Weil am Rhein Von Abendmittelschule bis zur VHS

Weiler Zeitung
Mehr als 20 Zuhörer erfuhren bei der Stadtführung mit Kulturamtsleiter Tonio Paßlick einiges zur 50-jährigen Geschichte des Hauses der Volksbildung und zur seit 1994 am jetzigen Ort existierenden Stadtbibliothek. Foto: Adrian Steineck Foto: Weiler Zeitung

Stadtführung: Tonio Paßlick macht Geschichte des Hauses der Volksbildung erlebbar

Mit einem Vortrag zur Geschichte des Hauses der Volksbildung sind die Weiler Stadtführer in das Jahr 2017 gestartet. Mit Tonio Paßlick konnte ein denkbar versierter Referent gewonnen werden, hat der Kulturamtsleiter doch 31 der 50 Jahre, die das Haus der Volksbildung als Fixpunkt des kulturellen Lebens in der Stadt existiert, miterlebt und maßgeblich mitgestaltet.

Weil am Rhein. Paßlick nahm die mehr als 20 Zuhörer weiter mit zurück in die Weiler Geschichte als bis 1986, dem Jahr, als er seine Tätigkeit als Leiter des Kulturamtes aufnahm. Weil am Rhein erlebt starkes Wachstum 60 Jahre zuvor, also 1926 und damit drei Jahre vor der Verleihung des Stadtrechts an das damals noch landwirtschaftlich geprägte Weil am Rhein, regte der damalige Bürgermeister Rudolf Kraus an, im so genannten Herbergacker- und Sternenschanzareal das zukünftige und eigentliche Zentrum des Ortes zu sehen. Zu jener Zeit wurde die Stadt noch vom heutigen Alten Rathaus an der Altweiler Hinterdorfstraße verwaltet, was zunehmend schwierig wurde, da Weil am Rhein kräftig wuchs. So verdoppelte sich in den Jahren 1925 bis 1933 die Einwohnerzahl aufgrund der in die Gartenstadt ziehenden Eisenbahner von 4500 auf mehr als 8000.

Hier schlug Paßlick die Brücke in die Gegenwart. Heute werde Weil am Rhein aus einem Rathaus heraus verwaltet, das für die Erfordernisse einer Stadt mit 20 000 Einwohnern konzipiert worden sei. Der Rathausneubau hinter dem derzeitigen Gebäude, der bis 2020 entstehen soll, werde hier Abhilfe schaffen.

Viele Bürger interessieren sich für Vorträge 1951 wurde das Weiler Volksbildungswerk gegründet, die Initiative dazu ging von Professor Hubert Schardin, dem Direktor des binationalen Forschungsinstituts in St. Louis (ISL), und dem Realschulrektor Edgar Dietz aus (wir berichteten am Samstag). Als Edgar Dietz, der Vater des heutigen Oberbürgermeisters Wolfgang Dietz, in der Weiler Turnhalle den ersten Vortrag über seine Amerika-Erfahrungen hielt, standen die Zuhörer bis in die Gänge hinaus. „Die Leute gierten damals regelrecht nach Vorträgen und Berichten, die ein nicht durch die Propaganda der NS-Zeit verfärbtes Bild der Welt vermittelten“, sagte Paßlick.

Mit der Fertigstellung des Hauses der Volksbildung unmittelbar beim Kant-Gymnasium 1967 fanden dann zunächst die Abendmittelschule und später das Berufskolleg ihre Bleibe. Seit 2012 sind dort auch die Büros der Volkshochschule, wie das Volksbildungswerk seit 1986 heißt, untergebracht. Paßlick bringt Zuhörern Anekdoten näher Paßlick ließ die Zuhörer immer wieder an Anekdoten aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz teilhaben und erinnerte an die Zeit vor der Eröffnung des Burghofs in Lörrach Ende der 1990er-Jahre, als im Haus der Volksbildung noch mehr Theater gespielt wurde. So hat dort die Schauspielerin Inge Meysel (1910 – 2004) den damaligen Hausmeister, der über die Bühne lief und sie damit in ihrer Konzentration vor Beginn ihres Auftritts störte, angefahren: „Sind Sie der Kaiser von Weil?“ Auch der Stilrichtung der Neuen Musik wurde immer wieder Rechnung getragen, etwa mit einer Uraufführung eines Werkes des Komponisten John Cage (1912 – 1992), der der Künstler auch selbst beiwohnen wollte. Wenige Tage zuvor aber verstarb Cage.

Paßlick erinnerte auch an die Geschichte der Weiler Stadtbibliothek, die sich seit 1994 in der ehemaligen Kirche St. Peter und Paul befindet und zuvor ebenfalls im Haus der Volksbildung zu finden war. Hier war mit Elise Kaltwasser, der früheren Sekretärin der Karl-Tschamber-Schule und Mitbegründerin der VHS der Älteren, eine berufene Zeitzeugin im Publikum. „Wir fuhren damals nach Freiburg, um Bücher für die Weiler Bibliothek zu holen“, erinnerte sie sich daran, wie sie ihrem 1989 verstorbenen Mann Clemens Kaltwasser, der die Bibliothek von 1967 bis 1978 leitete, half.

Am Ende von Tonio Paßlicks vor Erzählfreude und Leidenschaft für die Weiler Kultur und Geschichte schier überbordenden Vortrag gab es regen Beifall für das Gehörte. Die Stadtführung bildete zugleich den Auftakt zu dem Jahr, in dem die ebenfalls von Tonio Paßlick mitbegründeten Stadtführer auf ihr 20-jähriges Bestehen zurück blicken können. Das soll am 23. April mit einem Aktionstag gefeiert werden.

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