Weil am Rhein (db). Auf die Spuren kriegerischer Auseinandersetzungen und Revolutionen der vergangenen 500 Jahre begab sich Stadtführerin Sabine Theil am Sonntag- nachmittag mit einer Gruppe von rund 60 Teilnehmern auf dem Weiler Hauptfriedhof. Mit den Worten „wir kämpfen nicht gegen Kinder” hatte ein amerikanischer Soldat im Zweiten Weltkrieg eine Gruppe 14- und 15-jähriger Jungen nach Hause geschickt, die kurz vor der Kapitulation noch aus Weil und dem Wiesental eingezogen und zur Abwehr ins Elsass geschickt worden waren. Durch überlieferte Berichte wie diesen, Zitate von Zeitzeugen und eine Fülle an Anschauungsmaterial wie alte Karten, Bilder und Dokumente, Schießmunition und sogar einer echte Kanonenkugel aus dem 17. Jahrhundert, erschloss sich während der knapp eineinhalb Stunden dauernden Führung ein nachvollziehbarer Einblick in das Alltagserleben der Menschen. Namen auf Gedenksteinen, Grabinschriften und Ehrendenkmälern, jene für die Opfer der Badischen Revolution, des Ersten Weltkriegs, des Zugunglücks von Markdorf 1939 und schließlich des Zweiten Weltkriegs wurden zu Schicksalen und Geschichten. Weniger bekannt, da am Rande platziert: 1902 ließ Leopold Fürst von Hohenzollern einen Gedenkstein anfertigen, der heute an der östlichen Friedhofsmauer außerhalb steht und an den Tod des Feldmarschall-Leutnant Franz Anton von Hohenzollern-Sigmaringen in der Schlacht von Friedlingen im Oktober 1702 erinnert. Die Schimpfwörter „Sauschwob” und „Kuhschweizer”, so war zu erfahren, gehen auf die Zeit der Auseinandersetzungen Mitte des 15. Jahrhunderts zwischen den Eidgenossen und Vorderösterreich zurück. Das Weiherschloss Ötlikon – später nach dem Westfälischen Frieden im Oktober 1648 in Friedlingen umbenannt – wurde auf dem Rückzug der Basler aus dem Breisgau am 5. August 1445 geplündert und in Brand gesteckt. Weil und Umgebung waren über die Jahrhunderte hinweg immer wieder Schauplatz von Kriegen, gewaltsamen Konflikten, Hungersnöten und Seuchen: im Jahre 1524 der Bauernaufstand, hundert Jahre später der 30-jährige Krieg mit Einquartierungen von Truppen, Überfällen und Plünderungen durch jegliche Kriegsparteien. Dann der Holländische Krieg (1672-1678), der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697), der Deutsch-Französische Krieg (1870-1871), gefolgt vom Ersten Weltkrieg, zu dem im Museum am Lindenplatz derzeit eine Sonderausstellung zu sehen ist, und dem Zweiten Weltkrieg mit Evakuierungen, verheerendem Beschuss und Zerstörung, insbesondere von Haltingen, und anschließender Besatzung durch französische Truppen am 24. April 1945. Die ersten Heimatvertriebenen kamen ab 1946 in Weil an. Letzte Station der Führung, die unter dem Titel „Im Schatten der Kriege” stand, war die Gedenkschale der Bildhauerin Emilie Claus, deren Relief Mut und Hoffnung gibt für eine Zukunft in Frieden. Hier spannte Sabine Theil auch den Bogen bis zum Partnerschaftsvertrag zwischen Weil und Hüningen, dessen ehemalige Militärfestung einst Einfallstor wiederkehrender Feindseligkeiten der Franzosen gewesen war, und dem Bau der Dreiländerbrücke als verbindendes Element, bis zum menschlichen Auftrag, Kriegsflüchtlingen der Gegenwart die helfende Hand hinzustrecken. Der 9.   November war für Sabine Theil ein Wunschdatum für die sehr informative und interessante Führung – ein Schicksaltstag in der deutschen Geschichte. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer, am 9. November 1938 begannen die Pogrome der Nationalsozialisten gegen die Juden, am 9. November 1923 scheiterte der Hitler-Ludendorff-Putsch, am 9. November 1918 wurde die Deutsche Republik ausgerufen und am 9. November 1848 wurde der revolutionäre Aufstand gegen die kaiserlich-königlichen Truppen niedergeschlagen.