Weil am Rhein „La Couronne“ besonderes Prachtstück

Weiler Zeitung

Tüftler: Manfred Lamm baut historische Schiffe nach Originalplänen aus vergangenen Jahrhunderten

Wer Manfred Lamms Hobbykeller betritt, der wähnt sich unversehens in einer anderen Zeit. Mit akribischer Liebe zum Detail baut der Haltinger historische Schiffe nach, wobei er Originalpläne aus vergangenen Jahrhunderten benutzt.

Weil am Rhein-Haltingen. Die „La Couronne“ ist bereit zum Auslaufen. Alle Segel sind gehisst, die Besatzung des 1636 auf Geheiß von Kardinal Richelieu (1585-1642) in den Dienst der französischen Marine gestellten Schiffes ist an Deck. Fast scheint es, als würde das einstige Prachtschiff jeden Augenblick in See stechen. Und das kann es durchaus, wie Lamm sagt: „Ich baue alle meine Modelle schwimmfähig.“ Derzeit freilich muss der verkleinerte Nachbau der „La Couronne“ (zu Deutsch: die Krone) noch im Keller bleiben, erst im Sommer wird er vermutlich wieder im Gartenteich von Lamm fahren dürfen.

Die „La Couronne“ ist für Manfred Lamm eines der Prachtstücke seiner Schiffssammlung. Zwei Jahre hat er daran gebaut, in der Takelage hat er 30 Kilometer Seil verbaut. Die Besatzungsmitglieder hat der 65-Jährige aus Zinn gegossen, wobei die Uniformen alle historisch korrekt sind. Seine Modelle sollen höchsten Authentizitätsansprüchen genügen, das ist Manfred Lamm wichtig.

„Wenn ein Historiker meine Sammlung anschauen würde, soll er keinen Fehler finden.“ So baut er seine Schiffe nach den historischen Originalplänen nach. Etwa 80 bis 100 Euro muss man allein für solche Pläne aus dem 17. und 18. Jahrhundert bezahlen, besonders viel findet Manfred Lamm dazu auf den entsprechenden Messen in Friedrichshafen und in Ludwigshafen.

In gewisser Weise ist der Haltinger, der schon als Schüler mit dem Bau von Schiffen begann und beruflich im Bereich Flugzeugtechnik und -Innenausbau tätig ist, mit seinem Hobby erblich vorbelastet. „Mein Großvater und mein Vater waren beide Berufssoldaten, aber ich wollte dann nicht mehr.“ Geblieben ist aber ein Faible für Militärgeschichte, besonders für die Ära Napoleon Bonapartes (1769–1821), der als Kaiser Napoleon I. in die Weltgeschichte einging. Manfred Lamm hat sowohl den Russlandfeldzug von 1812, der für den Korsen und seine Armee einen verheerenden Verlauf nahm, als auch größer die sprichwörtlich gewordene Schlacht von Waterloo 1815 nachgebaut.

Genauer gesagt: Das Schlachtfeld von Waterloo, wie es sich an jenem 18. Juni 1815 um 17.30 Uhr präsentierte. Das Tableau mit den Maßen 2,30 mal 1,25 Meter bildet den Mittelpunkt von Lamms Hobbykeller, 2500 Figuren hat der passionierte Tüftler dafür angefertigt und zahlreiche Bücher zur Militärhistorie gewälzt. „Die Engländer unter Arthur Wellesley, dem Herzog von Wellington, wandten damals ein Karo-System an, mit dem sie die Franzosen von allen Seiten umzingeln konnten, bis das preußische Heer unter Blücher eintraf“, erzählt Lamm über die taktischen Hintergründe. Dann drückt er einen Knopf, und die Mündungen der Kanonen beginnen flackernd zu leuchten. „Ich wollte einfach immer schon meinen eigenen Tisch haben“, fasst er den Antrieb für die dreijährige Arbeit an diesem detailverliebten Modell zusammen. Der Boden ist bei beiden Napoleon-Tischen mit grün respektive beim Russlandfeldzug weiß eingefärbten Sägespänen bedeckt, die passenden Steinchen fand er im Garten.

Derzeit baut Manfred Lamm weiter mit Hochdruck an gleich mehreren Schiffen. Auch in die Lokalgeschichte möchte er sich in Zukunft vertiefen: So ist es ein langgehegter Traum von ihm, die Schlacht bei Friedlingen nachzubauen. In dieser standen sich 1702 die kaiserliche Armee unter Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden und das französische Königreich unter General Claude de Villars gegenüber. Das Kampffeld erstreckte sich dabei über Friedlingen, Weil und Haltingen bis nach Tüllingen.

Zunächst aber steht für den 65-Jährigen im Sommer die Teilnahme an der 1250-Jahr-Feier von Eimeldingen an, wo er fünf oder sechs Schiffe aus seiner Sammlung präsentieren will. Auch über den Erhalt seiner Schiffssammlung, die von dem befreundeten Hobbyfilmer Michael Sesiani größtenteils schon mit der Kamera festgehalten wurde, macht er sich Gedanken.

„Ich möchte Kontakt mit historischen Museen aufnehmen, die die Sammlung dann vielleicht einmal in ihren Bestand aufnehmen und so erhalten können“, sagt er.

Auch eine Ausstellung etwa im Foyer des Weiler Rathauses könnte er sich sehr gut vorstellen. „Aber das ist derzeit nur ein vager Wunsch von mir“, sagt der leidenschaftliche Schiffsbauer.

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