Was Tom Leischner, Leiter der Volkshochschule, vor eineinhalb Jahren in Weil am Rhein initiiert hat, entwickelt sich zu einer Erfolgsgeschichte: Das Repair-Café im Kesselhaus, das auf eine 2009 in Amsterdam geborene Idee zurückgeht, ist ein kleiner Beitrag zum nachhaltigen Handeln. Die gefragte Weiler Einrichtung sucht noch weitere Techniker, Tüftler und Hobbybastler. Von Siegfried Feuchter Weil am Rhein. Ob defekter Haarföhn und nicht mehr funktionierender Toaster, kaputte Nähmaschine oder verstummtes Radio, ob fahruntüchtiges Fahrrad oder alte Kaffeemaschine – es gibt fast nichts, was die versierten, ehrenamtlich tätigen Hobbytechniker nicht schon repariert haben. Bis zu 70 defekte Geräte werden gebracht, wenn das Repair-Café alle zwei Monate seine Tür öffnet. Der Andrang hängt auch immer vom Wetter ab, ebenso spielt die Ferienzeit eine Rolle. Im Schnitt kamen pro Öffnungstag zwischen 25 und 70 Leute – nicht nur aus Weil am Rhein, sondern auch aus zahlreichen Umlandgemeinden – von Grenzach, Steinen bis nach Bad Bellingen. Die von der Volkshochschule getragene Einrichtung will und kann keine Konkurrenz zum örtlichen Fachhandel sein, wie das ehrenamtliche Leitungsteam mit Tom Leischner, Helga Rauch, Wolfgang Neumann und Gudrun Greiwe gestern in einem Gespräch mit unserer Zeitung ausdrücklich betont hat. Vielfach, so Wolfgang Neumann, habe der Handel an aufwendigen Reparaturen auch gar kein Interesse, da diese dem Kunden zu teuer seien. Hinzu komme, dass die Industrie einige Geräte so konstruiert habe, dass sie nicht oder nur schwerlich mehr repariert werden können. „Wir haben zwar Möglichkeiten, aber auch uns sind Grenzen gesetzt – technisch und zeitlich“, erklärt Neumann. Elektronikgeräte werden nicht angenommen Beispielsweise werden im Repair-Café keine PCs, Smartphones oder Elektronikgeräte angenommen. Dazu fehlt mitunter nicht nur das Know-how, sondern auch das notwendige Werkzeug und die Ersatzteile. „Wir haben schon so manches vor dem Schrott gerettet“, sagt Gudrun Greiwe. Denn 60 Prozent der bislang angelieferten Geräte konnten wieder funktionstüchtig gemacht und damit vor dem voreiligen Wegwerfen gerettet werden. Bei dem kostenlosen Angebot der VHS für die Bevölkerung verweisen die Verantwortlichen auch auf einen sozialen Aspekt: Die Kunden des Repair-Cafés sollen nämlich beim Reparieren auch etwas lernen, da sie unter fachkundiger Anleitung selbst den Schrauber in die Hand nehmen können. Denn gemeinsam sollen kaputte Geräte wieder flott gemacht werden. Dazu gibt es wertvolle Tipps und Anregungen. Welchen Siegeszug das erste in Amsterdam eröffnete Repair-Café seit dem 18. Oktober 2009 angetreten hat, verdeutlichte Tom Leischner mit dem Hinweis auf mittlerweile 1 120 Repair-Cafés, die es in 27 Länden auf sechs Kontinenten gibt. „Dinge zu reparieren, macht Spaß, spart Geld, ist nachhaltig und schont die Umwelt“, sagt das Leitungsteam unisono und hofft nun auf Verstärkung. Noch weitere Expertennotwendig „Wir haben sogar einen ’Chirurgen’ im Team, der einem Plüschtier die ausgerenkten Arme wieder eingerenkt hat“, schmunzeln Wolfgang Neumann und Helga Rauch. Pro Öffnungstag sind in der Regel aus einem Pool von zwölf bis 15 Experten sechs oder sieben anwesend. „Es wäre gut, wenn es noch ein paar mehr wären“, sagt Tom Leischner mit dem Hinweis, dass es zwei Teams gibt – ein Annahmeteam, das die Besucher auch mit Kaffee und Kuchen versorgt, und das Reparaturteam. Übrigens: Die Reparaturen sind kostenlos, doch freut sich das Team über eine Spende. Denn mit dem Geld wird unter anderem auch Kleinwerkzeug angeschafft. „Es ist die Ausnahme, wenn jemand nichts gibt“, sagt Gudrun Greiwe. u  Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit im Repair-Café hat, soll sich bei der Weiler Volkshochschule unter repaircafeweil@web.de melden.