Von Jasmin Soltani Weil am Rhein. Die Kirschessigfliege bereitet auch den Winzern am Tüllinger Sorgen. Das wurde bei der Rebbegehung über den Weiler Rebberg mit der Verwaltungsspitze und Vertreten der Fraktionen am Dienstagabend deutlich. Eigentlich stehen die Reben gut da. Der feuchte Sommer hat für ein kräftiges Wachstum gesorgt. Die Trauben seien sehr groß geworden, sagte Walter Bürglin, der Obmann der Weiler Winzer, bei dem Rundgang. Sonnige Tage und kühle Nächte sind derzeit optimal für den Reifeprozess. Einen gewissen Schaden hat zwar der Hagel verursacht, der zweimal im Frühsommer über den Tüllinger niederging, aber die Hauptsorge der Winzer betrifft die Kirschessigfliege. 2012 ist der Schädling erstmals im Markgräflerland aufgetreten und befällt mit Vorliebe dunkenfarbige Früchte wie Kirschen, aber auch Brombeeren und Himbeeren. „Alle Obstsorten bieten dem Schädling eine gute Grundlage, sich den gesamten Sommer über zu vermehren, und wenn es keine Brombeeren mehr gibt, dann stürzt er sich im Herbst auf den Wein“, erläuterte Bürglin. Meldungen, wonach man den Schädling in diesem Jahr im Griff habe, nannte Bürglin denn auch als verfrüht. Man wisse noch zu wenig über die Kirschessigfliege, die von ihrem Lebenszyklus her „schwer zu packen“ sei. Das das Weibchen legt insgesamt bis zu 500 Eier in Beeren ab, und bis zu dem kurzen Zeitpunkt, in dem die Puppen schlüpfen und ausfliegen, lebt der Schädling recht gut geschützt in den Beeren. Diesen Moment müsse man abpassen, um eine weitere Vermehrung der Population zu verhindern, erläuterte Bürglin weiter. Bei der Schädlingsbekämpfung dürfe die Konzentration des Wirkstoffs aber nur bei fünf Milliliter je Hektar liegen, der dann gleichmäßig ausgebracht werden müsse. Schwer zu verhindern sei zudem die Zuwanderung von außen, etwa von den wild wachsenden Brombeeren, in die Rebflächen. „Wenn der Befallsdruck heftig wird, kann die Kirschessigfliege existenzbedrohend für die Winzer werden“, gab Bürglin zu bedenken. Denn nach zwei Jahren mit geringen Erträgen lagere ohnehin schon wenig Wein in den Kellern und die Winzer könnten sich weitere Ausfälle nicht leisten. Deshalb entwickeln die Betriebe auch unterschiedliche Strategien, um dem Problem zu begegnen. So beginnen viele bereits frühzeitiger als sonst mit einem Teil der Weinlese und lassen einen Rest der Beeren für höhere Öchslegrade hängen. Sonst bleibe nur ein sehr aufwendiges Verlesen der Beeren übrig, wusste Winzerin Susanne Schneider zu berichten. „Sechs Leute müssen voraus, um die befallenen Trauben abschneiden, damit einer dann den Rest herbsten kann“, erzählte sie aus Erfahrung. Noch lässt sich schwer sagen, wie groß am Ende in diesem Jahr der Schaden durch die Kirschessigfliege sein wird. „Wenn der Befall richtig losgeht, haben wir keine Chance mehr“, betonte Bürglin. Am Tüllinger hat schon in der vorigen Woche die Lese des Regent begonnen, diese Woche ist der Müller-Thurgau dran – das allerdings eher routinemäßig, denn die weißen Trauben werden nicht so stark befallen (siehe auch Lörracher Seite).