Weil am Rhein „Wenig Frieden zwischen den Kriegen“

Weiler Zeitung
Stadtführerin Siegrid Schulte zeigte im Landwirtschaftsmuseum unter anderem die wertvollen Emailleschilder. Foto: Adrian Steineck Foto: Weiler Zeitung

Stadtführung zum harten Leben der Weiler Bauern seit dem Mittelalter / Emailleschilder als Museumsschatz

Von Adrian Steineck

Weil am Rhein. Das schwere Leben der Weiler Bauern ließ Stadtführerin Siegrid Schulte am vergangenen Sonntag vor 20 Interessierten auferstehen. Dabei reichte der geschichtliche Überblick von den ersten Tauschgeschäften der Besitzer des kleinen Weilers unter dem Tüllinger bis hin zum heutigen Landwirtschaftsmuseum mit seinen blechernen Kleinoden.

Siegrid Schulte begann ihre Stadtführung bei der ersten urkundlichen Erwähnung Weils im Jahre 786. Damals hatte ein gewisser Ercanpert seinen Anteil an der Kirche im damaligen Willa an das Kloster St. Gallen verschenkt. Das Original dieser Urkunde, von der die Stadtführerin ein Faksimile herumreichte, lagert noch heute im Archiv des St. Galler Klosters.

Das damals übertragene Besitzrecht konnte das Kloster bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts hinein wahren. Wann genau dieses dann an den Basler Domstift überging, ist unbekannt. Wohl dokumentiert ist hingegen, dass dieser 1569 den Domhof errichten ließ, der schnell wirtschaftlicher Mittelpunkt des noch kleinen, aber stetig wachsenden Weil wurde.

In all diesen Jahrhunderten waren die Bauern häufig die Leidtragenden. So mussten sie bis 1595 alle ihre Erträge ins benachbarte Basel geben. Später dann mussten sie den Zehnt, also den zehnten Teil ihrer Erzeugnisse, an den Markgrafen abgeben.

Siegried Schulte verstand es bei ihrer Erzählung, immer wieder den Bogen von den mittelalterlichen Ereignissen in die Neuzeit zu schlagen. So staunten die Zuhörer nicht schlecht, als sie erfuhren, dass die Bannmühle in Altweil von 1368 bis 1935 in Betrieb war. Bannmühle hieß sie deshalb, weil Markgraf Rudolf III. von Sausenburg-Rötteln im 14. Jahrhundert alle Bauern zwang, ihr Getreide dort zu den von ihm festgelegten Preisen mahlen zu lassen.

Die „unordentliche“ Helene Zapf

Auch später waren die Bauern meist die Geknechteten. So mussten sie etwa während des spanischen Erbfolgekriegs, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts entbrannte, dafür sorgen, dass die kroatischen Truppen, die im Ort lagerten, verköstigt wurden. Es habe damals „erstaunlich wenig Frieden zwischen den Kriegen“ gegeben, wie sich Schulte auch mit Blick auf den von 1618 bis 1648 tobenden Dreißigjährigen Krieg ausdrückte.

Bei aller Schwere des Themas gab es doch auch Platz für Heiteres. Etwa, als Siegrid Schulte auf die Gedenkstätte für die Schriftstellerin Helene Zapf bei der Altweiler Kirche hinwies und sich darüber freute, dass einige der Teilnehmer sie noch persönlich kannten. Sie sei zwar unordentlich, aber herzlich vor allem zu Kindern gewesen, erinnerten sie sich. Auch Johann Peter Hebel erwies Schulte Reverenz, befindet sich bei der Kirche doch auch die Grabstätte seiner Freundin Gustave Fecht.

Das Landwirtschaftsmuseum schließlich, Endpunkt des Rundgangs, existiert seit 1990 und befindet sich im Hinterhof der Städtischen Galerie im Stapflehus. Eröffnet wurde es mit der Absicht, die neben der Textilindustrie und der Eisenbahn dritte wichtige Erwerbsquelle in der Geschichte Weil am Rheins zu dokumentieren.

Emailleschilder: wertvoll aber verhasst

Die zum Museum umgebaute Scheune enthält neben den landwirtschaftsgeschichtlich bedeutsamen Exponaten wie einem Dreschflegel und mehreren Fahrzeugen auch einen Schatz, der nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist: Emailleschilder, die die Litfaßsäulen aus dem 19. Jahrhundert als Werbeträger verdrängten und die in den 1920er-Jahren an Zäunen, Läden, Häusern und Bäumen zu finden waren.

Deshalb waren sie bei vielen Menschen auch als „Blechpest“ verhasst. Heute gibt es solche Schilder kaum noch, weshalb der Museumskreis, dessen Mitglied Schulte ist, stolz auf die Exemplare ist: „Das war höchste Handwerkskunst, denn jede Farbe musste gesondert dem Brennvorgang unterworfen und damit aufs Blech gebannt werden.“

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