Von Adrian Steineck Weil am Rhein-Haltingen. „Eigentlich ist das zu schade zum Wegwerfen.“ Wer sich derzeit den Frühjahrsputz vornimmt, dem geht dieser Satz wiederholt durch den Kopf. Eine Anlaufstelle ist der Kunstladen „CycleMe“ in Haltingen: Ab Februar können Interessierte dort in einer offenen Kreativwerkstatt ihren Einfällen freien Lauf lassen und aus Gegenständen, die ansonsten aussortiert würden, etwas Neues schaffen. „Upcycling“ nennt sich dieser Trend, der laut Rita Brucker allmählich „aus den Großstädten zu uns herüberschwappt.“ Brucker betreibt mit ihrer Freundin Christine Ruf seit Ostern vergangenen Jahres den Kunstladen „CycleMe“, mit dem sie auch ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzen möchte. Die gelernte Floristin stieß während einer Messe in Freiburg auf das „Upcycling“ und war verblüfft, was aus vermeintlich schrottreifen Gegenständen alles gefertigt werden kann. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt sich bei einem Rundgang durch „CycleMe“. Ein Kronleuchter aus den Plastikdeckeln von Milchpackungen; ein Mülleimer aus Videokassetten; eine Ladentheke aus alten Büchern; ein schmückender goldener Kranz aus Eierschachteln – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Um dies auch anderen Menschen zu zeigen und deren eigene Kreativität zu fördern, bietet Rita Brucker ab Februar immer freitags eine offene Kreativwerkstatt an. „Ich teile meine Ideen gerne mit anderen“, sagt sie. Immer wieder habe sie festgestellt, dass es lediglich eines kleinen Anstoßes bedürfe, um bei Anderen die Ideen sprudeln zu lassen. Auch wer sich selbst für handwerklich eher wenig begabt halte, verfüge doch über Talent. „Jeder kann etwas“, ist Rita Brucker überzeugt und weiß aus ihren Kursen: „Wenn man sechs Menschen die gleichen Ausgangsmaterialien gibt, kann es sein, dass sechs völlig unterschiedliche Dinge entstehen.“ Die Ausgangslage für einen Besucher könne etwa Folgende sein: „Jemand hat ein altes Holzregal im Keller stehen, das er nicht mehr braucht, aber auch nicht wegwerfen möchte, weil es vielleicht ein Erbstück ist und Erinnerungen damit verknüpft sind. Dieses bringt er vorbei, und gemeinsam überlegen wir, was sich daraus machen lässt“, legt Rita Brucker dar. Aber es ist keineswegs Voraussetzung, dass etwas mitgebracht wird. So verfügt Brucker über ein Lager, in dem sich von Fanta-Dosen über Geo-Hefte bis hin zu Vinyl-Schallplatten allerhand findet. „Upcycling“ soll kein teures Vergnügen sein. So fallen zwar Materialkosten an, ob und was darüber hinaus bezahlt werden soll, überlässt Rita Brucker ganz ihren Kunden. Es gibt auch beim zweimal jährlich angebotenen „Tausch-Rausch“ die Möglichkeit, alte Gegenstände gegen bereits umgearbeitete, „neue“ Kunstobjekte zu tauschen. Weiterhin besucht werden kann auch die von Rüdiger Hof betriebene Fahrradwerkstatt „Einzelrad“ im gleichen Gebäude. Wer Freitagmorgens keine Zeit hat oder keinen Platz findet – bei drei Teilnehmern gleichzeitig ist die Grenze erreicht –, kann Rita Bruckers erstmals angebotenen Volkshochschulkurs zum Thema „Upcycling“ besuchen, der ab 8. März im Kesselhaus stattfindet. Dort sollen an acht Abenden Grundkenntnisse vermittelt werden. Weitere Informationen: Kunstladen „CycleMe“, Freiburger Straße 70 in Haltingen; offene Kreativwerkstatt ab Februar immer freitags, 10 bis 14 Uhr; weitere Informationen unter www.cycleme.de