Von Adrian Steineck Weil am Rhein. Unter dem Motto „Die Weiler Hauptstraße – von Gestern ins Heute“ nahm Susanne Volk-Augustin knapp 30 Teilnehmer mit auf eine Reise in die Geschichte von Weil am Rhein. Dabei gab es auch für alteingesessene Weiler, zu denen sich einige der Besucher zählten, manch Neues zu entdecken. Susanne Volk-Augustin begann ihren Streifzug im Altweiler Läublinpark – und zugleich in Basel. Denn der spätere Läublinhof fungierte im 17. Jahrhundert unter dem Namen Schönauerhof als Herrenhaus des Baslers Theobald Schönauer, der im gerade zu Ende gegangenen 30-jährigen Krieg zu Geld gekommen war. Bis ins Jahr 1904 diente das Anwesen als herrschaftlicher Wohnsitz verschiedenen Familien. Nach zahlreichen Besitzerwechseln – unter anderem erwarb 1926 mit dem Malermeister Karl Müller der Besitzer des ersten Weiler Automobils das Areal – wurde es Mitte der 1950er Jahre von der Stadt gekauft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1965 wurde der Läublinhof abgerissen, übrig ist heute nur das einstige Gärtnerhaus. Der Startpunkt war treffend gewählt, befand sich der Läublinhof doch früher am Stadtrand von Weil am Rhein und bildete damit den Ausgangspunkt der Hauptstraße. Wann diese zu ihrem Namen gekommen ist, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. So legte Susanne Volk-Augustin dar, dass die Straße im 18. Jahrhundert als Land-, Dorf- und schließlich als Weiler Straße firmierte. „Vermutlich geht die Umbenennung auf die Erhebung Weil am Rheins zur Stadt im Jahr 1929 zurück.“ Zwischenstopp beim „Bollenbrunnen“ Damals wurde eingehend geprüft, ob die bisherigen Straßennamen einer Stadt überhaupt würdig seien. So gab es etwa um die Hinterdorfstraße rege Diskussionen, die schließlich mit dem Argument „dann müsste Düsseldorf auch Düsselstadt heißen“ beigelegt werden konnten. Heute umfasst die Hauptstraße auf 4,2 Kilometern Länge die Hausnummern 2 bis 453. Vom Läublinpark ging es zum Berliner Platz, wo der von dem Künstler Rudolf Scheurer entworfene „Bollenbrunnen“ besucht wurde. Dieser heißt offiziell Kugelbrunnen, wobei der Spitzname sowohl auf das alemannische Wort „Bollen“ als auch auf den früheren Oberbürgermeister Otto Boll zurückgeht. Auch zu den 2004 abgerissenen „Wissenschaftlerhäusern“, wo schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs französische Forscher ballistische Experimente vornahmen, wusste Volk-Augustin einiges zu berichten. So etwa, dass die Bevorzugung der Besucher aus dem Nachbarland – so hatten sie pro Familienmitglied Anspruch auf eine Flasche Wein –  in den kargen Nachkriegsjahren für Unmut bei den Weilern sorgte. Überraschende Anekdoten Mit solchen überraschenden Anekdoten, von Susanne Volk-Augustin mit einem Augenzwinkern und Mut zur eigenen Meinung präsentiert, gelang es ihr gleich bei ihrer ersten Stadtführung, die Besucher über eineinhalb Stunden zu faszinieren. Beim 1925 eröffneten Hotel Central etwa wusste sie, dass dort zu Beginn der 1960er Jahre ein Casino untergebracht war, was dafür sorgte, dass es die kleine Grenzstadt auf die Titelseite der Bild-Zeitung schaffte – nämlich, als ein gehörnter Ehemann seine Frau in einem Haus in der Bläserstraße mit einem Croupier jenes Casinos in flagranti erwischte und beide mit fünf Schüssen tötete. Als die Teilnehmer der Führung nach Zwischenstationen bei der 2010 abgerissenen Post und der Sparkasse mit ihrem überdimensionalen Designerstuhl beim Kaufring und damit in der Jetztzeit angekommen waren, spendeten sie Beifall für die gelungene Führung.