Die Altweiler Kirche ist ein Gotteshaus mit bewegter Geschichte und kaum jemand kennt sich darin besser aus als Rosemarie Stern, die hier während 22 Jahren das Kirchendieneramt versah. Sie hat in dieser Zeit „ihre“ Kirche wie die eigene Wohnung gepflegt, den Blumenschmuck für die Gottesdienste besorgt und alles gesammelt, was sie zur Kirchen-Historie auftreiben konnte. Von Walter Bronner Weil am Rhein. Unzählige Fotos, Zeichnungen und Gemäldekopien, Schriftdokumente, Zeitungsberichte, Protokolle, Briefe und anderes Schriftgut kamen so zusammen und sind jetzt an zwölf Stellwänden im hinteren Teil des Kirchenschiffs ausgestellt. Am Sonntag bot Rosemarie Stern eine Führung dazu an, zu der sich eine ansehnliche Interessentengruppe zunächst vor dem Gotteshaus versammelte und wesentliche Informationen zur Baugeschichte, zu architektonischen Eigenheiten und zum ehemaligen Friedhof hier bekam. Anschaulich berichtete Rosemarie Stern von kriegerischen Heimsuchungen des Gotteshauses, wie anno 1688 kroatische Truppen hier ihren Pferdestall etablierten, den Boden herausrissen und alles, was nicht niet- und nagelfest, stahlen oder demolierten. Ihren historischen Streifzug startete sie aber bereits im Jahr 786, von dem eine Schenkungsurkunde an das Kloster St. Gallen existiert, eine weitere urkundliche Erwähnung von 1275 dokumentiert die Altarweihe durch einen kirchlichen Würdenträger von Konstanz und eine dritte von 1323 eine bauliche Erneuerung. Der Taufstein von damals steht heute noch vor dem Altarraum. Dass die arme Kirchengemeinde speziell nach Kriegsschäden von Basel, aber auch von Arlesheim unterstützt wurde, war ebenfalls zu erfahren. Konfessionelle Abgrenzungen zwischen den Reformierten und Lutheranern bescherten der Altweiler Gemeinde Massenandrang von jenseits des Rhein, wodurch die einheimische Bevölkerung bei Gottesdiensten „außen vor“ blieb. Verschiedene Anekdoten Und der Pfarrer ersuchte zudem immer wieder in Bittbriefen an den Markgrafen lange vergeblich um einen größeren Kirchenbau. „Wir haben das einmal vor Jahren in einem Laienspiel dargestellt“, erinnerte sich Rosemarie Stern und auch an den schönen Erfolg der Aufführung. Endlich 1791, konnte der Erweiterungsbau eingeweiht werden, was gegenwärtig mit Feiern zum 225-jährigen Bestehen gewürdigt wird. Manche weitere Anekdote bereicherte die weiteren Erläuterungen Rosemarie Sterns, darunter auch die vom Blitzschlag, der die Sandsteinkreuze auf der Turmspitze zerstörte, kurz nachdem dieser „hässlichste Kirchturm des Markgräflerlandes“ anno 1906 durch ein weiteres Geschoss aufgehübscht worden war. Weitere Ausführungen galten auch dem wechselvollen Geschick des Geläuts, das in Kriegszeiten in Kanonen umgeschmolzen wurde. Ebenso der Orgel aus der berühmten bayrischen Werkstatt Steinmeyer. Und wie die klingt, durften sich die Teilnehmer der Führung noch abschließend anhören, als der seit über 60 Jahren hier musizierende Organist Markus Mehlin noch eine Kostprobe seines Könnens gab.