Weil am Rhein (db). Mit Humor und Bodenständigkeit hat Dr. Werner Müller, Manager und ehemaliger Bundeswirtschaftsminister, sein Publikum bei den „Weiler Gesprächen“ unterhalten und begeistert. „Von Mensch zu Mensch” lautet der Titel der Veranstaltungsreihe, die die Bürgerstiftung Weil am Rhein in Kooperation mit dem SWR-Studio Freiburg organisiert. Müller zeigte sich sehr nahbar und stellte sich allen Fragen des Moderators Matthias Zeller. Müller gab Einblicke in seine Zeit als Wirtschaftsminister im Kabinett von Gerhard Schröder, berichtete von seinen Aufgaben als Vorstandsvorsitzender der Rheinkohle AG-Stiftung in Nordrhein-Westfalen und resümierte: „Ich bin immer für meine Ideen eingetreten und habe es dafür weit gebracht.“ Hart zu sein, fair und hartnäckig, seien grundlegende Eigenschaften, die man zur Durchsetzung seiner Anliegen benötige. Wichtig sei auch, als Minister mit sehr wenig Schlaf auskommen zu können. Er habe jahrelang nur vier bis fünf Stunden täglich geschlafen. „Sitzungen und Besprechungen dauerten manchmal bis weit nach Mitternacht, und morgens um halb acht muss man wieder im Büro sein – wenn nicht, sind es die anderen auch nicht.“ Neben Wirtschaft und Politik kamen auch persönliche Gedanken Werner Müllers zu seiner ehemaligen Heimatstadt Weil am Rhein zur Sprache, in der er bis zu seinem 13. Lebensjahr gewohnt hat, bevor es nach Meppen an der Ems und Mannheim ging. Die sonntäglichen Ausflüge ins Kleine Wiesental gehören zu den Erinnerungen, die unverbauten Flächen, die es seinerzeit auf der Leopoldshöhe gab, die Spielwiesen und im Winter die Rodelbahnen. „Wir hatten eine sehr schöne Umgebung. Davon ist heute nichts mehr zu sehen“, stellte er fest. Seine Eltern – der Vater, der aus Dresden stammte, hatte als Physiker beim deutsch-französischen Forschungsinstitut ISL in Saint Louis eine Anstellung gefunden – lebten seit 1945 in Weil am Rhein. Werner Müller wurde 1946 geboren, auf einer Durchreise in Essen. In Alt-Weil besuchte er die Grundschule, später das Gymnasium in Lörrach. Bescheiden und mit feinem Humor trat Werner Müller im Vitra-Haus auf, ließ Sätze fallen wie „Lassen Sie den Doktor weg, dann haben wir mehr Zeit“ oder „Von der Grundschule bis zum Abitur hatte ich nur Noten, mit denen ich mich nicht einstellen würde.“ In seiner Freizeit reise er gerne, spiele Klavier und verbringe Zeit mit seinen Enkelkindern, erzählte der Gast. Auch Bücher sind eine Leidenschaft: zu seiner Sammlung gehören Werke wie die Tagebücher Samuel Pepys aus dem 17. Jahrhundert: „Das ist 400 Jahre her, und im Grunde gab es damals dieselben Probleme wie heute“. Sein ganzes Leben sei er parteilos gewesen, hielt der ehemalige Bundeswirtschaftsminister fest. Die Freundschaft zu Gerhard Schröder, der „ungeheuer worttreu und immer auf dem Teppich geblieben ist“, bestehe bis heute, er sehe ihn noch oft, berichtete er. Rund 60 Besucher waren zur Veranstaltung gekommen und bedankten sich mit Applaus für den interessanten wie erfrischenden Gesprächsabend. „Schlagfertigkeit schätze ich besonders“, fand Oberbürgermeister Wolfgang Dietz angesichts der spontanen, offenen und direkten Art, mit der Werner Müller auf die Fragen geantwortet hatte. Zur Erinnerung überreichten Dietz und Stiftungsvorsitzender Jürgen Allweier ein Präsent aus den hiesigen Rebbergen – eine Aufmerksamkeit, die Werner Müller freute und zu einer weiteren Anekdote führte: Seit er in einem Fragebogen für eine große Tageszeitung scherzhaft notiert hatte, das schlimmste Unglück für ihn sei es, wenn kein Bier da wäre, wurde auf sämtlichen seiner Termine kein Wein mehr gereicht.