Weil am Rhein        TAM zu einer       Institution       gemacht

Weiler Zeitung

                                             Erwin Sütterlin wird zum Monatsende sein                                                    beliebtes Kleinkunsttheater an die Stadt verkaufen    

Von Siegfried Feuchter

In Alt-Weil endet eine Ära. Erwin Sütterlin, der mit viel Idealismus und Herzblut das Theater am Mühlenrain (TAM) auf- und ausgebaut sowie engagiert geleitet hat, hört jetzt nach 28 Jahren auf. Die Stadt Weil am Rhein wird sein Kleinkunstheater übernehmen, Ende dieses Monats soll der Kaufvertrag notariell besiegelt werden.

Weil am Rhein. Fällt dem 80-jährigen Impresario, der das TAM zu einer Institution gemacht hat, der Abschied nach so vielen Jahren schwer? Erwin Sütterlin, der in diesen Tagen mit dem Ausräumen seiner persönlichen Sachen beschäftigt ist, meint: „Natürlich schwingt Wehmut mit, aber ich bin dennoch froh, wenn ich nun nicht mehr Tag für Tag Aufgaben übernehmen muss und Verpflichtungen habe. Ich freue mich auf die Freizeit, die ich genießen will.“

Langeweile wird bei Sütterlin nicht aufkommen, dafür sind seine Interessen zu vielfältig. Malen, Klavier spielen, Fahrad fahren, Kochen und seine Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch und Spanisch auffrischen stehen nach der TAM-Ära auf seinem Programm. Auch mit 80 Jahren sprüht Erwin Sütterlin noch voller Tatendrang und Ideen.

Was hat den gelernten Malermeister, der 33 Jahre ein Malergeschäft in Lörrach und in Weil am Rhein geführt und auch Restaurationen gemacht hat, dazu bewogen, letztlich erfolgreich in die Kleinkunstszene einzusteigen?

Er hat nicht nur 28 Jahre das TAM geleitet, sondern sich zuvor auch 18 Jahre lang mit dem Rießgässli in Lörrach einen Namen gemacht. Erwin Sütterlin hatte schon in jungen Jahren ein Faible für die Kultur, doch letztlich spielte ein Zufall mit, der den Einstieg in die Kleinkunstszene förderte. „Das ist eine lange Geschichte“, meint der Mann, dem (künstlerische) Freiheit stets ein wichtiges Anliegen war.

Nach der Ausbildung war Sütterlin fünf Jahre in der Schweiz tätig, besuchte die Meisterschule in München, machte sich mit einem Malergeschäft zunächst im Mühlenrain selbständig und übernahm zwei Jahre später direkt neben dem Rießgässli in Lörrach eine Werkstatt.

Später packte er die Gelegenheit beim Schopfe, kaufte das Rießgässli und eröffnete neben seinem Betrieb eine Galerie und später quasi ohne Vorkenntnisse, aber mit viel Enthusiasmus ein Kleinkunsttheater im Gewölbekeller. Denn das Malergeschäft allein hat den Altweiler trotz guter Auftragslage nicht mehr ausgefüllt, er verspürte eigenem Bekunden zufolge den Drang, „noch etwas anderes zu machen“.

1988 kam Erwin Sütterlin nach Weil am Rhein zurück. Er kaufte im Mühlenrain ein landwirtschaftliches Anwesen mit Stall und Heustock – dies mit dem Ziel, hier ein Kleinkunsttheater zu etablieren. Ohne Architekt hat er das unter Denkmalschutz stehende Gebäude um- und in den Folgejahren nach und nach ausgebaut. Auch eine Wohnung für sich hat der Vater einer Tochter dort eingerichtet.

Aus kleinen Anfängen hat der Allrounder mit Leidenschaft eine Kleinkunstbühne eingerichtet, auf der er bei Stücken der Brezelstädter Laienbühne selbst mitwirkte. Irgendwann hat er die Regie selbst in die Hand genommen und alemannische Komödien aufgeführt. Zunächst im Hof mit Stücken wie „Pommes und Curry“ oder „Kuhhandel“, dann im mittlerweile umfunktionierten Gebäude, um nicht mehr wetterabhängig zu sein. Mit dem Stück „Blaui Mus“ kam der Durchbruch, dieses Stück wurde 40-mal gespielt.

Erwin Sütterlin, der immer wieder in den Ausbau des Gebäudes und des Theaters Geld investierte, hat das TAM zu einem beliebten Kleinod gemacht, auch wenn es immer wieder mal ein Auf und Ab im Theaterbetrieb gab. Komödien und Kabarett bildeten den Schwerpunkt des Programms, wobei die Eigenproduktionen mit dem TAM-Team zu einem wichtigen finanziellen Standbein avancierten.

Reichtümer konnte Sütterlin mit seinem TAM nie verdienen. Das war auch nicht seine Motivation. Sein Herz hing und hängt bis zum Schluss an der Kleinkunst. „Es waren schon bewegte Zeiten, doch es hat fast immer Spaß gemacht. Ich habe in all den Jahren viele interessante Leute kennengelernt“, bilanziert der scheidende Theaterbetreiber.

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