Weil am Rhein Spritzig, originell, tollkühn

Weiler Zeitung
Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Weiler Zeitung

A cappella: Berliner Vokalband Delta Q im Weiler Haus der Volksbildung: „Wer, wenn nicht wir“

Weil am Rhein. Dem Haus der Volksbildung zum 50. neues Bühnenleben einzuhauchen, ist das Ziel einer Konzertreihe, die im laufenden Jahr verschiedene Facetten der Vokalkunst nach Weil bringt. Die Berliner Vokalband Delta Q machte am Freitagabend mit ihrem Programm „Wer, wenn nicht wir“ den Anfang, im Laufe des Sommers und im Frühherbst folgen ihr unter anderem „The Cast“ (eine Opernshow) sowie der Jazzchor Freiburg.

Es mag sein, a cappella klingt heutzutage vielleicht etwas aus der Zeit gefallen, wie Tonio Paßlick zu Beginn des Konzerts andeutet. Deshalb sagt man statt a cappella heute Vokalkunst. Und doch: Wenn vier Männer als Vokalband auf die Bühne treten, stehen fast automatisch die Comedian Harmonists als Graue Eminenzen im Hintergrund – bis heute unübertroffene Meister des gesanglichen Humors und Einfallsreichtums. Gruppen, die sich in diese Tradition stellen, müssen sich schon etwas besonderes einfallen lassen.

Ausgefeilte Choreografie, musikalische Vielfalt und eine tolle Lichtshow

Im Fall von Delta Q wären das: 1. Spritzige Titel, oft mit einem ironischen kleinen Hintergedanken und getränkt von oft kaum verhüllter Kulturkritik („Every thing must change“);

2. eine ausgefeilte Choreografie, in der jeder Schritt sitzt und die das ungleiche Quartett mit zuverlässiger Regelmäßigkeit auseinandertreibt und wieder zusammenkommen lässt. Durchgehend herrscht Bewegung auf der Bühne, vorbei die Zeiten, als der darstellerische Teil eines a cappella-Gesangsvortrags sich auf das Ziehen des Hutes beschränkte;

3. die musikalische Vielseitigkeit des Quartetts, von Schlager bis Trip Hop, von klassischem Chorgesang bis Blues;

4. der Amerikaner Sean Haefeli, der als zuletzt Hinzugekommener mit in Beatbox-Manier gestalteter rhythmischer Begleitung und darüber hinaus mit seinem ultratiefen Bass prägende Akzente setzt und

4. die Lichtshow, die bestimmt alles bisher dagewesene im Haus der Volksbildung in den Schatten gestellt hat. Rot, Blau, Gelb, Lila, Grün – mehr ist hier nicht weniger, sondern ganz im Gegenteil auch im Gesanglichen das Maß aller Dinge bei Delta Q. In einem launigen Gesangs-Medley zitieren sie in lockerer Abfolge über zehn Songs, die mit Farben zu tun haben von „Yellowsubmarine“ über „Für dich soll’s rote Rosen regnen“ und „Back to Black“ bis hin zu „Blue Moon“, jeweils im perfekt imitierten Stil der Originalversion – ein tollkühner Einfall, der seine Wirkung nicht verfehlt!

Die Klage eines Koffers, der seinen Herrn verloren hat („am Mantel trug er einen Stern“) macht einen Moment lang nachdenklich, die liedgewordene Meditations-Session „Vipassana“ sorgt für herzliches Lachen.

Die Umsetzung einer solchen Bandbreite verschiedener Themen gelingt nur, weil die vier Sänger Sebastian Hengst (Countertenor), Martin Lorenz (Bariton), Thorsten Engels (Tenor) und Sean Haefeli (Bass) immer wieder abwechselnd die Führungsrolle übernehmen und so jedem Titel neben seinem ganz spezifischen Gepräge einen eigenen Protagonisten verleihen.

Kostümwechsel brauchen die Vier dafür nicht: Ihr Anliegen teilt sich vielmehr mit durch ausdrucksvolle Posen und bewusst überzeichnetes Gehabe. Leider hat sich nur ein kleines Publikum für den Besuch des a cappella-Abends gewinnen lassen, denen die da waren, hat es aber definitiv gut gefallen.

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