Mit der Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks der EDF ist auch der stark frequentierte Verbindungsweg entlang des Grand Canal d’Alsace wieder durchgängig nutzbar. Von Hanspeter Bartsch Weil am Rhein-Märkt. Fünf Jahre lang voller Einschränkungen im Baustellenbereich mit Umleitung auf unbefestigten Schotterwegen, Staub und Dreck, Absteigen und Schieben, gefährlichem Baustellenverkehr, Warten an Ampeln.Das ist nun vorbei. Blick zurück Im Versailler Vertrag wurde die wirtschaftliche Nutzung des Oberrheins Frankreich zugesprochen. In der Folge entstanden nicht nur der für die Schifffahrt entscheidende Grand Canal d’Alsace, sondern an diesem auch eine ganze Reihe von Wasserkraftwerken wie Kembs, Ottmarsheim, Fessenheim und Vogelgrün. Bei der Neuvergabe der Wassernutzungsrechte im Jahr 2010 wurde festgelegt, dass die beim Stauwehr Märkt in den Altrhein fließende Wassermenge aus ökologischen Gründen erheblich erhöht werden sollte. So können nun, abhängig von der Jahreszeit, zwischen 52 und 150 Kubikmeter pro Sekunde in den Altrhein geleitet werden. Bei der alten Konzession lag das Maximum bei 30 Kubikmetern. Für die Wasserkraftwerke am Canal d’Alsace bedeutet dies einen Produktionsverlust in Höhe von 112 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr. Der Energieversorger EDF entschloss sich deshalb, einen Teil dieses Wassers auch zur Stromherstellung und zur ökologischen Aufwertung der Rheininsel zu nutzen.Das neue Wasserkraftwerk 13 000 Kubikmeter Beton und 1600 Tonnen Stahl wurden verbaut. Sieben Kubikmeter Wasser pro Sekunde treiben die beiden Turbinen an und erzeugen 8,4 Megawatt Strom pro Jahr. Damit kann der Bedarf von 10 000 Haushalten gedeckt werden. Die „Electricité de France“, das staatliche Energieversorgungsunternehmen, investierte in diese Anlage 50 Millionen Euro. Neben der Stromproduktion wurden auch ökologische Aspekte berücksichtigt: Zwei parallele Fischpässe, je einer für Auf- und Abstieg der Fische, wurden in die Krafttwerkskonzeption integriert. Sie sollen die Durchwanderbarkeit des Rheins insbesondere für große Fischarten ermöglichen. Ein komplexes System von 46 betonierten Becken erlaubt den Fischen die elf Höhenmeter vom Altrhein zum Canal d’Alsace zu überwinden. Und ein Stück weiter nördlich entdeckt man rechter Hand einen in eine Kieslandschaft eingebetteten Wasserlauf. Es handelt sich hier um den kleinsten und jüngsten Spross von „Vater Rhein“. Die Franzosen nennen ihn den „Petit Rhin“. Er wird durch das Wasser des Kraftwerks gespeist, ist etwa sieben Kilometer lang und folgt dem Verlauf eines alten Rheinarms, bevor er, mit einer weiteren Fischtreppe versehen, in den Altrhein mündet. Neue Auenlandschaft Dieses Areal von etwa hundert Hektar, das bis in jüngste Zeit landwirtschaftlich genutzt wurde, soll künftig Teil einer neuen Auenlandschaft werden. Für die Renaturierung mussten 380 000 Kubikmeter Erde und Kies bewegt werden. Außerdem wurden 150 000 Neupflanzungen vorgenommen. Oberstes Ziel Biodiversität für Flora und Fauna sind wichtige Ziele. Das neue Naturschutzgebiet wird von den erfahrenen Fachleuten aus der Petite Camargue Alsacienne betreut. Die EDF hat für diese Umweltmaßnahmen insgesamt weitere zehn Millionen Euro ausgegeben. Bei der kürzlich erfolgten Einweihung der Anlage war französische politische Prominenz anwesend, unter anderem Philippe Richert, der Präsident der neuen Region Grand Est.