Weil am Rhein Supertramp

Weiler Zeitung

Es ist ein spannendes, aufregendes Leben, das zwei ehemalige Weiler und

Es ist ein spannendes, aufregendes Leben, das zwei ehemalige Weiler und frühere Redaktionsmitglieder unserer Weiler Lokalredaktion führen: Dr. Christian Buck, mittlerweile Botschafter in Lybien, und seine Frau Christiane, geborene Wolf, die Vertreterin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der Ukraine ist. Sie leitet den Einsatz von 150 OSZE-Beobachtern an der Waffenstillstandslinie.

Eine besondere Begegnung hatte Christiane Buck während der Weihnachtsferien am Fahrscheinautomat in Berlin. Sie half einem freundlichen, älteren Herrn mit britischem Akzent beim Kauf eines Tickets, da dieser kein Kleingeld bei sich hatte. Dabei stellte sich heraus, dass der freundliche Herr John Helliwell, der Saxofonist der britischen Pop- und Rockband Supertramp war. Diese Band hatte in den 70er und 80er Jahren ihre größten Erfolge.

Weil am Rhein/Berlin. Die Weihnachtsfeiertage hat das Ehepaar, das in unterschiedlichen Missionen und oft in Krisengebieten tätig ist, wieder für einige Tage in ihrer Berliner Wohnung, „ihrem Erstwohnsitz und gefühlten Lebensmittelpunkt“, wie sie betonen, verbracht.

Schon weltweit einige Auslandseinsätze

Beide haben in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten zahlreiche berufliche Stationen absolviert: Tokio, Berlin, Abu Dhabi, Kundus, Brüssel, Kabul, Berlin und seit einigen Monaten Tunis, Tripolis sowie Kiew und Kramatorsk.

Christian Buck, 50-jähriger Wirtschaftswissenschaftler und promovierter Politikwissenschaftler, der fünf Sprachen spricht, leitete vor seiner Botschaftertätigkeit in Lybien das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts in Berlin. Christiane Buck, ebenfalls Wirtschaftswissenschaftlerin und mehrsprachig, arbeitete vor ihrer neuen Tätigkeit in der Ukraine sechs Jahre in Afghanistan zunächst für die Nato und ISAF und danach für Eupol Afghanistan, die zivile Polizeimission der Europäischen Union.

In Marrakesch das Jobangebot erhalten

Waren die beiden zu Jahresbeginn 2016 für ein paar Tage „im friedlichen Weil am Rhein“ bei den Eltern (Joachim und Renata Buck sowie Dieter und Brigitte Wolf), gestalteten sich die Wochen danach aufgrund der weltweiten Krisen und Terroranschläge alles andere als erfreulich.

Bei einem Urlaub in Marrakesch „brach zwischen Frühstück und Hammam (Dampfbad) die Realität über uns herein“, erzählen sie. Christiane Buck hat „zwei sehr gute Jobangebote“ von der EU und der OSZE bekommen. „Solche Angebote flattern nicht so einfach auf den Tisch, sondern ihnen gehen aufwändige Bewerbungen und mehrstufige Auswahlverfahren mit schriftlichen und mündlichen Tests voraus“, erklärt Christian Buck. Seine Frau hat sich dann für die OSZE und den nicht risikoarmen Einsatz in der Ukraine entschieden. Dort ist sie seit März bei der „Special Montoring Mission“ der OSZE tätig. War sie anfänglich noch in Kiew zum Training, verbrachte Christiane Buck die restliche Zeit des Jahres in Kramatorsk, einer 180 000 Einwohner zählenden Stadt zwischen Donezk und Luhansk – „gleich neben den Separatistengebieten“. Die unbewaffnete Mission, das sei unbestritten, habe in der Ukraine einen weiteren Bürgerkrieg verhindern können.

Auch für Christian Buck hat  das zu Ende gehende Jahr 2016 einschneidende Veränderungen gebracht. Es war schon immer sein Berufsziel, seit er sich nach dem Studium für das Auswärtige Amt entschieden hatte, irgendwo auf der Welt Botschafter zu werden. In Abu Dhabi und in Kabul war er bereits Vize-Botschafter, jetzt ist er in Lybien Botschafter mit Dienstsitz in Tripolis. „Und ich hatte schon Angst, dass ich zu wenig graue Haare habe, um Botschafter zu werden“, scherzt er. Da die Sicherheitslage in Lybien immer noch angespannt ist, ist Christian Buck nur zeitweise in Tripolis, ansonsten führt er die Geschäfte mit seinem Team von Tunis (Tunesien) aus. Im November hatte Buck dem Präsidenten des lybischen Präsidialrats in Tripolis das Beglaubigungsschreiben übergeben, nachdem er seine Antrittsrede auf Arabisch gehalten hatte.

Bevor Christian Buck seinen Dienst als Leiter der Auslandsvertretung in Lybien antrat, wurde er im Juni mit weiteren neuen Botschaftern von Bundespräsident Joachim Gauck im Schloss Bellevue empfangen. Das war ein sehr persönlich gehaltener „Entsendeempfang“. Bei der späteren Botschafterkonferenz im August gab es ein überraschendes Wiedersehen mit Martin Jäger, dem heutigen Innenstaatssekretär von Baden-Württemberg. Vor 30 Jahren leisteten die beiden zwei Jahre gemeinsam den Wehrdienst. Übrigens: Christian Buck ist im Oktober zum Oberstleutnant der Reserve befördert worden.

Terroranschläge miterlebt

Den Terroranschlag in Berlin hatten Christiane und Christian Buck quasi vor der Haustür miterlebt. Mit zwei ehemaligen Kollegen des Krisenreaktionszentrums und deren Frauen saß die beiden beim Abendessen, als „der islamistische Terrorismus in Berlin zuschlug“. „Wir selbst haben Jahre in Afghanistan und jetzt in Lybien damit verbracht, vor Ort gegen die Ursachen des Terrors vorzugehen. Noch mehr bewirkt es aber vielleicht, den Terror zwar ernst zu nehmen, sich von ihm aber nicht verunsichern zu lassen. Bei allem Respekt vor den Opfern dieser sinnlosen Gewalttat und dem Leid der Angehörigen: Wir weigern uns, davon in einem politischen Sinn beeindruckt zu sein“, erklären die beiden ehemaligen Weiler zu dem schrecklichen Anschlag. Christian Buck war im Krisenstab bereits mit den Anschlägen in Paris, Istanbul, Brüssel und Nizza konfrontiert worden.

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