Von Daniela Buch Weil am Rhein. Auf seiner Lesetour hat der Moderator, Journalist und Autor Wieland Backes am Freitagabend auf Einladung der Buchhandlung Müller auch in Weil am Rhein Station gemacht. Im Haus der Volksbildung las er vor mehr als 200 Besuchern aus seinen Büchern vor, und plauderte über berufliche und private Erkenntnisse, die er durch seine Sendung „Nachtcafé“ gewann. Zum Beispiel was es bedeuten kann, Glück im Unglück zu haben: die erste Sendung des „Nachtcafé“ wurde mit Verspätung ausgestrahlt, allerdings nach der Übertragung einer Fasnachtssitzung ausgestrahlt, was dazu führte, dass zum einen sehr viele Leute vor dem Fernseher saßen. Obendrein gab es positive Presserezensionen, die das „Nachtcafé“ etwa als ein „gut verstecktes Schmuckstück” bezeichneten. „Die Sendung war von Anfang an unumstritten – auch der Moderator. Und ich war mein eigener Chef und habe mich nie entlassen”, schmunzelte Wieland Backes. Ein bisschen erinnerte die Inszenierung des Abends tatsächlich an die Sendung „Nachtcafé”, die so erfolgreiche Gesprächsrunde, die Wieland Backes über Jahrzehnte als Gastgeber leitete. Platziert an einem kleinen, runden Tisch, perfekt vom Schweinwerferlicht ausgeleuchtet und tontechnisch einwandfrei zu hören, schlüpfte Wieland Backes für einmal in die Rolle desjenigen, der die Fragen beantwortete. Als Gesprächspartnerin saß ihm SWR-Journalistin Eva Röder zur Seite. Beide bescherten den Besuchern ein Meisterstück gepflegter Unterhaltung. Mit Rezitationen aus dem aktuellen Buch „Mein neues Zitatebuch”, einer Sammlung von 400 Zitaten und Aphorismen, eröffneten sie jeweils eine Runde. Dazu las Wieland Backes einige amüsante und turbulente Kapitel aus seinem 2009 erschienenen Rückblick „Geschichten aus dem Nachtcafé” vor. Einige amüsante und turbulente Kapitel aus dem „Nachtcafé Beispielsweise jene Episode „Blaues Blut und Prinzenrolle” über Begegnungen von echtem und falschem Adel mit der explosiven Gästemischung Jutta von Ditfurth, die für die staatliche Enteignung der Ländereien von Adligen plädierte, dem adoptierten und geschäftstüchtigen Frederic Prinz von Anhalt und dem Herzog Karl von Württemberg, der als Eigenschaften des Adels Disziplin, Prinzipientreue und ein unaufdringliches Standesbewusstsein verkündete. Eines dieser Merkmale bescheinigte er sich später im Gespräch dann selbst. „Von Nix kommt nix. Disziplin war ein wesentliches Merkmal meines Lebens. Das ist wie eine fröhliche Form von Selbstversklavung, aber ohne geht es nicht”, stellte Wieland Backes fest. Auch dürfe man nie das Gefühl haben „jetzt kann ich’s, jetzt mach’ ich das mit links”. Dies wäre vielmehr der Anfang vom Ende. Gleichwohl wolle er künftig die Hektik hinter sich lassen. „Ich möchte im Alter ein Flaneur werden”, bekannte Wieland Backes. Das Publikum lachte im Verlauf des Abends immer wieder herzlich auf und applaudierte. Nicht dass von der Bühne herab nur heitere Dinge zur Sprache gekommen wären. Es ging auch um schwierige und belastende Situationen, die Notwendigkeit höchster Sensibilität seitens der Moderation – und da wurde es dann ganz still im Saal. Das „Nachtcafé“ sei für ihn ein Stück weit auch wie eine Schule des Lebens gewesen. „Da gab es so viele Schicksale, und so vieles, was man neben und hinter den Kulissen erfahren hat”, blickte Wieland Backes zurück. Und dennoch habe er nie den Glauben an die Menschen und das Leben verloren, sondern sei dem Leben stets zugewandt geblieben. „Ich klinge im Hier und Jetzt, lebe im Moment”, sagte er. Nach wie vor moderiert Wieland Backes die Ratesendung „Ich trage einen großen Namen” und unterrichtet an der Hochschule für Medien in Stuttgart. Für den Beruf des Moderators brauche man ein Grundtalent und eine „gute Brise Narzissmus”, erklärte er: „Man muss schon den Willen haben, sich vor die Kamera zu stellen und das nicht peinlich zu finden.” Wichtig sei es, ein Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten, eine eigene Kontur herauszufiltern und das Individuelle zu stärken. „Die Zuschauer können sich dann mit einem Moderator identifizieren oder abgrenzen. Man sollte eine Figur sein, die nicht austauschbar ist.”