Weil am Rhein „Wir sind ein Sprungbrett ins Leben“

Weiler Zeitung
JWW-Vorsitzende Barbara Sauer und Geschäftsführerin Mariella Sciré (rechts) kümmern sich um Jugendliche ohne Perspektive und Langzeitarbeitslose. Foto: Saskia Scherer Foto: Weiler Zeitung

Jugend: Verein JWW kümmert sich um junge Menschen ohne Perspektive und Langzeitarbeitslose

Von Saskia Scherer

Seit knapp 30 Jahren will der Verein JWW (Jugend – Weiterbildung – Wiedereingliederung), früher Jugendwerkstatt, Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen dabei helfen, den Weg in eine Ausbildung oder zurück ins Berufsleben zu finden.

Weil am Rhein. Entstanden ist der Verein 1988, in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit, weiß Vereinsvorsitzende Barbara Sauer. „Anfangs waren es einige wenige Jugendliche ohne Perspektive, die dann hier einem geregelten Arbeitsleben nachgehen konnten und die der Verein zu vermitteln versuchte“, erzählt sie. „Zu Beginn wurden in einem Pfarrhauskeller Möbel restauriert“, ergänzt Geschäftsführerin Mariella Sciré. Ins Leben gerufen wurde die JWW durch Gisela Schulz, eine Gewerbeschullehrerin, die sich auch politisch engagierte und durch ihre Arbeit an der Berufsschule mit der Thematik vertraut war. „Sie hat die Möbel dann auf Flohmärkten verkauft“, berichtet Sciré.

Seit 1995 hat der Verein seinen Sitz in Friedlingen neben dem Kulturzentrum Kesselhaus. 20 Jahre lang, von 1990 bis 2010, wurde die JWW von Sozialpädagoge Roland Rudakow mitbetreut. „Er hat die JWW zu dem gemacht, was sie heute ist“, sagt die Geschäftsführerin.

2004 folgte die Namensänderung. „Das Klientel bestand nur noch zu einem Drittel aus Jugendlichen, deshalb stimmte der Name nicht mehr so ganz“, sagt Sauer. Denn als die Jugendarbeitslosigkeit zurückging, wurden beispielsweise auch ältere Langzeitarbeitslose ins Programm aufgenommen. Mittlerweile reicht die Altersspanne etwa von 15 bis 60 Jahre.

„Unser Ziel ist, die Menschen hier in Arbeit, Schule oder Ausbildung zu bekommen“, unterstreicht Sciré. „Wir sind quasi ein Sprungbrett ins Leben.“ Vielen fehle einfach eine Tagesstruktur. „Sie sollen wieder Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit lernen“, sagt die Geschäftsführerin. Außerdem erhalten sie schriftliche Beurteilungen. Die Jugendlichen schickt das Jugendamt, gemeinsam wird dann ein Plan erarbeitet, und das Jugendamt fördert die Arbeit.

In den verschiedenen Maßnahmen verbringen die Teilnehmer zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Zu den Aufgaben gehören vor allem Malerei und Grünpflege, auch soziale Dienste wie Kehrwochen, kleinere Reparaturen oder Wohnungsentrümpelungen. Ein Programm läuft über den europäischen Sozialfonds. „Darin werden die Fähigkeiten der Teilnehmer geprüft, sie werden gecoacht und kommen anschließend zu einem der Trägervereine, bevor sie ein dreimonatiges Praktikum in einem Betrieb absolvieren – mit der Hoffnung auf Übernahme“, erläutert Sciré. Außerdem gibt es Maßnahmen wie die „1,50-Euro-Jobber“ oder die „Arbeitsgelegenheiten“. Letztere sind in der Holzwerkstatt in den Räumen der JWW tätig und bereiten Möbel auf, die danach im Tafelladen verkauft werden.

75 Prozent seiner Kosten muss der Verein selbst erwirtschaften, der Rest läuft über Fördergelder. „Wir sind also auf Kundenaufträge angewiesen“, betont die Geschäftsführerin. Dafür kann die JWW aber auch eine Erfolgsquote von bis zu 40 Prozent vorweisen. „Das ist eine ganze Menge“, freut sich Vorsitzende Sauer. „Manchmal kommen auch Ehemalige, aus denen richtig was geworden ist“, erzählt Sciré. „Das baut uns dann immer wieder auf.“

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