Von Jürgen Scharf Hüningen-Märkt. Mit „Classic Rock“ waren sie schon einmal im Le Triangle im elsässischen Hüningen. Ein schöner Saal, zwar mit einer trockenen Akustik, aber mit ansteigender Besuchertribüne und gutem Überblick auf die Bühne. Eigentlich ein idealer zusätzlicher Konzertort für die Weiler Orchestergesellschaft, die hier am Samstag ihr erstes Herbstkonzert gab, dem am Sonntag in der Altrheinhalle Märkt an angestammten Platz die Wiederholung folgte. Angefangen hat das Konzert mit einem Kleinod, der Rosamunde-Ouvertüre zu einer Schauspielmusik. Das Orchester unter Leitung von Franck Nilly, der sich in seiner Muttersprache ans französische Publikum wandte, gab der melodienreichen, romantisch-lieblichen Musik, was sie verlangt. Danach stand Robert Schumanns spätes Cellokonzert auf dem Programm, ein Werk, das dank vieler jüngerer Cellistinnen und Cellisten schon länger nicht mehr eine untergeordnete Rolle im Repertoire spielt. Mit den Virtuosenkonzerten aus dem frühen 19. Jahrhundert hat es wenig zu tun, schon die ursprüngliche Bezeichnung „Concertstück“ weist auf etwas anderes hin. Es ist eine poetische Musik, sehr sehnsüchtig, wie eine Erinnerung. Lange galt das Werk als unspielbar. Man muss diesen besonderen Ausdruck finden, keine leichte Sache für die Solisten. Isabel Gehweiler hat die Fähigkeit, den romantisch-reflektierenden Gehalt dieses Cellokonzerts zu erspüren und die kantilenen Passagen schön und warmherzig zu spielen. Die Interpretation gelingt ihr unprätentiös. Es ist kein Selbstgespräch mit Nach-innen-Lauschen Orchesterkulisse, sondern ein Dialog. Die junge Cellistin fällt durch ihre innere Beteiligung auf, den weltabgewandten Blick nach oben, das Spiel mit geschlossenen Augen. Dieses Nach-innen-Lauschen trifft die melancholische Stimmung. Bei Gehweilers virtuosen Vortrag fiel während der Hüninger Aufführung ein kleiner Aussetzer überhaupt nicht ins Gewicht, sondern machte das Konzert noch geheimnisvoller, als es schon ist. Das Orchester begleitete die Solistin aufmerksam. Unter Bizets „Greatest Hits“ kann man die beiden beliebten Arlesienne-Suiten einreihen, darunter die schmissige Farandole, aber auch andere sehr schöne Melodien, Motive, Stimmungen und Charaktere, die das Orchester mit sensiblem Sinn für das exotische Kolorit gestaltete, so dass man in den Hirtenmelodien und den alten französischen Liedern bei der Wiedergabe von einem provenzalischen Ton sprechen kann. Auch einzelne Stimmen wie das Saxofon (sehr elegisch), Tambourin und Carillon (Glockenspiel) waren in der klaren Akustik für die Zuhörer detailgenau hörbar. Die Schönheit der Schauspielmusik, in der es um Liebe, Leidenschaft und Eifersucht geht, wurde so durchaus deutlich. Warum aber dieses brillante Orchesterwerk etwas zögerlich und spannungsarm daherkam, musste bei dem an sich dynamischen Dirigenten überraschen. Das konnte eigentlich nur mit der problematischen Akustik im Le Triangle zusammenhängen, bei der sich die Musiker gegenseitig nicht so gut hören können. Dafür hörte das Publikum umso plastischer die Stimmenverläufe. In Märkt dürfte das möglicherweise wieder ganz anders geklungen haben.