Weil am Rhein. Swetlana Nikolajenko (28), die heute als Dolmetscherin in Belarus in Weißrussland arbeitet, war als Jugendliche über den Weiler Tschernobylkreis mit der Vorsitzenden Christine Aßmann an der Spitze für drei Wochen  nach Deutschland gekommen. Später war sie auch als Betreuerin dabei, denn Jahr für Jahr lädt der Arbeitskreis Tschernobylkinder zehn Kinder aus Shlobin für drei Wochen nach Weil am Rhein ein. Die Region um Shlobin ist diejenige, die laut  Swetlana Nikolajenko nach der Tschernobyl-Katastrophe am stärksten belastet war und ist. Wie dankbar Swetlana Nikolajenko für die Hilfe aus Weil am Rhein ist, drückt sie in nachstehenden Zeilen aus. „Wir alle glauben in der Kindheit an Zauberei. Vielleicht ist das der Grund, warum im Leben mit uns wunderschöne Sachen passieren. Manche Leute sind Zauberer und erfüllen die Träume der anderen Menschen. Zu solchen Leuten gehören meiner Meinung nach alle Mitglieder des Arbeitskreises Tschernobylkinder aus Weil am Rhein. Warum ich so denke, will ich nachfolgend erklären. Ich wurde eine Woche nach der Tschernobyl-Katastrophe geboren. Zum Glück spürte ich die Folgen dieses Ereignisses in der Kindheit nicht stark. Mit der Zeit ändert sich aber vieles. 28 Jahre sind vergangen. Man vergisst allmählich, was passiert ist. Manche Regionen, die verstrahlt wurden, sind als „sauber“ erklärt worden. Man weiß nicht mehr, dass die Halbwertszeiten von manchen radioaktiven Stoffen (Uran, Plutonium) in Millionen und Milliarden Jahren gemessen werden. Manche Isotope werden mit der Zeit noch gefährlicher. Es gibt kaum gesunde Kinder in unserer Region. Die arbeitsfähigen Erwachsenen (Kinder aus dem Jahr 1986) leiden unter chronischen Krankheiten. In meiner Schulklasse waren einige Kinder, die dank der Tschernobyl-Programme in anderen Ländern waren. Damals war es unmöglich für eine durchschnittliche Familie, ins Ausland zu gehen, geschweige denn Urlaub im Ausland zu verbringen. In der 9. Klasse wusste ich schon genau, dass ich Deutsch studieren möchte. Dann habe ich auch erfahren, dass es eine Organisation gibt, die den Urlaub von Kindern in Deutschland organisiert. Damals  war ich schon 14 Jahre alt, und damit passte ich nicht in das Konzept des Kreises. Voraussetzung für ein Aufenthalt war ein Alter von zehn bis zwölf Jahre. Aber ich habe die Hoffnung, einmal nach Deutschland zu kommen, nicht aufgegeben. Ich habe einen Brief geschrieben, in dem ich meinen Wunsch erklärte. Im nächsten Jahr wurde ich zusammen mit einer Kindergruppe nach Weil eingeladen. Ich war sehr glücklich. Die Möglichkeit, einmal eine deutsche Schule zu besuchen, hatte ich auch. Dort fand ich Freunde. Später kam ich als Begleiterin von Kindergruppen nach Deutschland. Diese Aufenthalte in Weil haben mir bei meinem Studium sehr geholfen. Ich erfüllte mir meinen Traum – ich wurde die Beste in meiner Studiengruppe. Seit 19 Jahren lädt der Tschernobylkreis die Kinder aus Belarus ein. Für die Kinder ist es oft die einzige Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen. Ich persönlich bin allen Leuten sehr dankbar, die mich unterstützt haben. Durch ihre Hilfe wurde es für mich möglich, meine Deutschkenntnisse so zu verbessern, dass ich meinen zweite lang gehegten Wunsch verwirklichen konnte: ich arbeite jetzt als Dolmetscherin in Belarus. In meiner Heimatstadt treffe ich oft die Kinder, die einmal in Weil am Rhein waren. Ich freue mich, sie zu sehen. Sie erinnern sich an die wunderschönen Ferien in Deutschland und fragen, wie es den Freunden und Bekannten in Weil geht. Ich bewundere alle Mitglieder des Kreises für ihre Herzensgüte, Organisationstalente und Mitgefühl. Es ist bestimmt nicht einfach, jedes Jahr das Geld zusammen zu erarbeiten, um die Aufenthalt der Kinder schön zu gestallten. So lange es solche Leute gibt, ist es immer möglich, dass die Träume der Kinder verwirklicht werden können.“