Weil am Rhein/Müllheim (do). Der Hauptpunkt der Tagesordnung bei der Trägerversammlung der Sparkasse Markgräflerland war schnell abgehakt: Der Prüfbericht des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg zum Jahresabschluss 2015 und die Stellungnahme der Rechtsaufsichtsbehörde wurden zustimmend zur Kenntnis genommen. Ulrich Feuerstein, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Markgräflerland, nutzte die Gelegenheit, um noch einmal einen kurzen Rückblick auf ein zwar holpriges, aber insgesamt zufriedenstellend verlaufenes Geschäftsjahr zu werfen. Besonders erfreulich ist für ihn zum einen, dass die Kundeneinlagen trotz des anhaltenden Zinstiefs um 102 Millionen Euro und damit um 8,4 Prozent zugenommen haben. Diese Zahl zeige das Vertrauen der Kunden im Markgräflerland in ihre Bank. Zum andern sind neu zugesagte Darlehen in Höhe von 137 Millionen Euro für private Kunden, zumeist für „Häuslebauer“, und 101 Million Euro an Darlehen für Unternehmen ein wichtiges Indiz dafür, dass die Bank ihren Auftrag für die Region erfülle. Dazu gehört auch das Vorhalten von zwei Hauptstellen, zwölf Geschäftsstellen und zehn SB-Filialen. Aber noch wichtiger als die Präsenz vor Ort sei, ob der Kunde spüre, dass ihn seine Bank versteht. Das ergab eine Studie zum Thema Kundennähe. „Wir sind und bleiben Kundensparkasse“, betonte Feuerstein. Eine solide Basis hat die Sparkasse Markgräflerland durch 264 Millionen Euro an haftendem Eigenkapital, damit stehe man „fundamental gut da“, sagte Feuerstein. Derzeit beschäftigt die Sparkasse Markgräflerland 354 Mitarbeitende und 29 Auszubildende. Kritische Anmerkungen hatten sowohl er als auch der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Weils OB Wolfgang Dietz, zur neuen „Wohnimmobilienkreditrichtlinie“, die es Privatpersonen in bestimmten Lebenssituationen zunehmend schwer mache, an Kredite für den Hausbau zu kommen. Gleichzeitig bürde diese neue Auflage den Beratern in hohem Maße einen bürokratischen Aufwand auf, der zu Lasten der eigentlichen Beratungstätigkeit im Kontakt mit dem Kunden gehe. „Hier wird Regulierung zu Strangulierung“, kritisierte Dietz und forderte, dass die Politik hier noch einmal die Stellschrauben bewegen müsse. Auch für das laufende Geschäftsjahr 2016 hatte Feuerstein gute Zahlen: So waren bis Ende Mai neue Darlehenszusagen in Höhe von 83 Millionen Euro verbucht, davon 47,1 Millionen an Privatpersonen. Das Einlagengeschäft wuchs um weitere 42 Millionen. Ein Thema des Abends war auch die Abstimmung in Großbritannien zum „Brexit“: Die Verlierer seien in jedem Fall die Briten, sagte Feuerstein. Mit dieser Diskussion seien Ängste geschürt worden, die auch nach der Abstimmung noch da seien. Und was sei, wenn andere Staaten, die mit Europa unzufrieden sind, auch auf den Geschmack kämen, fragte sich Feuerstein. „EZB pumpt billiges Geld in nicht vertretbarem Maß in die Märkte“ Auch die Präsidentenwahl in den USA werde wirtschaftliche Verwerfungen bringen, denn ein möglicher Präsident Trump setze vor allem auf den Binnenmarkt, was für exportierende Unternehmen nicht positiv sei. Und nicht zuletzt die Zinspolitik der EZB, die „in nicht vertretbarem Maß billiges Geld in die Märkte pumpt“ ist für Feuerstein ein Grund zur Wachsamkeit. Er erwartet vor Ablauf der Dekade keine Zinswende mehr. In einem derart dynamischen und schnell wechselnden Umfeld müsse die Sparkasse langfristig wirkende Entscheidungen treffen. Dazu gehört nach Feuerstein auch, Aktien als private Altersvorsorge stärker in den Fokus zu nehmen.