Weil am Rhein Raumfahrer und Knilche

Weiler Zeitung
Männlicher Schalk: Marco Schuler neben seiner Fantasiefigur „Invador“ in der „Homunculi“-Ausstellung. Foto: Jürgen Scharf Foto: Weiler Zeitung

Marco Schuler und das Motiv des Homunculus im Weiler Stapflehus

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Hilfe, die Homunculi sind unter uns! Gleich 24 von ihnen bevölkern zurzeit das Weiler Stapflehus. Aber keine Angst, es sind keine grünen Marsmännchen, doch sie haben schon Ähnlichkeit mit Fantasiewesen aus der Comic- und E.T.-Welt, mit Robotern oder Astronauten.

Als künstliches Wesen erscheint die Figur des Homunculus schon im „Faust II“, als „kleiner Mann“ im Reagenzglas. Jetzt hat der in Mauchen lebende Künstler Marco Schuler das Motiv des Homunculus wieder aufgenommen. Im Kunstverein Weil zeigt er seine „kleinen Menschen“: bizarre Wesen, die auf dem Boden, auf Podesten oder Kopf stehen („Raumfahrer“). Sie können auch mal vier Beine haben. So ein ulkiges Hundewesen lugt um die Ecke hinter einer Säule, ein Pudel? Würde ja zu Faust passen!

Schon die alten Alchemisten wollten künstliches Leben erschaffen und vielleicht sieht sich Schuler als ein moderner Alchemist, wenn er mit Styropor und Aluminium hantiert, Figuren aussägt und sie dann als „verlorene Form“ im direkten Aluguss herstellt. Also ein heutiges, auch ein technisches Material.

Mancher Schwarzwaldgänger wird sich noch daran erinnern, dass Marco Schuler 2012 das Belchenkreuz mit einer Art Palisadenwand mit Gucklöchern (Augen) versteckt hat. Aus 30 Holzbänken, die zum Freiburger Papstbesuch von Benedikt hergestellt wurden, hat er diese Holzwand um das Gipfelkreuz gebaut. Mancher Wanderer fand es nicht so gut, die Kirchenoberen aber ganz passend als Tabernakel-Symbol. Diese „Orbi“-Holzskulptur taucht auch wieder in einer ganzen Reihe von Bildern im Erdgeschoss auf. Immer wieder sieht man diese aufgerissenen dunklen Augenhöhlen. Meinen sie Erschrecken? Immerhin ein magischer Blick, der auch in dem großen Bild „Invador“ auffällt, wo die Kopffigur quasi eine Augenmaske trägt und auf (weiblichen?) Hügeln balanciert. Explizit bezieht sich der Künstler in seiner Malerei öfter auf die Papstbänke, und er hat primär grafisch-flächigere Arbeiten ausgewählt.

Großäugige Kopfmenschen, bizarre Wesen mit Namen wie „Riese und Zwerg“, „Käpsele“, „Operator“, „Knilch“ oder „Mumpitz“ trifft man dann im ersten Obergeschoss an. Es sind oft sogar Paarfiguren aus einem ursprünglichen gemeinsamen Block gestaltet, als X- und Y-Chromosom, roboterartige Wesen, auch mit Rüstungen und Helmen, schaufelartigen Armen, panzerähnlich ausstaffierte Figuren, die etwas von der Bizarrerie und der grotesken Welt erzählen. Manchmal denkt man, hier hat einer den großen Skulpteur Giacometti auf zeitgemäße Art weitergedacht und -entwickelt; aber auch Dubuffet scheint manchmal als Vorbild hineinzuspielen.

Die silbrigen Homunculi stehen wie in einem Figurenkabinett als Körper im Raum, naiv, spielerisch, schalkhaft, mal wie gnomenhafte Mischwesen. Eine ganze Fantasiewelt, die ein bisschen an eine karikaturhafte Figurensprache erinnert. Immer wieder betont Schuler auch bei diesen Alu-„Menschlein“ das Augenmotiv.

In seinen Videoarbeiten findet die menschliche Komik genauso Anwendung. Einen Stock höher kann man den Künstler selber als Homunculus erleben. Im orangefarbenen Overall agiert er als One-Man-Darsteller in sieben kurzen Videos, für die er bekannt ist. Videokunst scheint überhaupt eine seiner Stärken zu sein. Davon konnte man sich schon im November des letzten Jahres überzeugen, als der Kunstverein im Kanderner Kino Künstlervideos gezeigt hat. Unter diesen „Movies“ waren auch welche von Schuler.

Der eigene Körper als Versuchsanordnung: schon eine sportliche Leistung, wie der umtriebige Künstler im wahrsten Sinne des Wortes etwas bewegen will. Schuler klettert ohne Steigeisen einen Baum hoch, hangelt sich wie Koalas an einem gebogenen Baumstamm entlang, kriecht durch ein Rohr oder sprengt sich knisternd aus einem Styroporblock heraus. Diese knappen, prägnanten Videos sind schon wahre „Blockbuster“! u  Bis 28. Juni, Sa 15-18, Sonn- und Feiertag 14-18 Uhr

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