Die Tür stand offen, und die Besucher sind eingetreten: Beim Tag der offenen Ateliers im Kesselhaus nutzten mehrere hundert Interessierte die Gunst der Stunde für besondere Einblicke. Von Marco Fraune Weil am Rhein. Brunone Morandi steht auf seiner Kunstinstallation „Fragekreis & Antworteck“ und sucht das Gespräch. Zwei Öffnungen befinden sich zwischen ihm und dem Autor dieser Zeilen. Beide stehen auf einer Palette aus Holz und befragen sich durch den Papiervorhang hindurch. „Es ist für mich Tradition teilzunehmen“, erklärt der seit zwölf Jahren im Kesselhaus ansässige Mieter des Ateliers. Gerade mit dieser Installation will er ein Frage-und-Antwort-Spiel ermöglichen, zum Dialog anregen – um dann die Arbeitsweise des Stadtredakteurs zu erfragen, welche Geschichte warum in der Zeitung erscheint und wie dabei gewichtet wird. Eine Kesselhauskünstler-Nachbarin befindet sich einige Meter weiter entfernt: Maritta Winter. Eine ihrer dynamisch geschwungenen Skulpturen befindet sich auf dem Schlaufenkreise, viele im Gegensatz dazu deutlich kleinere Objekte im Atelier. Winter freut sich, dass die Ateliers traditionsgemäß gemeinsam am ersten Sonntag im Dezember ihre Türen öffnen. „Die Besucher kommen wieder, und es entstehen Kontakte.“ Dies sei auf flüchtigen Ausstellungen deutlich schwieriger. „So freuen sich die Interessierten auch auf ein Wiedersehen.“ Im Atelier von Dorothée Rothbrust ist die Künstlerin in Gesprächen vertieft. „Viele wollen wissen, wo die Arbeit herkommt“, erzählt sie kurze Zeit später. 500 Kunden hatte sie zudem angeschrieben und zum Besuch eingeladen. Drei Viertel der Besucher ihres Ateliers sind dann am Sonntag Kunden, für die sie ihr Domizil zwei Tage lang zuvor von Staub und Dreck befreit hatte. „Die Kesselhaus-Ateliers sind ein Kleinod, auf den viele neidisch sind“, berichtete die Künstlerin, die fünf Wochen pro Jahr in Venedig und fünf weitere Wochen in Berlin verbringt, auch um neue Impulse für ihr Schaffen zu erhalten. Einige Besucher des Tags des offenen Ateliers suchen ebenso nach neuen Anregungen. „Eventuell kann man etwas mit den Augen stehlen“, erklärt ein Hobby-Künstler mit einem Augenzwinkern. Auf Einladung von Kathrin Stalder zeigte die Textil-Künstlerin Harriet Riddel aus London im Museum Weiler Textilgeschichte ebenfalls ihre Werke. Und nicht nur das. Im Gepäck hatte sie ihre Nähmaschine, mit der sie Porträts von Besuchern erstellte.