Weil am Rhein Von der Laterne bis zu LED

Weiler Zeitung
Eine Stadtführung auf Alemannisch mit Monika Merstetter: Das wollten sich über 60 Interessierte nicht entgehen lassen. Foto: sc Foto: Weiler Zeitung

Mit Wissen, Witz und auf Alemannisch führte Monika Merstetter durch Alt-Weil

Weil am Rhein (sc). Stadtführerin Monika Merstetter hatte im Auftrag der VHS zur „Stadtführung auf Alemannisch“ eingeladen. Am Lindenplatz in Alt-Weil begann die Führung, die mit weit über 60 Teilnehmern auf außerordentliches Interesse stieß.

„Hochdeutsch schmeckt nach Druckerschwärze, alemannisch het e bodegu“, zitierte Merstetter zu Beginn der Führung Hermann Burte. Die Besucher erwartete ein Nachmittag, gewürzt mit viel Sachverstand, ausgezeichnet recherchiertem Hintergrundwissen, Witz und Humor. Gedichte von Werner Ohm, Richter, Jung oder Hebel rundeten das Ganze stimmig ab. „Wenn ich „war“ statt „gsi“ sage, dann möchte ich, dass Sie mich berichtigen“, sagte Merstetter. Karlfrieder Elsner, der Hüter der alemannischen Sprache, habe sehr viel Wert auf die richtige Ausdrucksweise gelegt, erinnerte die Stadtführerin aus Leidenschaft.

Quellen wie die Aufzeichnungen von Karl Tschamber und Dr. Ludwig Keller seien sehr hilfreich bei ihren Recherchen gewesen. Überliefert sei beispielsweise, dass sich der Brauch der Buurefasnacht und des Fasnachtsfeuers unverändert erhalten habe.

Inhalt der Stadtführung seien jedoch nicht nur die Dinge, die Bestand hätten, vielmehr solle auch das Neue seinen Platz in der Führung finden, versprach Merstetter. Die erste Beleuchtung im Jahr 1884, der Erlass 1831, der vorsah, nur mit Laternen auf die Straße zu gehen, um Streitigkeiten zu vermeiden bis hin zur heutigen Umstellung auf LED-Licht gehörten ebenso zum Vortrag, wie die Gründung des Elektrohauses Gempp im Jahr 1925.

Beim Museum stand früher das Küsterhaus

Dort, wo das Museum am Lindenplatz steht, heute bekannt durch interessante Ausstellungen und Domizil des Museumkreises, stand früher das Küsterhaus, in dem der Küster die Kinder des Ortes zwischen Martini und Ostern unterrichtete. In der restlichen Zeit des Jahres mussten die Schüler in der elterlichen Landwirtschaft arbeiten. Später war das Gebäude Schule mit Lehrerwohnungen im Obergeschoss und schließlich zog das Standesamt, das Ordnungsamt, die Post in das Haus ein. Als 1965 das neue Rathaus gebaut worden war, änderte sich die Bestimmung des Gebäudes erneut.

Nun ging es zur Kirche in Alt-Weil, die im Jahr 786 erstmals urkundlich erwähnt ist. So wie die Kirche heute da steht, wurde sie 1906 errichtet. Der Heimatdichter und Pfarrer Johann Peter Hebel hielt seinerzeit die Einweihungspredigt. Vorbei an der Gedenktafel für die Hebelfreundin Gustave Fecht, ging es zum Domhof, der 1569 vom Domstift Basel erbaut wurde. Bemerkenswert: Das Gebäude hatte sechs beheizbare Zimmer und einen Weinkeller, in dem 180 000 Liter Wein gelagert werden konnten.

Das nächste Ziel war der im 14. Jahrhundert erbaute Bläsi-hof, ein ehemaliger Meierhof mit Kapelle, Quelle und Siechenhaus. Der Hof war im 17. Jahrhundert mit dem Asylrecht ausgestattet und gehört nun seit 160 Jahren der Familie Lienin.

Vom Waggisschopf, der im 18. Jahrhundert als Ökonomiegebäude entstanden ist, ging es zum Stapflehus. Im 14. Jahrhundert erbaut, war das Gebäude bis ins 17. Jahrhundert Meierei des Kloster St. Blasien, danach kam es in Privatbesitz, und schließlich wurde es von der Stadt gekauft. Heute finden sich im Stapflehus Kunstausstellungen, Empfänge, und es werden Trauungen vorgenommen.

Vorbei am Weingut Schneider mit seiner 400 Jahre alten Tradition, führte der Weg zum Alten Rathaus, das einst das Gasthaus zur Sonne war. Heute wird es als Haus der Vereine und für das Jugendcafé genutzt. Das Restaurant „Krone“, seit 1953 in Besitz der Familie Hechler, beherbergte einst die Kreisstube der Gemeinde. Mit dem schönen Blick auf die Reben am Tüllinger Berg war der Weg in die Kähnelgasse 11 verbunden. Dort stand einst das berüchtigte Gasthaus „Engel“, in dem „verdächtige Weibsleut“ lebten und das den Ruf eines „Hurenhaus“ hatte.

Merstetter verstand es prächtig, die alten Zeiten bildhaft aufleben zu lassen und ihre Zuhörer zu begeistern. Am Ende der Führung zeigten sich die Teilnehmer beeindruckt vom fulminanten Wissen und gingen mit einem ganze neuen Blick auf die Örtlichkeiten nach Hause.

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