Weil am Rhein Mehr als eine „Einkaufstram“

Weiler Zeitung
Volle Trams und Veloparkplätze auch zur Pendlerzeit beweisen: Die „8“ ist nicht nur ein „Einkaufsexpress“. Foto: Boris Burkhardt Foto: Weiler Zeitung

Oberbürgermeister Wolfgang Dietz erkennt die Kritik Basler FDP-Politiker nicht an

Von Boris Burkhardt

Weil am Rhein/Basel. In Basel ist der Schrei nach der freien Wirtschaft verstummt. Die sonst sehr liberale Schweizer FDP wehrt sich nun gegen das eherne Marktgesetz von Angebot und Nachfrage. Der Großrat Christophe Haller kritisierte jüngst die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) für die geplante Taktverdichtung der 8er-Tram auf ganzwöchig 7,5 Minuten: Das halbstaatliche Transportunternehmen schädige mit diesen „Einkaufsfahrten“ die Basler Wirtschaft. Oberbürgermeister Wolfgang Dietz fühlt sich von diesem Vorwurf nicht angesprochen.

Zum einen, versicherte der Rathauschef gestern auf Nachfrage unserer Zeitung, habe die Stadt Weil am Rhein überhaupt nichts mit dieser Taktverdichtung zu tun. „Das entscheiden die BVB zusammen mit der Basler Regierung“, sagt er. Wohl habe es ursprünglich eine mündliche Absprache zwischen Weil und Basel über eine mögliche Taktverdichtung gegeben. „Es gibt aber dahingehend keinen Vertrag“, betonte Dietz.

Zum anderen will der Oberbürgermeister den Vorwurf der „Einkaufstram“ nicht gelten lassen. „Selbst jetzt in den Ferien waren heute morgen alle Veloparkplätze an der Endhaltestelle belegt“, verweist er auf den „sehr, sehr hohen Pendleranteil“ an den Fahrgästen.

Dem pflichtete auch Benno Jurt, stellvertretender Leiter des Amts für Mobilität im Basler Bau- und Verkehrsdepartement, bei: „Die Fahrgäste nutzen die Tram aus den unterschiedlichsten Gründen. Auch abends fahren Leute in beide Richtungen.“ Die grenzüberschreitende 8er-Tram sei ohne Zweifel eine „Erfolgsgeschichte“, betonte er wie viele Politiker zuvor: „Sie wurde viel besser angenommen als erwartet.“

Der Kanton und damit die BVB hätten einen gesetzlichen Transportauftrag, den sie erfüllen müssten: „Wir können die Leute nicht einfach an der Haltestelle stehen lassen.“ Das ÖPNV-Angebot sei sicher nicht die Ursache für den Einkaufstourismus, sagte Jurt im Hinblick auf den schwachen Euro. „Aber wenn die Basler schon in Weil einkaufen gehen, dann ist es uns lieber, wenn sie das mit der Tram tun, anstatt mit dem Auto.“ Denn letztendlich wolle der Kanton diese Tram-Verbindung in erster Linie, um seinem verfassungsmäßigen Ziel nachzukommen: den Autoverkehr in der Stadt zu reduzieren.

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