Weil am Rhein (db). Zu einem Spaziergang auf dem Regio-Kunstweg hatte Stadtführerin Rena Hadji-Cheykh eingeladen. Der Weg war seinerzeit anlässlich der Landesgartenschau „Grün 99” als Symbol für die grenzüberschreitende Verknüpfung der Naherholungsgebiete angelegt worden. Der Regio-Kunstweg, der von Fußgängern und Radfahrern sehr rege genutzt wird, führt von der Trinkwasseraufbereitungsanlage der Stadt Basel durch die Langen Erlen über den Wiesefluss und quer durchs Mattfeld bis zum „Platz der drei Länder” im Dreiländergarten in Weil am Rhein. Vorbei an Feldern und Wiesen voller Wildblumen und Gräser, im wärmenden Schein der Nachmittagssonne und begleitet vom Zwitschern der Vögel und dem Zirpen der Grillen, später dann durch schattige Waldstücke und über die Brücke der Wiese, marschierten die Teilnehmer eine Strecke von insgesamt gut fünf Kilometern. An den wenigen, dafür markanten Skulpturen, die von deutschen und schweizerischen Künstlern geschaffen wurden, legte die Gruppe stets einen kleinen Halt ein, und Rena Hadji-Cheykh berichtete über die Herkunft und künstlerische Symbolik der Werke. Die drei geschichteten „Trias”-Ziegeltürme von Reiner Seliger, die den Mittelpunkt des Dreilandes markieren, fügen sich harmonisch ins Landschaftsbild ein. Dass die Spitzen der Türme mittlerweile von Pflanzen überwuchert werden, ist dabei gewollter Teil des Konzeptes von Landart, die mit der Natur quasi verschmilzt. Der Zahn der Zeit indes nagt ungewollt am Würfel „Im Glück” von Stefan Hösl, an dessen Fensteröffnungen zum Teil die Glasscheiben fehlen oder beschädigt sind. Ein paar Schritte weiter dann eine grüne Pracht im Grünen: Barbara Meyer und Markus Gadient kreierten bereits zehn Jahre vor der Landesgartenschau den Grundstock für das „Haingedicht”, eine Pflanzung in Anlehnung an das irisch-keltische Baumalphabet, ein Geschenk des Kantons Basel-Stadt. Die spiralförmig um einen Quellstein angeordneten Bäume und Sträucher stehen für den Satz „Ich bin der Baum und zugleich das Kind, das darauf klettert”. Die spiegelnde, fünf Meter lange und drei Meter hohe Wandscheibe im Mattfeld, die von Ueli Michel, Yves Trump und Barbara Köhler geschaffen wurde und den einladenden Titel „Vorübergehend Platz nehmen, Teil sein und haben” trägt, war das letzte Kunstwerk auf der deutschen Seite des Regio-Kunstwegs. An dieser Stelle zeigte sich das Resultat mangelnder Pflege zum einen, von Vandalismus zum anderen. Die davor stehende sieben Meter lange Sitzbank war kaum mehr auszumachen und fast komplett zugewachsen, und das Kunstwerk selbst größtenteils mit wilden Graffiti beschmiert. Auf Schweizer Seite im Gebiet Lange Erlen gegenüber des Gebäudes, in dem die Aufbereitungsanlage für Trinkwasser der Stadt Basel untergebracht ist, lenkt die Eisenskulptur mit dem Titel „Amenocal” von Paul Suter den Blick von Spaziergängern auf sich und ist gleichzeitig der Anfangspunkt des Regio-Kunstwegs im Nachbarland. Weniger spektakulär, aber regelmäßige Begleiter sind indes die Betonwürfel, die auf beiden Seiten der Grenze immer wieder am Wegrand platziert sind, und auf denen alemannische Ausdrücke für menschliche Charaktereigenschaften eingeritzt sind. Diese Bezeichnungen zu übersetzen, darunter „Gyzknäpper”, „Muschkopf” oder „Gischbel”, bereitete den Teilnehmern der Führung auf dem Rückweg viel Spaß und war dazu noch mit so mancher Erinnerung verbunden.