Die Lofo High Tech Film GmbH, die auf die Herstellung von hochwertigen technischen und optischen Folien spezialisiert ist und seit 2006 zu der taiwanesischen Shinkong-Unternehmensgruppe gehört, hat einen Insolvenzantrag gestellt. 95 Mitarbeiter sind betroffen. Der Betrieb läuft vorerst „in vollem Umfang“ weiter, wie die Geschäftsführung und der Insolvenzverwalter gestern auf Nachfrage sagten. Von Siegfried Feuchter Weil am Rhein. Für die Mitarbeiter war es ein Schock, als ihnen Geschäftsführer Dirk Uhrhan und Insolvenzverwalter Stephan Rüdlin von der Kanzlei Schneider, Geiwitz und Partner aus Heilbronn bei einer Betriebsversammlung die unerfreuliche Nachricht überbrachten. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. Wie dann die Zukunft des traditionsreichen Unternehmens aussieht, ist noch ungewiss. „Wir setzen alles daran, dass der Betrieb weitergeführt werden kann“, sagte gestern Sabine Steinhauser, Assistentin der Geschäftsleitung. Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt Rüdlin bekräftigte: „Ich kann nichts versprechen und auch keine Wunder bewirken, aber ich werde zusammen mit Geschäftsführer Uhrhan alles versuchen, die Lofo auf neue Füße zu stellen.“ Auslöser für den Insolvenzantrag war letztlich die Entscheidung der Shinkong-Group, ihre deutsche Tochter finanziell nicht mehr zu unterstützen. Daraus ist zu folgern, dass sie an dem Unternehmen Lofo, das mit ihren hochwertigen Gießfolien zu den international führenden Unternehmen gehört, kein Interesse mehr hat. „Die taiwanesische Mutter hat die Reißleine gezogen. Diese Entscheidung ist hart und eine bittere Enttäuschung für Geschäftsführung und Mitarbeiter“, sagt Rüdlin und fügt hinzu: „Doch hinter diesem Schock verbirgt sich auch eine Chance.“ Schon länger ist die Situation der Firma Lofo angespannt, denn in den zurückliegenden zwölf Monaten musste kurzgearbeitet werden. Der schwierig gewordene Markt in Asien ist die Hauptursache dafür. Hier sei der Weiler Lofo bei den optischen Gießfolien inzwischen eine starke Konkurrenz erwachsen, sagte Rüdlin. Zudem könnten die Asiaten schneller liefern und unter anderen Bedingungen produzieren, wenn man nur an die Kosten und Umweltanforderungen denke. Dies wiederum wirkt sich auf den Preis aus, weshalb die asiatische Konkurrenz ihre Produkte preisgünstiger anbieten können. Während Lofo die Rohstoffe für die Produktion ihrer Folien, die beispielsweise in Fernsehern, Computern, Handys sowie in der Pharmazie und Elektronik eingesetzt werden, aus Asien bezieht, befindet sich der Hauptabsatzmarkt ebenso in Fernost. Das bedeutet, dass jeweils lange Transportwege anfallen. Die Asiaten dagegen, so erklärt Rüdlin, könnten schneller liefern, was ein Wettbewerbsvorteil sei. Bei den technischen Folien dagegen, für die es viele kleine Anwender gibt, liegt das Gros des Lofo-Kundenstamms in Europa. Was den Insolvenzverwalter „verhalten optimistisch“ stimmt, die Lofo möglicherweise in eine neue Zukunft führen zu können, ist zum einen „der sehr gute Eindruck“, den er von der Geschäftsführung und den Mitarbeitern gewonnen habe, zum anderen auch die Tatsache, dass Aufträge vorhanden und noch keine storniert worden seien. Jetzt, so Rüdlin, müsse man Kunden und Liefernaten von der Zukunftsfähigkeit der Lofo überzeugen. Außerdem gehöre es zu den Aufgaben, sich nach einem möglichen neuen Inhaber umschauen.