Weil am Rhein Willkommen in Haltingen

Weiler Zeitung
Die beiden Sozialarbeiterinnen des Diakonischen Werks Lörrach, Eva Jungmann (links) und Iris Genswein (Zweite von rechts) heißen Flüchtlinge wie Ahmed Ghazal, Abdul Aziz Takhtura Kji und Aexs Abdullah (von links) in der Haltinger Notunterkunft willkommen. Karim Aliane (links) ist Übersetzer. Fotos: Carina Stefak Foto: Weiler Zeitung

Integration: 180 Flüchtlinge haben gestern die Notunterkunft am Sägischopf bezogen

Von Carina Stefak

160 Plätze sind in der Haltinger Notunterkunft seit gestern belegt. Zwischen neun und zehn Uhr kamen die ersten Flüchtlinge an, am Nachmittag zwei weitere Gruppen. Neben dem Schlüssel für den Schlafraum erhielten sie eine Grundausrüstung an Geschirr und Tipps wegen der bevorstehenden Feiertage.

Weil am Rhein-Haltingen. Am späten Vormittag zählt Notunterkunftsleiter Bernhard Heyl 36 Personen, die aus einer Lörracher Jugendherberge gekommen sind. Nach der Ankunft in Haltingen erhalten die Flüchtlinge zunächst einen Schlüssel für ihren Schlafraum – vier Personen sind in einem untergebracht. Auch werden die Menschen mit einem Grundstock an Töpfen, Tellern, Tassen und Besteck ausgestattet. In ihren bisherigen Unterbringungsstätten waren viele Cateringessen gewohnt, nun dürfen sie selbst kochen.

Zu Beginn erklärt der Heimleiter den Neuankömmlingen, was sie über ihre vorläufige Bleibe und das Leben darin wissen müssen. Dabei betont er, dass es sich bei der Notunterkunft um eine neue Anlage handelt, bei der noch nicht alles ganz rund läuft. So hat Heyl mit einer ausgefallenen Heizungsanlage, die den Gemeinschaftsraum wärmt, zu kämpfen und setzt sich mit Nachdruck dafür ein, dass das fehlende Heizöl schnell geliefert wird. „Die Schlafräume sind nicht betroffen, sie werden mit einer Elektroheizung gewärmt“, sagt Heyl. Dennoch: Eine Unterkunft ohne Heizung – das geht nicht. Auch sind in den sanitären Anlagen noch Stellen undicht, die ebenfalls schnell repariert werden sollen. Am Abend ist dann auch tatsächlich das meiste erledigt.

Namen an der Tür

Im Arztzimmer richtet sich der Doktor ein, um kleinere Verletzungen zu behandeln. Auch die Flüchtlinge beziehen ihre Zimmer, an den Türen hängen Blätter, auf denen ihre Namen stehen. Davor Koffer und Taschen, die nach und nach ausgeräumt werden. Während die einen bereits angekommen sind, sind die nächsten unterwegs. Gegen Mittag erwarten Heyl und seine Helfer eine 20-köpfige Gruppe aus der Gemeinschaftsunterkunft Rheinfelden, am Nachmittag kommt der dritte und mit 100 Menschen größte Schwung mit Flüchtlingen aus einer Landeserstaufnahmestelle (LEA).

Mit welchen Erwartungen kommen die Menschen? „Unterschiedlich. Diejenigen, die vorher in der Jugendherberge waren, hatten richtige Zimmer und Nasszellen, das ist hier etwas einfacher. Hier sind die Zimmer nur Schlafstätten, alles andere spielt sich in den Gemeinschaftsräumen ab.“ Auch, dass eine Küche vorhanden ist, ist für viele eine Umstellung. Jenen, die bislang in den LEAs und wie in Meßstetten in einer ehemaligen Kaserne waren, kennen Selbstversorgung vermutlich.

An vieles müsse man sich eben erst gewöhnen, sagt Notunterkunftsleiter Bernhard Heyl. Schwierig sei, dass die Menschen nicht genau wüssten, welcher Art und Dauer ihre neue Unterbringung ist. „Manche denken, dass das hier schon die Anschlussunterbringung ist.“ Falsche Versprechen und Vorstellungen – „da müssen wir schon das ein oder andere gerade rücken“, sagt Heyl.

Rechtzeitig einkaufen

Klärungsbedarf gibt es auch hinsichtlich der bevorstehenden Weihnachtfeiertage. „Wir sagen den Menschen, dass sie spätestens morgen einkaufen und sich für vier Tage mit Lebensmitteln eindecken müssen.“ Apropos Weihnachten: An diesem Tag wollen die Haupt- und Ehrenamtlichen den Flüchtlingen etwas Besonderes bieten. So gibt es mittags ein Suppenangebot, das vom Restaurant Sichtwerk (G5) in Eimeldingen geliefert wird, nachmittags werden Plätzchen gereicht und es wird gemütlich zusammengesessen. „Über den Tag verteilt werden auch Leute vom Willkommenskreis kommen“, erzählt Bernhard Heyl, der Heilig Abend mit seiner Familie in der Notunterkunft feiert.

Wohlwissend, dass viele Flüchtlinge, die aus zwölf Nationen kommen – vorwiegend Syrien und Irak, aber auch Westafrika –, mit dem christlichen Weihnachtsfest nicht viel anfangen können, wolle man einen besonderen Akzent setzen und zeigen, dass es kein Tag wie jeder andere ist. „Wir wollen niemanden bedrängen“, sagt Heyl mit Blick auf die anderen Religionen. „Aber Weihnachten ist hierzulande ein Kulturgut und das soll auch zum Ausdruck kommen.“ Deshalb haben die freiwilligen Helfer die Unterkunft weihnachtlich dekoriert und auch zwei Weihnachtsbäume sollen aufgestellt werden.

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