Weil am Rhein Mikrokosmos der Schöpfung

Weiler Zeitung
Naturfotografie von Sigrid Schaub Foto: Jürgen Scharf Foto: Weiler Zeitung

Sigrid Schaub stellt in der Galerie Stapflehus aus: Fotografie und Malerei

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Kaum ein Motiv ist in der Pflanzenfotografie so dankbar wie eine Rose oder eine andere Blumenart. Die Makro-Blumenfotografie lässt geheimnisvolle Blütenformen neuartig erscheinen. Auch Sigrid Schaub setzt Blumen, Blüten, Pflanzen und Gräser ins rechte Licht. Es muss ja nicht unbedingt eine Rose sein, dafür Amaryllis, eine große Iris, Hyazinthen, Sommergladiolen. Der vollen Blüte, Blütenblättern und -kelchen verschafft die Künstlerin in Nahaufnahmen den rechten Fokus. So wirken viele überraschende Details durch die Vergrößerung ungewohnt neu.

Schaub ist eine wahre Botanikerin. Sie zeigt sich nicht nur auf dem beliebten Feld der Pflanzenfotografie kreativ und bringt fast malerische Kompositionen in Fine Art-Prints auf Papier – sie hat sich auch mit Charme und Malkultur der Blumenmalerei selber verschrieben. Dass die in Märkt lebende Malerin und Fotografin zu den vielfältigsten Kunstschaffenden in der Region gehört, sieht man in ihrer Ausstellung in der Städtischen Galerie Stapflehus in Weil am Rhein. In diesen historischen Räumen hat Schaub 17 Jahre lang die städtischen Ausstellungen kuratiert – mit nachhaltiger Wirkung. Jetzt ist sie in das Ausstellungshaus zurückgekehrt und zeigt an ihrem ehemaligen Wirkungsort eigene Arbeiten von 1960 bis 2015.

Wer die drei Stockwerke durchstreift, stößt auf ganze Serien von Farbstiftzeichnungen. Feine, präzise Naturstudien aus dem Bereich von Flora und Fauna, die Schaubs sensible Handschrift verraten und das ehrliche Anliegen der Künstlerin spüren lassen, sich mit der Erhaltung der Natur zu beschäftigen. Im eigenen Garten beobachtete Vögel werden penibel porträtiert; die wie mit dem Silberstift ziselierten Gefieder dürften in einem ornithologischen Lehrbuch nicht exakter wiedergegeben sein.

Die ebenso filigran und naturnah gezeichneten Wiesenblumen könnten indes aus einem Herbarium stammen. Die „Samenbank“, Wollgras und Zittergras, diese feinsten Gespinste, die in natura nur fingernagelgroß sind und in den Zeichnungen und Foto-Prints als riesig vergrößerter Ausschnitt erscheinen, werden zur besseren Veranschaulichung im Original im Glas danebengestellt: eine Lehrstunde in Botanik.

Schaubs bevorzugter Ausdruckträger ist das Papier. Man muss unwillkürlich an die Basler Papiermühle denken und die Vielzahl von Papierschöpfungen, wenn man ihr Material betrachtet: Maulbeerbaumpapier, Reispapier, Origami, Bütten, Zigarettenpapier. So entstehen sehr feine Materialbilder und collageähnliche Objektbilder, in die nicht nur verschiedene Papierarten, sondern auch Naturfundstücke – einmal sogar ein Hirschkäfer – eingearbeitet werden.

Formal vereinfacht Sigrid Schaub ihre Arbeiten immer mehr bis hin zu den sehr grafisch wirkenden Papierschnitten mit Zeitungspapier („Newspaper“) oder den originellen „Zugvögeln“ aus ausgeschnittenen kleinen Papierdreiecken, die zum Vogelschwarm werden. Neu sind rasterähnliche Bilder („Fachwerk“), deren geometrische Muster von Fachwerkhäusern inspiriert sind. Das in einem Objektbild eingeschriebene Kant-Zitat („der bestirnte Himmel über mir“) erinnert daran, dass Schaub selber Schriftenmalerin ist.

Neben vielen bewundernden Naturbeobachtungen, Stillleben und Naturstrukturen, in denen der ganze Mikrokosmos der Schöpfung bildlich umgesetzt erscheint, entdeckt man auch Porträts: von den Kinderbildern der eigenen Enkel („Wir sind die Guten“) bis zu einem „Selfie“ (1960). Bereits die frühen Tierzeichnungen in der Werkauswahl aus 55 Jahren zeigen, dass Sigrid Schaub schon am Anfang ihrer künstlerischen Laufbahn ein Auge für die Kreatur und die Natur hatte. u Bis 26. April, Samstag 15-18, Sonn- und Feiertag, 14- bis 18 Uhr

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