Zell im Wiesental Flüchtlingsunterbringungbeim Bahnhof

Markgräfler Tagblatt
Das Gebäude Bahnhofstraße 22 in Zell soll in Kürze für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen genutzt werden. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Stadt Zell kauft Gebäude für rund eine Million Euro

Für rund eine Million Euro hat die Stadt das Gebäude Bahnhofstraße 22 erworben, das in der nahen Zukunft in erster Linie für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen genutzt werden soll. Dies gab die Verwaltung in der Gemeinderatssitzung am Montagabend bekannt.

Von Peter Schwendele

Zell. Die Entscheidung für den Kauf des Gebäudes hatte der Gemeinderat jüngst in nichtöffentlicher Sitzung getroffen – „mit großer Mehrheit“, wie es hieß. Bürgermeister Rudolf Rümmele sagte, die Stadt sei bereits dabei, das markante, gegenüber von der S-Bahn-Station liegende Haus so herzurichten, dass man den Anforderungen der Anschlussunterbringung von Flüchtlingen gerecht werden könne.

Das Angebot zum Kauf des Gebäudes sei für die Stadt eine „willkommene Gelegenheit“ gewesen, dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, Flüchtlinge nicht am Rand der Stadt unterzubringen, sondern auch in geographischer Hinsicht ein gutes Fundament für eine gelingende Integration zu setzen. Erledigt hätten sich mit dem Kauf des Gebäudes in der Bahnhofstraße auch die zuletzt verfolgten Pläne, im Bereich Freiatzenbach ein neues Gebäude für Flüchtlinge zu erstellen.

Brandgeschädigte Familie wird ebenfalls einziehen

Indes soll das in der Bevölkerung auch als „Haus Amann“ bekannte Gebäude nicht ausschließlich für die Flüchtlingsunterbringung genutzt werden. Vielmehr wird die neunköpfige Familie, die jüngst bei einem Brand in der Schwanenstadt ihr Zuhause verloren hat und derzeit eine Ferienwohnung nutzt, ab dem 15. Juli im Dachgeschoss des Gebäudes in der Bahnhofstraße ihr neues Domizil beziehen, wie der Bürgermeister ankündigte.

Nach den Vorstellungen der Stadt können im Erdgeschoss und im Obergeschoss jeweils bis zu zehn Flüchtlinge Unterkunft finden. Grundsätzlich sehe die Stadt den Kauf im Sinne einer vorläufigen Anschlussunterbringung, meinte der Bürgermeister: „Es ist für uns eine Art Durchgangsgebäude.“ Was die Asylsuchenden angehe, sei man ständigen Veränderungen unterworfen, sagte Rümmele. Derzeit sei Stand der Dinge, dass Zell in diesem Jahr 65 Flüchtlinge für die Anschlussunterbringung zugewiesen bekommt. Mittlerweile müsse man allerdings bei anerkannten Asylbewerbern auch das Thema Familiennachzug mitbedenken, das für weitere Veränderungen sorgen könne.

Thomas Kaiser (SPD) sagte, seine Fraktion sei überzeugt davon, „eine richtige und gute Lösung“ gefunden zu haben, zumal diese auch noch günstiger sei als die zuletzt ins Auge gefasste Planung mit einem Wohnblock in Freiatzenbach. Bisher habe man 35 Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung mit Wohnraum versorgen können; man sei aber dringend gefordert gewesen, weiteren Wohnraum zu finden.

Kaisers Fraktionskollegin Claudia Dolzer betonte den Integrationsgedanken.

Integration schnell voranbringen

Man hoffe, Familien zugewiesen zu bekommen, und müsse sich bemühen, Kinder schnellstmöglich mit Kindergarten- und Schulplätzen zu versorgen und die Erwachsenen in Lohn und Brot zu bringen. Das Gebäude selbst könne mittelfristig auch wieder eine andere Nutzung erfahren oder wieder veräußert werden.

Thomas Schmidt (CDU) betonte die Zeitschiene: „Wir kommen mit dieser Lösung auch viel schneller ans Ziel als mit einem Neubau.“ Man wisse derzeit nicht, wie sich die Flüchtlingsthematik weiter entwickelt, sei aber mit der jetzt gefundenen Lösung relativ flexibel. Der Standort sei jedenfalls sehr gut.

Einar Decker (FW) fand den Standort gar „ideal“. Auch er betonte, dass das Gebäude mittelfristig auch anderweitig genutzt werden könnte.

Zum Ende der Sitzung meldeten sich Anwohnerinnen des betreffenden Gebäudes zu Wort und betonten, dass es sich um ein historisches Haus mit Bedeutung für Zell handle. Grundsätzlich, so eine Wortmeldung, spreche man über ein „sehr sensibles Thema, von dem wir uns wünschen, dass es mit entsprechender Professionalität angegangen wird“.

Integrationsbeauftragter könnte kommen

Der Bürgermeister meinte, „dass die Verwaltung sensibilisiert ist, dass das eine gute Sache wird“. Er sicherte zu, dass die Stadt mit den Anwohnern die Kommunikation pflegen wird. Geplant sei, mit Hilfe von Zuschussgeldern die Stelle eines Integrationsbeauftragten zu schaffen, der die Flüchtlinge betreue. Wer genau wann der Stadt vom Landratsamt zugewiesen werde, könne er nicht sagen, „aber wir haben bereits viele Bescheide und rund 25 Personen, die in der Warteschleife hängen“, sagte Rümmele.

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