Magisches Zusammenspiel von Farben, Formen und Ornamenten
Was der Sammler lernen konnte: wie Baumeister in der Abstraktion eine Urkraft zum Klingen bringt, die Prozesse in der Natur transzendiert. Die Besinnung auf eine rational nicht fassbare Energie, die allem eigen ist, deutete Baumeister, der nicht umsonst mit Oskar Schlemmer den Maler Paul Klee an die Stuttgarter Akademie holen wollte, in einem magischen Zusammenspiel von Farben, Formen und Ornamenten an – eine Besinnung auch auf die eigene Mitte.
Den deutschen Picasso nennt man den 1889 in Stuttgart geborenen Baumeister gern, vielleicht auch, weil er wie kein anderer deutscher Künstler für eine Avantgarde stand, die international vernetzt war. Der mit Fernand Léger befreundete Stuttgarter war einer der ersten deutschen Künstler, dem nach dem Zweiten Weltkrieg eine große Ausstellung in Paris gewidmet war. Was Baumeister von Picasso trennt, ist freilich der Drang zur Abstraktion des einen, während die Kunst des anderen immer vom Figürlichen motiviert blieb.
Umstrittene moderne Kunst
Von all dem erzählt auch ein Dokumentarfilm Domnicks, der 1954 in suggestiven Bildern versuchte, Baumeisters Kunst einem breiteren Publikum zu erschließen – in einer Zeit, die heftig stritt um die „Gefahren der modernen Kunst“ und den durch sie verursachten „Verlust der Mitte“, wie die Titel zweier Schriften Hans Sedlmayrs andeuteten. Domnicks Filmporträt steht um 14.30 Uhr in Nürtingen im Mittelpunkt. Baumeister selbst hatte das „Freundschaftsdokument“ gebührend anerkannt: mit der Schenkung eines wichtigen Werks. Was er nicht ahnte: Der Film war eines der letzten Dokumente, die den Künstler vor seinem plötzlichen Tod in Szene setzten.