Von Daniela Buch Weil am Rhein. Das Erzählforum der Weiler Erzähler hat sich zu einer etablierten Veranstaltung im Kulturzentrum Kesselhaus entwickelt, mit einem zwar überschaubaren, aber interessierten Besucherkreis. Bei der jüngsten Auflage am Dienstag drehte sich alles um Träume und Phantasie. Träume beeinflussen die Realität, so die allgemeine Erkenntnis des Abends, der einmal mehr auch Begegnungen mit Schriftstellern und Poeten eröffnete. Mit dem Gedicht „Der Traum der Magd” von Christian Morgenstern etwa, oder mit Johann Peter Hebels Schwank vom Vorsichtigen, der im Bett die Schuhe anließ, weil er im Traum einst barfuß in eine Glasscherbe getreten war und dies so schrecklich weh tat. Berthold Brecht indes wusste schon, geträumt wird stets von dem, was man gerade nicht hat: auf der blühenden Blumenwiese liegend, träumt der Prinz vom weißen Schloss, und im Schloss angekommen, träumt er von der Blumenwiese. Erkenntnis der Erzählerrunde: Vorstelllungskraft kennt keine Grenzen Eine weitere Erkenntnis der Erzählrunde: Vorstellungskraft kennt keine Grenzen. So kann es in einem Märchen wie jenem vom „Schneiderlein Nadelfein” vorkommen, dass sich ein Loch im Himmel, durch das es pausenlos regnet, mit Nadel und Faden wieder flicken lässt. Und ein kleiner nasser Fleck auf der Spitze des großen Fußzehs könnte daher kommen, dass der kleine Schmetterling, der sich im Traum darauf niederließ, geweint hat, vielleicht wegen des kurzen Lebens, dem Abschied von der Sonne, wie Erzähler Rudolf Grimberg in einer selbstverfassten Geschichte fabulierte. Neben dem Erzählforum sind die einzelnen Erzähler auch sonst das ganze Jahr über sehr aktiv. Besuche in Senioren- und Pflegeeinrichtungen, in Schulen und Kindergärten gehören ebenso dazu wie Einzelauftritte an literarischen Abenden. Mangel an Stoff gibt es nicht. Rudolf Grimberg brachte dies auch am Dienstagabend schön auf den Punkt. „Jedes Stückchen Erdoberfläche hat seine eigenen Geschichten. Auf der ganzen Welt gibt es wohl Millionen Geschichten, und es entstehen immer wieder neue dazu”, meinte er. Rudolf Grimberg: Jedes Stückchen Erdoberfläche hat seine eigenen Geschichten Anlässlich des 40. Todestages des Schriftstellers Erich Kästner und gleichzeitig, um im 15. Jahr des Bestehens der Weiler Erzähler etwas Besonderes zu bieten , wird eine von Ute Delatorre neu bearbeitete Version der „Konferenz der Tiere“ aufgeführt. Anliegen ist es dabei auch, dem Publikum zu zeigen, wie unterschiedliche Erzählstile, Mimik und Gestik zu einem großen Ganzen zusammengebracht werden können. Dazu teilen sich die Erzähler Rudolf Grimberg, Matthias Mross, Renate Bingart, Siegrid Schulte, Elisabeth Ende, Brigitte Wittkämper und Ute Delatorre die Rollen auf. Der Termin ist am 11. Oktober 2014 um 20 Uhr im Kulturzentrum Kesselhaus. Das Erzählforum findet regelmäßig an jedem dritten Dienstag im Monat um 20 Uhr statt. Zu einem jeweils vorgegebenen Thema werden in gemütlicher Runde Märchen, Geschichten, Anekdoten, Sagen, Fabeln, oder Lyrik rezitiert. Für die Besucher des Erzählforums ist es kein Muss, sich aktiv am Erzählen zu beteiligen, es ist auch möglich, einfach nur zuzuhören.