Von Daniela Buch Weil am Rhein. Unter großem Besucherandrang wurde am gestrigen Sonntagvormittag die neue Ausstellung „Riss durchs Leben – Kriegsalltag in Weil 1914 bis 1918” im Museum am Lindenplatz eröffnet. Der Weiler Museumskreis hat einmal mehr eine ausgezeichnete Ausstellung konzipiert und zusammengestellt. Wie erlebten und bewältigten die Menschen den Alltag während der Kriegsjahre" Ein Gang durch die mit zahlreichen Gittern und Absperrungen versehene Ausstellung vermittelt den Besuchern verschiedene Blickwinkel, um Antworten auf diese Frage zu finden. Gotthold Schlussers Schilderungen das Herstück Herzstück der Ausstellung sind die konkreten Schilderungen des Zeitzeugen und evangelischen Pfarrers Gotthold Schlusser, der im vierteljährlich herausgegeben Gemeindeboten über die Auswirkungen des Krieges auf das Leben vor Ort berichtete. Historische Aufnahmen, etwa von den Grenzkontrollen in Otterbach und Riehen oder dem Durchlass bei Stellwerk 12 in Friedlingen, und darüber hinaus wieder etliche Leihgaben illustrieren die Aufzeichnungen, darunter Postkarten und Briefe, Dokumente, Pässe und Passierscheine und Alltagsgegenstände. Es wird an Einquartierungen von Soldaten und Reservisten erinnert, an die Einrichtung von Feldlazaretten und Feldküchen, an Heimaturlaube, und dazwischen werden immer wieder Details aus dem täglichen Leben der Menschen beleuchtet, die Angst, die Entbehrungen und der Hunger. In einem von Anita Fuchs, der neuen Kuratorin, gelesenen Hörspiel berichtet Heinz Brossard über das eingeengte Leben in der neutralen Zone in Friedlingen, das aus militärischen Gründen als solche eingerichtet wurde. Friedlingen war damit durch einen drei Meter hohen Stacheldrahtzaun abgetrennt. „Je schlimmer die Lage, desto ruhiger bin ich – ich habe bis jetzt den Mut nicht verloren”, wird ein Weiler Soldat im Kellergewölbe, in dem sehr eindrücklich ein Schützengraben nachgebaut ist, zitiert. Im Obergeschoss des Museums widmet sich ein Raum der Erinnerung an die getöteten Soldaten aus Weil, wobei jeder einzelne der mehr als 100 Männer namentlich festgehalten ist. OB: Außergewöhnliche Leistung des Museumskreises Die Ausstellung ist Teil des grenzüberschreitenden Projekts von mehr als 30 Museen im Dreiländereck und Oberrhein anlässlich des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Oberbürgermeister Wolfgang Dietz sprach dem Museumskreis, der die Ausstellung zusammengetragen und konzipiert hat, seinen ausdrücklichen Dank aus, sowie Kuratorin Anita Fuchs und auch deren Vorgängerin Simone Kern, die noch den Anstoß zur Ausstellung mit gestaltet hatte. „Die Besucher dürfen sich einmal mehr auf eine außergewöhnliche Leistung freuen”, sagte Oberbürgermeister Dietz. Die Ausstellung gleiche einer „Zeitreise mit Fakten, aber auch mit vielen Emotionen”.