Es ist unmöglich zu sagen, wie viele Gespräche auf der Ausbildungsbörse geführt wurden. Möglich ist hingegen zu sagen, dass zahllose Möglichkeiten zum Austausch zwischen künftigen Lehrlingen, aktuellen Auszubildenden und auch Personalverantwortlichen bestanden und genutzt wurden. Der Markt der Möglichkeiten mit 250 Berufsbildern war in der Realschule Dreiländereck und im Oberrhein-Gymnasium am Samstag aufgebaut. Von Marco Fraune Weil am Rhein. Florian Schell ist auf Nummer sicher gegangen. Sein Vater begleitet den Neuntklässler. Was der Realschüler werden will" „Noch keine Ahnung“, gibt der 14-Jährige offen zu. Eine Woche vor den Herbstferien steht jedenfalls ein Praktikum an. In der Rheha-Klinik Markgräflerland könnte die Idee, später als Physiotherapeut zu arbeiten, reifen, weiß Vater Klaus Schell um die nun heißere Findungsphase. Denn: „Es ist schwer, was auszuwählen.“ 90 Prozent der Mitschüler von Florian würden noch nicht wissen, was sie später für einen Beruf ergreifen wollen. „Das ist Interesse ist da, aber der Weg ist noch unklar.“ Arbeitgeber suchen Das ist auch der Ansatzpunkt der Ausbildungsbörse. Als diese noch vor eineinhalb Jahrzehnten in ihren Kinderschuhen steckte, suchten die Schulabgänger händeringend eine freie Lehrstelle bei einem passenden Arbeitgeber. Nun, da die von der Stadt Weil am Rhein auf die Beine gestellte Börse das Erwachsenenalter erreicht hat, buhlen die Arbeitgeber um die Bewerber. „Die Unternehmen brauchen junge Leute. Die Betriebe sind auf der Suche“, weiß auch Oberbürgermeister Wolfgang Dietz. Uwe Pommerening, Personalleiter bei Conductix-Wampfler, differenziert dabei klar. Im kaufmännischen Bereich fliegen ihm für eine Lehrstelle 100 Bewerbungen zu, beim Industriemechaniker bewerben sich für zwei bis drei Stellen nur zehn bis 15 Jugendliche. „Wo es klemmt, sind die technischen Berufsbilder.“ Auf der Messe gehe es aber nicht darum, den Nachwuchs an Land zu ziehen, sondern den jungen Leuten die eigenen Erfahrungen zu schildern. So steht direkt neben ihm Katrin Huber, die 2009 noch selbst nach dem passenden Beruf auf der Ausbildungsbörse gesucht hat und nun zur Conductix-Wampfler-Belegschaft gehört. Dass Auszubildende mögliche neue Auszubildende informieren, zieht sich wie ein roter Faden durch die Messestände der insgesamt 135 Aussteller. So steht am Endress+Hauser-Stand Pascal Matt, der ein Studium an der Fachhochschule in Offenburg mit der Ausbildung im Betrieb kombiniert, um als Industriemechaniker dem Fachkräftemangel in der Region gegenzusteuern. Bundesfreiwilligendienst Zuerst ein Jahr Bundesfreiwilligendienst zwischen der Schule und dem Berufsleben wird eventuell Lara Koller aus Efringen-Kirchen einschieben. „Ich bin noch nicht sicher, wohin ich will“, erklärt die 15-Jährige. Eventuell ein Soziales Gymnasium oder ins Krankenhaus nennt sie Optionen. Mit einem Jahr als „Bufdi“ könnte sie einen Orientierungspuffer einbauen, so die Überlegung – die auch andere Jugendliche haben. Waltraud Sink, Beraterin in der heimischen Bundesfreiwilligendienstabteilung, ist von der seit fünf Jahren möglichen Option überzeugt. „Viele finden in der Zeit des Bundesfreiwilligendienstes ihre Richtung.“ 60 Prozent der Bufdis seien sogar weiblich. Kitas, Lebenshilfe oder Flüchtlingsbetreuungen sind einige der Optionen. Aufklärung geboten Wichtige Informationen über die Berufe gibt es auch. Meike Zimmermann hat beispielsweise erfahren, dass beim Hauptzollamt das ungeliebte Sportabzeichen erforderlich ist. Dafür neu in den Blick gerückt ist für sie der Beruf der Justizfachangestellten. Die 15-jährige Lörracherin will auf alle Fälle etwas im Büro machen – und geht mit ihrer Mutter Heidrun Zimmermann weiter in Richtung des Standes der Stadt Weil, die nicht nur unter der Federführung von Personalchef Christoph Braun und Andrea Steinebrunner die Messe organisiert, sondern auch selbst Nachwuchskräfte sucht. Auf der Bildungsmesse „Cult“ in Lörrach habe Meike Zimmermann nicht so eine große Anzahl an Möglichkeiten und Ausstellern gesehen. Konzept überzeugt Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee zeigt sich überzeugt von der Ausbildungsbörse. Erstens sei sie „richtig groß“, erklärte Rainer Reisgies, Ausbildungsberater der IHK. „Damit bietet sie ein Spiegelbild der Ausbildungsmöglichkeiten.“ Zweitens könne kein Online-Angebot die persönliche Beratung ersetzen. Der Ausbildungsleiter des Amtsgerichts Lörrach, Gerd Wernthaler, bezeichnet die Teilnahme von Arbeitgeberseite sogar als „ein Muss“. Viele Auszubildende hätten den Weg zum Amtsgericht über die Weiler Ausbildungsbörse gefunden. Auch um ihn herum laufen derweil die Gespräche weiter – unzählige sind es an diesem Tag.