In der Veranstaltungsreihe „Weiler Gespräche“ der Bürgerstiftung Weil am Rhein war am Donnerstagabend die Sportlerin Nicole Grether zu Gast, zweifache Olympiateilnehmerin, Vize-Europameisterin und 27-fache deutsche Meisterin im Badminton. Von Daniela Buch Weil am Rhein. Es sei eine Freude, eine so anerkannte Sportlerin live erleben zu dürfen, sagte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz, Vorsitzender des Stiftungsrats, bei der Begrüßung der rund 40 Besucher im Gewölbekeller des Alten Rathauses. Auch lobte er SWR-Moderator Matthias Zeller, dem es stets gelinge, seinen Gesprächspartnern die letzten Geheimnisse und Quellen der Motivation zu entlocken, was wiederum zum Erfolg der Veranstaltungsreihe beitrage, mit der man die Bürgerstiftung „in den Köpfen der Menschen verankern“ wolle. Der Name Bürgerstiftung sei in Weil am Rhein tatsächlich Programm, da sie von vielen Bürgern mit großen und kleinen Spenden ins Leben gerufen wurde, stellte OB Dietz fest. In Schopfheim geboren und aufgewachsen, von Kindesbeinen an mit einer großen Begeisterung für Bewegung und Sport ausgestattet, die volle Unterstützung ihrer Familie immer gewiss, sollte Nicole Grether der Badminton-Leistungssport alsbald auf die Reise gehen lassen. Um die 150 000 Kilometer flog sie zuletzt jährlich um die Welt, spielte etwa am Sonntag in Tahiti, am Mittwoch in Neu-Dehli und am Freitag in San Francisco. Allein im Jahr standen 42 Turniere für Nicole Grether auf dem Programm. Früh schon ging sie von Zuhause fort, immer das Ziel vor Augen, die sportlichen Leistungen zu verbessern. Mit 17 Jahren bekam sie eine Einladung ins National-team und machte sich auf den Weg zum Olympiastützpunkt nach Saarbrücken. Nächste Station war die Sportfördergruppe in der Bundeswehr, die es ihr ermöglichte, sich 100 Prozent auf den Sport zu konzentrieren. Nachdem sie dann als zweites Standbein für die Zeit nach dem Sport eine Ausbildung zur Reiseverkehrsfrau in Berlin absolviert hatte, landete sie erneut bei der Bundeswehr und brachte es dort bis zum Oberfeldwebel. Ihren ersten deutschen Meistertitel holte sich Nicole Grether im Alter von nur 14 Jahren. Die Höhepunkte ihrer sportlichen Karriere waren die Teilnahmen an den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 und in Athen im Jahr 2004. Aus einer weiteren Olympia-Teilnahme 2008 in Peking wurde dann nichts, da ein Riss in der Achillessehne während der Qualifikationsphase den sportlichen Plänen einen Strich durch die Rechnung machte. Die letzten paar Jahre habe sie das Pensum langsam runtergefahren und ausklingen lassen, spiele nunmehr in einem Verein aus Village-Neuf in der dritten französischen Liga, erzählte sie. Kinder und Jugendliche zu mehr Bewegung zu bringen und für den Sport zu begeistern, hat sich Nicole Grether seit 2008 verstärkt zum Ziel gesetzt. Mit ihrer Doppelpartnerin Charmaine Reid besucht sie weltweit Schulen und bringt Theorie und Praxis im Unterricht zusammen. „Glücklich, zufrieden und ehrlich zu sein“, sei für sie das Wichtigste im Leben, erklärte Nicole Grether, die seit zwei Jahren wieder in Schopfheim lebt. „Zurück zu den Wurzeln“, meinte sie lachend und ergänzte: „Ich fühle mich richtig wohl und weiß alles mehr zu schätzen, weil ich so lange weg war.“ Aus Niederlagen lerne man am meisten, sie seien ein wichtiger Bestandteil, um sich weiterzuentwickeln. Wesentlich sei, zu analysieren, an was es gelegen habe, und zu versuchen, es das nächste Mal besser zu machen, das habe sie durch den Sport gelernt. „Nicht aufgeben, kämpfen und das Beste aus sich herausholen“, gab die 41-Jährige als Ratschlag mit. Herzlicher Applaus folgte auf das offizielle Gespräch, und in der Fragerunde mit dem Publikum regte ein Zuschauer an, Nicole Grether möge doch bitte ein Buch schreiben, da sie so viel Interessantes zu erzählen habe. „Vielen Dank für das offene und informative Gespräch“, sagte auch Vorsitzender Jürgen Allweier, und erinnerte daran, dass die Bürgerstiftung in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen feiere. Das kleine Jubiläum werde man mit weiteren Veranstaltungen begehen, kündigte er an.