Weil am Rhein Unterschrieben

Weiler Zeitung
Die Eigentümer der Häuser in der Nachbarschaft der vor dem Abriss stehenden Villa wenden sich gegen das Neubauvorhaben. Sie fürchten, dass das Bild der Siedlung deutlich Schaden nimmt. Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Sundgaustraße:

Von Marco Fraune

Ein Neubauvorhaben an der Sundgaustraße in Friedlingen sorgt bei den Nachbarn für Verärgerung. Eine alte Stadtvilla soll abgerissen, dafür ein neuer Wohnkomplex errichtet werden. Weder der Bauträger noch die Stadt waren zu einer Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung bereit.

Folgende Eigentümer wenden sich in der schriftlichen Stellungnahme gegen das Vorhaben: Daniele und Belinda Avellina, Nadja und Michael Beyer, Angelika und Lothar Frey, Eugen und Elena Glesko, Oliver Kaiser, Gabriele und Peter Koppa, Sabine Mayer, Irma Mellein, Marina und Waldemar Ostertag, Ella und Gerhard Reif, Jasna und Frido Reiser, Ute und Stefan Rogg, Ksenija und Salvatore Sabatino, Helma und Werner Schäfer, Susan und Adrian Schläpfer, Angelika und Walter Schilling sowie Christa und Oliver Wetzel.

Weil am Rhein. Im Garten der alten Villa ist bereits kräftig gerodet worden, im Internet sind sogar mehr als die Hälfte der 14 geplanten Eigentumswohnungen mit Tiefgarage von Interessenten reserviert. Kaufpreis insgesamt: rund 4,18 Millionen Euro. Noch steht die Baugenehmigung der Stadt aus, bevor laut Plan jetzt im Frühjahr mit dem Bau begonnen werden soll.

19 Einwendungen Gegen den im Oktober vom Investor gestellten Bauantrag sind 19 Einwendungen von Hauseigentümern aus der betroffenen Nachbarschaft erfolgt, wie von diesen erklärt wird. Dass statt der etwa 100 Jahre alten Jugendstilvilla mit großem Garten dort künftig „eine ganz unverhältnismäßige Bebauung in Form eines Standardwohnkomplexes“ entstehen soll, die sich in keiner Weise in die nähere Umgebung einfüge, kritisieren die Eigentümer nun auch in einem Brief, der sowohl an die Verwaltung und den Bauausschuss gerichtet ist. „Stilprägende Funktion“ Die alte Stadtvilla soll nun nach dem Tod des früheren Eigentümers und dem Verkauf durch die Erben abgerissen und das mehr als 1000 Quadratmeter große Grundstück weitgehend überbaut werden. „Die Planung steht im krassen Gegensatz zur Bebauung des Viertels, das umliegende Gebiet wird geprägt durch viele bereits 100 Jahre alte Häuser mit Gärten in lockerer Bebauung“, kritisieren die Eigentümer der Nachbarhäuser. Für das Viertel habe die Stadtvilla auch eine „stilprägende und identitätsstiftende Funktion“. Daher solle die Baurechtsabteilung ihre Einwendungen prüfen.

In Umgebung einfügen In diesen wird auf den maßgebenden Paragrafen 34 des Baugesetzbuches verwiesen, nach dem sich eine geplante Überbauung nach Art und Maß in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen müsse. Nicht nur, dass das Grundstück „zu stark“ bebaut werde, kritisieren die Einwender, sondern auch, dass der große Stadtgarten – und damit der Lebensraum vieler Tiere – verschwindet. Das vorgesehene Flachdach füge sich zudem nicht in den Charakter der näheren Umgebung des Wohngebietes ein. Dass nur insgesamt 14 Parkplätze für die von 57 bis zu 145 Quadratmeter großen Wohnungen geplant würden, sei zudem zu gering bemessen.

Die größte Sorge bezieht sich bei den Eigentümern der Häuser an der Sundgau-, Grien- und Grenzstraße in Friedlingen zugleich darauf, dass nicht nur die Villa abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird, sondern damit das ursprüngliche Gesicht des Quartiers verloren gehe. In ihrer Stellungnahme heißt es: „Für das Gebiet Friedlingen-Süd würde mit dem Neubauprojekt einer der letzten Repräsentanten bürgerlichen Wohnstils um die Jahrhundertwende eliminiert werden.“ Denn zuletzt sei schon die als Kulturdenkmal eingetragene Villa an der Zollstraße durch einen Hotelneubau ersetzt worden. Bebauungsplan steht aus Ihre Hoffnung hatten die Friedlinger hier auf den Entwurf des Bebauungsplans für das Gebiet Friedlingen-Süd zwischen Hauptstraße und Kleinhüninger Hafen gesetzt, der die Nutzung der Grundstücke näher definieren soll. „Doch das Vorhaben versandete“, monieren die Anwohner. „Man könnte auch meinen, es wurde von den Behörden schlichtweg vergessen.“ Es sei daher höchste Zeit, der bestehenden „Einladung“ für Investoren einen Riegel vorzuscheiben, um wenigstens einen Teil des Friedlinger „Gesichts“ zu erhalten.

Keine Stellungnahmen Der Bauträger wollte sich gegenüber unserer Zeitung nicht zu den Sorgen der Nachbarn äußern. Mit einer Stellungnahme dazu und auch der Beantwortung eines mehrere Punkte umfassenden Fragenkatalogs unserer Zeitung hielt sich zudem Erster Bürgermeister Christoph Huber gestern zurück. „Ich würde mich gerne an das halten, was ich im Bau- und Umweltausschuss zugesagt habe, nämlich in der nächsten Sitzung des Ausschusses die Anfrage zu beantworten.“ Wie berichtet, hatte Grünen-Stadtrat Thomas Bayer die Sorgen um den Verlust des ursprünglichen Stils artikuliert, ohne aber das Bauvorhaben konkret zu benennen.

Genau auf die Politik setzen die Eigentümer der Nachbarhäuser nun. Womöglich könne die Villa doch erhalten, notfalls Pläne noch verändert werden. Mit einem Bebauungsplan müsse zudem der Charakter des Quartiers bewahrt werden.

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