Weil am Rhein Zentren spielen wichtige Rolle

Weiler Zeitung
Diskutierten über die Kinderbetreuung: (v.l.) Armin Schuster (CDU), Jonas Hoffmann (SPD), Moderator Matthias Zeller, Gerhard Zickenheiner (Grüne), David Trunz (Linke) und Christoph Hoffmann (FDP). Foto: Daniela Buch Foto: Weiler Zeitung

Bundestagswahl: Podiumsdiskussion mit Kandidaten: „Wie viel Kind können oder wollen wir uns leisten?“

Von Daniela Buch

Auf Einladung der Familienzentren Lörrach und Wunderfitz Weil am Rhein wurde am Donnerstagabend mit den Bundestagskandidaten über das Thema „Wie viel Kind können oder wollen wir uns leisten?“ debattiert.

Weil am Rhein. Rund 100 Besucher, darunter vor allem Erzieher und Eltern, waren ins O.M.A.-Mehrgenerationenhaus nach Friedlingen gekommen. Der Andrang war größer als die Veranstalter erwartet hatten, so dass im großen Saal noch zusätzliche Stühle aufgestellt werden mussten. Auf dem Podium saßen die Bundestagskandidaten Armin Schuster (CDU), Jonas Hoffmann (SPD), Gerhard Zickenheiner (Grüne), Christoph Hoffmann (FDP) und David Trunz (Die Linke).

„Kinder sind kein politisches, sondern ein gesellschaftliches Thema“, sagte Thomas Asal, zweiter Vorsitzender des Familienzentrums Wunderfitz zum Einstieg. Im Kern drehte sich der Diskurs fortan gut zwei Stunden lang um die Frage, welche Weichenstellungen seitens der Politik notwendig sind, um die Familien bei der Kinderbetreuung zu unterstützen. Gestritten wurde über Regierungsverantwortlichkeiten, Sinn und Zweck des Betreuungsgeldes, die Finanzierbarkeit von höheren Zuschüssen, Kindergeld- und Freibeträgen, über frühkindliche Bildung und Chancengleichheit sowie über die Lücke zwischen theoretischen Modellen und Praxisanspruch.

Wortmeldungen aus dem Publikum zeigten etliche alltagsnahe Probleme und Entwicklungen auf. Etwa dass die prozentuale Unterversorgung bei Betreuungsplätzen wohl im bundesweiten Vergleich nicht schlecht aussieht, für die Betroffenen aber eben schwere Hürden mit sich bringt und sich, abgesehen von U-3- und Regelplätzen, derweil auch der vernachlässigte Bereich der Hortbetreuung bemerkbar macht, für den der Bedarf höher ist als personell und finanziell abgedeckt werden kann.

Dass Personalprobleme nicht nur wegen der Abwanderung in Richtung Schweiz bestehen, wo eine Erzieherin im Durchschnitt jährlich das doppelte Gehalt verdient, sondern auch wegen Überforderung und fehlender Wertschätzung, war ebenfalls Thema.

Geschildert wurde auch die wachsende Belastung des knappen Personals durch die Forderung nach immer mehr Flexibilität bei den Betreuungszeiten.

Aus langjähriger Erfahrung berichtete ein Jugendleiter, dass die Anzahl der Kinder mit Auffälligkeiten wie Hyperaktivität oder Aufmerksamkeitsdefiziten auffallend größer werde, und dass er die Ursache darin sehe, dass die Kinder nicht mehr genügend Zeit mit ihren Eltern verbringen würden. Der Spagat, den Kindertagesstätten zu leisten hätten, sei: „Wie lässt sich ein Kind so unterstützen, dass man zu einem ähnlichen Ergebnis kommt wie bei voller elterlicher Erziehung?“

Ein Vater fragte im Namen einer Elterngruppe, warum die Fremdbetreuung vom Staat gefördert werde, aber die Eigenbetreuung durch einen Elternteil nicht. Wer sein Kind in den ersten Lebensjahren gerne selbst betreuen wolle, könne sich dies oft gar nicht leisten.

„Ich habe schon eine ganze Reihe von Diskussionen moderiert, aber so aktiv und interessiert haben sich die Besucher bisher noch nirgends“, stellte Moderator Matthias Zeller am Ende fest. Ein wesentliches Fazit war, dass gerade Familienzentren eine wichtige Rolle übernehmen, wenn es darum geht, ganzheitliche Begleitung und Beratung zu bieten.

Die Podiumsdiskussion war in Kooperation der beiden Familienzentren als Beitrag zum Veranstaltungsreigen des laufenden Jubiläumsjahres zum 20-jährigen Bestehen der Einrichtungen organisiert worden.

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