Fünf Meter ist die Wandscheibe breit, drei Meter hoch, die seit Samstag in neuem Glanz die grüne Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland am Regio-Kunstweg markiert. Weil am Rhein (ok). Der Erste Bürgermeister Christoph Huber würdigte bei der Präsentation der Sanierung zweier Landschafts-Skulpturen nicht nur die Leistung des Sanierers Edwin Frey, sondern auch die Tatsache, dass Weil am Rhein damit über drei künstlerisch inspirierte grenzüberschreitende Wege verfüge: den Regio-Kunst-weg, den es seit der Grün 99 – also seit 17 Jahren – gibt, und seit diesem Jahr den Rehberger-Weg zwischen dem Vitra Campus und der Fondation Beyeler sowie den Dreyland-Dichterweg mit einer Auswahl von Mundart-Autoren des Dreilands. Die Investitionskosten für die Sanierung der Kunstobjekte gab Huber mit 20 000 Euro an. Tonio Paßlick, der die Sanierung gemeinsam mit der Kulturwissenschaftlerin Julia Donkel betreut hatte, stellte den Zusammenhang der beiden sanierungswürdigen Arbeiten dar: die Wandscheibe mit der davor platzierten 7,5 Meter breiten Betonbank war ein genre-übergreifendes Gemeinschaftsprojekt des Schweizer Künstlers Ueli Michel, des Basler Architekten Yves Stump und der Duisburger Lyrikerin Barbara Köhler, der passenderweise in diesem Jahr mit dem Tuchel-Preis verliehen worden ist. Bei einer offenen Dreiland-Ausschreibung im Jahr 1998 waren Landschafts-Skulpturen für einen Regio-Kunstweg gesucht worden, die als Rad- und Fußgängerweg von der Tram 6, Haltestelle Niederholz, bis zu den Gärten der Gegenwart der Grün 99 führen sollten. Drei Arbeiten wurden von einer internationalen Jury ausgesucht: die Arbeit „Vorübergehend Platz nehmen/Teil Sein & Haben“ sowie der Beton-Würfel mit farbigem Innenleben von Stefan Hösl aus Freiburg und die drei Ziegelschichtungen von Reiner Seliger aus Freiburg, die als passendes Symbol für das Dreiland in die sichtbare Mitte des Dreilands an eine Wegekreuzung platziert wurden. Diese drei Kunstobjekte wurden damals auf Schweizer Seite ergänzt durch die 3,85 Meter hohen Eisenplastik „Amenocal“ von Paul Suter und auf deutscher Seite durch das Keltische Haingedicht von Barbara Maria Meyer und Markus Gadient, das nach dem keltischen Beth-Luis-Nion-Alphabet Buchstaben in Bäumen ausdrückt und das keltische Gedicht „Ich bin der Baum und zugleich das Kind, das darauf klettert“ formuliert. In der Gartenstadt wurden die beiden Wettbewerbs-Skulpturen durch einen Ankauf der Sparkasse Markgräflerland ergänzt, die zwischen Hauptstelle und Hauptstraße die große Stahl-Skulptur „Stern“ von Erich Hauser aufstellen ließ. Gedacht war von Anfang an eine Fortsetzung bis zum Vitra Campus, wenn die Wohngebiete am Messeplatz und der Hohen Straße hinreichend baulich erschlossen sein werden. Dann könne man mit der Tram 6 zum Niederholz fahren, den Regio-Kunstweg zur Vitra laufen, von dort aus mit der Tram 8 zurück oder den Rehberger-Weg zurücklaufen bis zur Tram 6-Haltestelle an der Fondation. Voraussetzung ist allerdings, dass die Kunstwerke intakt sind, dachte sich das Kulturamt bereits seit einigen Jahren. Für dieses Jahr wurde nun ein Sanierungsetat genehmigt, nachdem Tonio Paßlick vor einem Jahr eine Erhebung über den Zustand der Kunstwerke im Stadtraum vorgenommen hatte und sofortigen Handlungsbedarf bei zwei Objekten am Regio-Kunstweg ausmachte. Die Scheiben an „Vorübergehend Platz nehmen…“ waren mutwillig zerstört, wilde Graffitis aufgebracht. Nun wurden die Glasbilder als Digitalprint auf Japanpapier wieder in Verbundglas verschweißt, die Schriften neu eingeätzt. Der Platz davor soll dauerhaft gemäht und die Bank einladend frei bleiben, weil von dort aus ein herrlicher Blick über das Mattfeld möglich ist und sich die Stimmungen der Natur zu jeder Tageszeit mit neuen Spiegeleffekten auf dem Glas abbilden. Nur 200 Meter davon entfernt wird auch der Würfel „Im Glück“ wieder so saniert, dass sich die Einblicke in eine Spiegellandschaften mit Inschriften und Farben lohnen und Assoziationen wie in einem Kaleidoskop wecken. Ein Objekt zwischen Architektur und Plastik, zwischen minimalistischer Skulptur und Gegenstand. Stefan Hösl war persönlich gekommen und dankte der Stadt für die Sanierung.