabend braucht: Witz, Spaß mit Herz, viel Lokalkolorit, vorzügliche Gesangseinlagen, mitreißender Tanz sowie originelle Kostümierung und schöne Kulissen. Er ist kurzweilig und abwechslungsreich. Am Ende gab es am Donnerstagabend bei der Premiere stehenden Applaus eines begeisterten Publikums für eine fast vierstündige Narrenrevue mit Pfiff. Die Wiler Zipfel präsentierten sich von ihrer besten Seite. Sie griffen vielfältige Themen auf, wobei „s’Trämli“ in mehreren Facetten beleuchtet wurde. Schelmisch-entlarvend wird spielerisch und mit direkten und indirekten Anspielungen der Narrenspiegel vorgehalten. Auch verstanden es die Akteure, die eine oder andere Textunsicherheit gekonnt zu umspielen und in Lacher umzumünzen. Der Reihe nach. Farbenprächtig war wie immer der Aufmarsch der Weiler Cliquen, die Markus Pittorf vorstellte. Christian Olivieri und Patrick Voirol kündigten die jeweils folgenden Szenen mit kurzweiligen Einlagen an und nahmen in einem Lied auch trefflich das Gebaren des Fifa-Präsidenten Joseph Blatter auf die Schippe. Die Zunftmeister entführten in aufwendiger Aufmachung in die Welt des Disney-Klassikers „Das Dschungelbuch“. Was das Findelkind Mogli, der Bär Balu oder der Affenkönig King Louie („e Aff cha kei Wiler si“) alles aufspießten und wie Mogli die Furcht vor der Riesenschlange, die sich als Tram entpuppte, genommen wurde, dies und einiges mehr wurden aufgegriffen. Dass die Frauen-Guggemusik „Quaakdäsche“ es mit ihrer fetzigen Musik krachen lässt, zeigten die Powerfrauen, die am Schluss auch das Badener Lied zum Besten gaben. Welche Veränderungen ein vor 50 Jahren nach Amerika ausgewanderter Weiler bei seinem Heimatbesuch feststellen musste, demonstrierten Peter Guggenbühler, Jürgen Schaller und Christian Olivieri bei ihrem Rundgang von Friedlingen nach Alt-Weil bis zum Gustav-Walter-Platz. Bei der Betrachtung der Friedlinger Problematik wäre allerdings weniger mehr gewesen . Wenig angetan war „de Ami“ von der Weiler Innenstadt: „Am Anfang war die Erde wüst und leer.“ Die hohe Kriminalätsrate in der Stadt missfiel ebenso. Doch am Ende gab es eine Hommage an die geliebte Heimatstadt. Feinnerviges Gespür für Fasnacht bewiesen die Narren mit der Szene „Drohne Willi“. Das war ein herrlicher Fasnachtsspaß, den Dietmar Fuchs, Hans-Rudi Lienin, René Winzer als schwebende „Drohne Willi“ (umwerfend) und Hans-Peter Hartmann dem begeisterten Publikum boten. Was die „Drohne“ aus hoher Warte alles beobachtete, angefangen vom Weiler Rathaus über die Tram und die unterschiedliche Tarifgestaltung bis hin zu ihren Flügen nach Lörrach („umdrehen, mir  wird schlecht“) und Berlin war köstlich und beste Unterhaltung. Begeisterung entfachte der von Diana Himmelsbach mit der Dance-Company des TV Weil und mit einigen Zunftmeistern einstudierte Tanz. Das war ein mitreißendes Zusammenwirken. Bevor das gesamte Narrenzunft-Ensemble mit der Tram zum stimmungsvollen Finale aufbrach, ließen sich vergnüglich die „Wätter Boyz“ Peter Guggenbühler und Hans-Rudi Lienin, musikalisch unterstützt und begleitet von Christian Olivieri, über Wetter, Klimawandel und unsichere Sommer aus. Dann nahm „s’Trämli“ mit Tramfahrer Christian Olivieri Fahrt auf – trotz des beklagten Staus. Was man bei einer Trämli-Fahrt und ungewollten Stopps alles erleben kann, wie OB Dietz (Dietmar Fuchs) und Stadtkämmerer Koger (Markus Schmieder) überrascht wurden, das boten alle Akteure in der kurzweiligen und stimmungsvollen Schlussszene. Und schließlich erreichten die Narren ihr Ziel: der OB sorgte dafür, dass die Trams auf Weiler Gemarkung nicht in Grün, sondern in der Stadtfarbe Blau fuhren. Mit „Weil es nüt Schöneres git als Fasnacht in Wil“ oder „Für die Fasnacht leben wir“ setzte die singende Zunftmannschaft mit den Solosängern Dietmar Fuchs und René Winzer den Schlusspunkt unter ein rundum überzeugendes Programm, das heute sowie am kommenden Freitag und Samstag nochmals zu sehen ist. FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de