Von Bernd Kohler Weil am Rhein.  Die Stühle reichten gerade aus für die vielen Zuhörer, die in das katholische Gemeindehaus zum Abendforum gekommen waren, das Hermann Flensberg vom „Offenen Kreis“ der Kirchengemeinde St. Peter und Paul  organisiert hatte. Das Thema hieß „Demenz – was nun"“ mit der Referentin Elfriede Marino, Expertin für Gerontopsychiatrie und Dozentin in Weiterbildung für Fachkräfte und Pflege. 36 Jahre Umgang mit Demenzkranken im Markus-Pflüger-Heim in Schopfheim-Wiechs – Elfriede Marino weiß, wovon sie spricht. Die erfahrene Referentin, die an diesem Abend auch das Publikum anhand von Beispielen mit einbezog, warb mit eindrucksvollen und lebendig vorgetragenen Schilderungen aus der Praxis  für ein Verständnis im Umgang mit Demenzkranken und gab wertvolle Hinweise, wie ein Zusammenleben von Angehörigen mit Kranken bejahend gestaltet werden kann. Im Vortrag wurde dargelegt, was Demenz bedeutet, wie sie entstehen kann und verläuft, welche Probleme sich den Kranken und ihren Angehörigen stellen, und ob es Vorbeugungs- und Behandlungsmöglichkeiten gibt. Der Begriff Demenz bezeichnet einen Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit. „Demenz kann jeden treffen, das müssen wir akzeptieren“, erklärt Elfriede Marino. Bis im Jahr 2030 erwarten Experten, dass jede zweite Frau und jeder dritte Mann über 60 Jahren an Demenz erkranken. „Wann die Krankheit beginnt, weiß niemand“, so Marino, deshalb müsse unbedingt Vorsorge getroffen werden: „Ganz wichtig: Vollmacht und Patientenverfügung sollten vorhanden sein.“ Wird bei einem Menschen die Krankheit diagnostiziert, ist es für die Angehörigen häufig schwer, sie anzunehmen, die Verhaltensweisen von Erkrankten zu verstehen und Hilfen zu angemessenem Verhalten zu geben. „Der Kranke sieht aus wie immer,“ sagte Marino, „aber er hat sich verändert.“ Der Begriff Demenz bedeute zwar nach dem Wortsinn „weg vom Geist“, aber weder die Seele  noch der Geist werden dement, so die Referentin. Deshalb sei bei den Erkrankten das Gefühl der Bereich, in dem sie angesprochen werden sollten. Elfriede Marino zeigte am Beispiel der „Lebensbücher“ die drei Lebensphasen bis 25 Jahre, bis 50 und nach 50 Jahren auf, dass die Phasen jeweils von ganz eigenen Schwerpunkten geprägt seien. Kindheit, Schule und Ausbildung in der ersten Lebensphase, Beruf, Heirat, Kinder, Familie in der zweiten und eine ruhigere dritte Lebensphase haben alle ihre eigenen Merkmale. Das ganze Leben laufe wie ein Film rückwärts, so die Referentin zum Krankheitsverlauf. Und: „Das Gehirn löscht die Einträge von hinten nach vorne, der Kranke lebt wieder in einer früheren Phase, das Gelöschte ist unwiederbringlich weg.“ Elfriede Marino: „Versuchen sie nicht, den Kranken in ihre Welt zurückzuholen, ihre Welt gibt es für den Dementen nicht mehr. Akzeptieren sie, dass er in seiner eigenen lebt und begegnen sie ihm dort.“ u  Kontakte und Beratung für betroffene Angehörige: Gedächtnissprechstunde Freiburg Universitätsklinik Freiburg, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie Memory-Ambulanz, Lehener Straße. 88, Freiburg, Tel. 0761 / 27070980 www.uniklinik-freiburg.de