Wittlingen Bis zu 80 Prozent Ausfall beim Kernobst

Weiler Zeitung
Markus Ernst (links) und Karlfrieder Fischer erläuterten Ausmaß und Folgen der Frostnächte für Bauern und Winzer in der Raumschaft. Foto: Ralph Lacher Foto: Weiler Zeitung

Frostschäden: Obst- und Weinsonntag diente auch der Aufklärung der Verbraucher

Wittlingen / Wollbach (os). Die beiden Frostnächte im April haben die Landwirte und Winzer im Kandertal stark getroffen. Nachdem die Schäden absehbar waren, entschlossen sich Karlfrieder Fischer vom Rüttehof in Wollbach und der Wittlinger Winzer Markus Ernst dazu, einen „Obst- und Wein-Sonntag“ auszurichten mit dem Ziel, die Verbraucher zu informieren. Bei schönem Wetter wurde der Aktionstag ein Erfolg, wozu sicherlich auch das regionale Verköstigungsangebot beitrug.

Nicht ganz so heiter waren dagegen die Erläuterungen bei den Führungen durch Rebanlagen und Obstplantagen rund um den Rüttehof. Mit dem „Apfelzügli“ brachten die Gastgeber ihre Gäste in die Anlagen. Dort erfuhren sie, dass der Spätfrost je nach Lage und Standort das Obst unterschiedlich stark geschädigt hat. Der Eindruck, es hänge doch einiges an Früchten in den Anlagen, täuscht, wie Fischer deutlich machte. Man rechne beim Kernobst mit bis zu 80 Prozent Ernteausfall, erklärte er.

Deutlich wurde dies bei genauerem Hinsehen. Die Apfelbäume haben im oberen Bereich zwar Behang, unten jedoch, wo normalerweise der Großteil der Früchte hängt, nicht. Wie Fischer erklärte, habe der Spätfrost bis zu einer Höhe von etwa einem Meter die Blüten erfrieren lassen. Weiter oben blieb es warm genug. Der weitere Witterungsverlauf in diesem Jahr habe zu einer schnellen Reife geführt, so dass man schon bald mit der Apfelernte beginnen könne.

„Durch den heißen und trockenen Sommer, der rechtzeitig von der aktuell vorherrschenden, immer wieder Niederschläge bringenden Witterung abgelöst wurde, sind auch die Reben um gut zwei Wochen gegenüber einem Normaljahr voraus“, bestätigte der Winzer Markus Ernst. Er rechnet mit einem Weinlesebeginn schon Anfang September.

Bei den Frostschäden in den Reben im Kandertal ergibt sich je nach Höhenlage ein anderes Bild. Die etwas höher liegenden Reben zwischen Wittlingen und Wollbach hätten den Frost gut überstanden, sagte Ernst. Er rechne hier mit einem Ausfall von rund 15 Prozent.

Anders sehe es in Fischingen, Schallbach und am Hang unterhalb von Ötlingen aus, wo Ernst ebenfalls Rebflächen bewirtschaftet. In diesen niedrigeren Lagen rechne er nur mit einem Drittel eines Normalertrags. Insgesamt sei dies zwar unerfreulich, aber noch nicht dramatisch.

Ernst wies auch darauf hin, dass die Frostschäden in den Reben einen erhöhten Arbeitsaufwand nötig machten. So galt es etwa, die Beiaugen auszuschneiden, die als Notreife-Fruchtansätze keine ausreichende Qualität ergeben hätten.

Positiv hat sich immerhin die Hitzeperiode ausgewirkt. Es wurden weniger Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Pilzbefall oder die gefürchtete Kirschessigfliege benötigt.

Beim Obst habe man die Hoffnung, eine Preiserhöhung am Markt durchsetzen zu können, erklärte Fischer. Dabei zählt er auf aufgeklärte Verbraucher, die wissen, dass regionale Erzeugnisse in diesem ungewöhnlichen Wetterjahr eben etwas teurer sein müssten, um den Erzeugern einigermaßen ein Auskommen zu sichern. Fischer hofft zudem auf Unterstützung durch die Politik. Hier gebe es positive Ansätze, wie Beihilfen und Steuererleichterungen.

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