Von Siegfried Feuchter Weil am Rhein. Können Teile des Neubaugebiets Hohe Straße künftig mit Kalter Nahwärme, also der Wärmeversorgung durch Nutzung des Grundwassers, versorgt werden" Antwort auf diese Frage soll ein Pilotbrunnen geben, der derzeit an der Ecke Leimgrubenstraße / August-Bauer-Straße gebohrt wird. Dadurch soll festgestellt werden, ob ausreichend Grundwasser in geeigneter Temperatur vorhanden ist. Bis in einigen Wochen wird das Ergebnis vorliegen, wie Jörg Bleile, Ingenieur der Energieverfahrenstechnik und beim Energiedienst Spezialist für Kalte Nahwärme, gestern im Beisein von Bürgermeister Christoph Huber sagte. Diese Untersuchung ist in ein energetisches Quartierskonzept für das Gebiet Bleichäcker / Hohe Straße eingebettet, mit dessen Erarbeitung die Stadt Weil Energiedienst beauftragt hat. „Der rund 20 Meter tiefe Brunnen soll Aufschluss darüber geben, ob das Grundwasser hier als Wärmequelle für das Neubaugebiet nutzbar ist“ , sagte Bleile und fügte hinzu: „Es ist sehr sinnvoll, beim Neubaugebiet Hohe Straße die Grundwasserwärmenutzung näher zu untersuchen. Mit dieser Technik nutzen wir die meiste vor Ort vorhandene Energie aus regenerativen Quellen und müssen nur geringe Energie von außen zuführen. Auch die Feinstaubemissionen sind am geringsten.“ Bürgermeister Christoph Huber würde es begrüßen, wenn zumindest ein Teil des elf Hektar großen Baugebiets, in dem Wohnraum für 1000 Menschen entsteht, über die Kalte Nahwärme versorgt werden könnte. „Damit würden wir einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz leisten“, sagte der Bürgermeister. Allerdings liegen laut Huber geologische Erkenntnisse vor, wonach der Grundwasserstrom nicht ausreichen dürfte, um das gesamte Gebiet zu versorgen. Ideal wäre, wenn 15 Liter pro Sekunde Grundwasser gefördert werden könnten, um möglichst viele Häuser anschließen zu können. „Bei der Kalten Nahwärme nutzen Wärmepumpen die Temperatur des Grundwassers“, erklärte Bleile. Über nicht isolierte Wasserleitungen wird das zehn bis elf Grad warme Wasser vom Brunnen zu den Gebäuden verteilt. Dann wird das Wasser auf sechs bis sieben Grad gekühlt und anschließend wieder in den Grundwasserstrom eingespeist. Mittels Wärmetauscher wird das Gebäude beheizt. Gasleitung oder Ölbrenner werden bei der Nutzung der Kalten Nahwärme hinfällig. Ein weiterer Vorteil dieser ökologisch sinnvollen Variante der Wärmeversorgung: Im Sommer kann das Wasser auch zum Kühlen eines Hauses verwendet werden. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels ist dies laut Huber ein wichtiger Faktor. Die Stadt hat bereits bei der zentralen Feuerwache und dem Betriebshof, die 2008 gebaut wurden, sehr gute Erfahrungen mit der Kalten Nahwärme gemacht und will die ökologisch sinnvolle Wärmeversorgung immer dort, wo im Abstrombereich Trinkwassergewinnung möglich ist, weiter ausbauen.