Von Jasmin Soltani Weil am Rhein. Ginge es nach dem Mythos, wonach vierblättrige Kleeblätter demjenigen Glück bringen, der sie findet, müsste sich die Weilerin Ruth Eisele vor lauter Glück nicht retten können. Denn seit ihrer Kindheit hat sie die seltenen Mutationen des üblicherweise dreiblättrigen Klees – botanisch Trifolium – gesammelt, mit nach Hause gebracht und zwischen Buchseiten getrocknet. „Ich war immer fasziniert davon, weil ich wusste, dass es eigentlich nur ganz wenige gibt“, erzählt sie. Bei Spaziergängen mit den Eltern, auf dem Nachhauseweg von der Schule, beim Laufen über die Wiese – überall hat die junge Ruth die vierblättrigen Kleeblätter gefunden. „Irgendwann habe ich dann automatisch immer etwas Papier mitgenommen – für alle Fälle“, sagt sie. Die „Fälle“ waren dann doch deutlich häufiger, als gedacht. Und sie begleiten sie bis heute, zumal es bei den Vierblättrigen längst nicht blieb. Auch die noch viel selteneren fünf- und sechsblättrigen Exemplare hat Ruth Eisele immer wieder gefunden und – natürlich – mit nach Hause genommen. „Überall sind sie zu finden“, sagt Ruth Eisele, selbst auf dem Weg vom Bahnhof zu ihrer Wohnung in der Weiler Innenstadt. Ihr Auge sei mit der Zeit auf die ausgefallenen Blätter trainert. „Wenn ich irgendwo Klee wachsen sehe, schaue ich genau hin – und sehr oft finden sich auch mehr als dreiblättrige Exemplare darunter“. Inzwischen stecken unzählige vier-, fünf- und sechsblättrige Kleeblätter, winzige und größere, hellere und dunklere, gemusterte und einfache zwischen den Seiten längst ausgelesener Romane und Sachbücher. Allesamt ausgefallenes Laub von Weiß-, Rot- und Futterkleearten, gefunden nicht nur in Deutschland, sondern auch bei Urlauben in der Schweiz, in Frankreich, in Rumänien, England und dem Kleinen Walsertal. Beim Durchblättern der 15 dicken Bücher muss man aufpassen, dass keines der filigranen, getrockneten Blätter herausfällt. Dabei sei es gar nicht so einfach, die Blättchen heil nach Hause zu bekommen und sie dann so zu behandeln, dass sie flach aufliegen und gut getrocknet werden, „damit man auch die Anzahl der Blätter gut erkennen kann“, weiß Ruth Eisele. Das größte Problem sei, dass die Blätter „praktisch sofort welken“, weshalb sie sicherheitshalber feuchte Taschentücher mitnimmt, wenn sie unterwegs ist. Gezählt hat Ruth Eisele ihre vielen Kleeblätter bis heute nicht. Manch hübsches Exemplar ist über die Jahre ohnehin verlorengegangen. Auch vom Ruhm, den die fünfblättrigen Kleeblätter bringen oder von Reichtum, den die sechsblättrigen angeblich bescheren sollen, „habe ich bislang nichts bemerkt“, schmunzelt die 62-Jährige. Aber die Sammelleidenschaft hat sie nicht verlassen. „Es ist einfach ein kleines Hobby, das nichts kostet“, schmunzelt sie – ungeachtet der Mythen, die die Blätter umgeben. Und doch vermeidet sie es stets, in der Natur über Kleeblätter zu laufen: „Ich will sie nicht kaputtttrampeln und laufe deshalb immer drum herum“.