Zell im Wiesental Für die Betreuung wird gesorgt

Markgräfler Tagblatt
Am Mittwoch ist die erste Flüchtlingsfamilie in dieses Gebäude in der Zeller Bahnhofstraße eingezogen. Die Stadt hofft, dass das Haus bis Mitte September voll belegt ist. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Flüchtlinge: Belegung des Gebäudes Bahnhofstraße 22 hat begonnen / Sozialarbeit und technischer Dienst

Von Peter Schwendele

Die Belegung des Gebäudes in der Bahnhofstraße mit Flüchtlingen hat begonnen. Damit die Entwicklung so positiv verläuft, wie man es sich in Zell wünscht, plant die Stadt, neben einer Sozialbetreuung auch einen technischen Dienst mit sozialkompetentem Hintergrund einzurichten.

Zell. Für rund eine Million Euro hat die Stadt das Gebäude Bahnhofstraße 22 erworben – unter anderem für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen. „Wobei hiermit eine sogenannte vorläufige Anschlussunterbringung gemeint ist“, präzisierte Bürgermeister Rudolf Rümmele gestern bei einem Pressegespräch im Rathaus. Es gelte, den Menschen, die dort untergebracht werden, klarzumachen, dass es es sich nicht um eine Dauerlösung handelt. Grundsätzlich gehe es nach wie vor darum, anerkannte Flüchtlinge dezentral mit Wohnraum zu versorgen, weshalb die Stadt auch weiterhin auf der Suche nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten sei. Rümmele: „Die Direktvermietung auf dem Wohnungsmarkt bleibt unser primäres Ziel.“ Eine Vermittlung in reguläre Mietverhältnisse sei aber sicher einfacher, wenn die Menschen bereits in der Stadt seien und persönlicher Kontakt möglich sei, ist der Bürgermeister überzeugt.

Vom Grundsatz her habe die Stadt das Gebäude in der Bahnhofstraße erworben, um aktuell auf die Zuweisungsraten des Landkreises reagieren zu können (2017: 59 Personen), erläuterte Rümmele. Der Gemeinderat habe indes den Kauf auch unter der Maßgabe beschlossen, das Gebäude zu gegebener Zeit wieder zu veräußern. „Das würde auf dem Markt gut funktionieren“, sagte Rümmele und betonte: „Wir setzen kein Geld in den Sand.“

Keineswegs sei es so, dass die Stadt in der Flüchtlingsunterbringung zu üppige Maßstäbe anlege, so der Rathauschef. Im Gegenteil könne es sein, dass man manchen Asylsuchenden enttäuschen müsse, weil er in der Bahnhofstraße 22 weniger Wohnraum zur Verfügung bekommt als vielleicht erhofft. Gleichwohl betonte Rümmele in Sachen Ausstattung: „Eine Küche ist dann eine Küche, wenn ich dort kochen kann, und ein Bad ist dann ein Bad, wenn ich dort duschen oder baden kann.“ Und die Stadt sei froh, dass das Haus bereits beim Kauf über drei Küchen und drei Bäder verfügte. Auch deshalb müsse man lediglich eine „überschaubare Summe“ in die Renovierung und Neuaufteilung des Gebäudes stecken.

Fachbereitsleiterin Luzia Philipp berichtete bei dem Pressegespräch, dass am Mittwoch die erste Flüchtlingsfamilie eingezogen ist. Man hoffe, dass das Haus bis zum 15. September vollständig belegt ist, denn dann läuft die Frist für die Antragstellung des Integrationsmanagements ab. In Zell wünsche man sich überwiegend Familien, doch realistischerweise müsse man vermehrt mit alleinstehenden Personen rechnen, so Philipp.

Bürgermeister Rudolf Rümmele ist bewusst, dass auch die Stadt gefordert ist, damit die Neuaufnahme im Bahnhofsquartier für alle zufriedenstellend abläuft. Zum einen setzt man auf Sozialbetreuung, und hier auf die Zusammenarbeit mit der Caritas, die in Zell eine Außenstelle unterhält. Rümmele: „Wir streben einen engen Schulterschluss an.“ Zum anderen wird die Stadt in Sachen technischer Betreuung/Hausmeisterdienst aktiv. Hier habe man eine Person im Auge, die nicht nur fachlich den Anforderungen entspreche, sondern durch ihre Affinität zu einer Hilfsorganisation auch eine soziale Komponente in die Arbeit einbringen könne.

„Und diese Arbeit wird täglich erfolgen“, wie der Bürgermeister betonte. Der Stelleninhaber, ein Angestellter der Stadt, werde jeden Tag durch die Räume gehen und nach dem Rechten schauen. „Das wird eine große Regelmäßigkeit haben, denn wir wollen nicht, dass sich da etwas aufstaut“, sagt der Rathauschef, auch unter dem Aspekt, dass das Gebäude wieder veräußert werden soll. Diese Aufgabe soll sich in Zukunft auch auf das Gebäude Wiesenstraße 1 erstrecken, wo die Stadt ebenfalls zwei Wohnungen mit Flüchtlingen belegt hat. Einen speziellen Sicherheitsdienst wird es indes nicht geben.

Bei allen Schwierigkeiten und Anforderungen, denen man bereits jetzt und in der nächsten Zukunft in Sachen Flüchtlingsunterbringung gerecht werden muss, ist der Bürgermeister froh um die in der Bahnhofstraße gefundene Lösung. „Das Haus steht mitten in der Stadt, besonders die Nähe zum Bahnhof ist sehr gut, das macht Integration möglich“, bekräftigte Rudolf Rümmele.

Allerdings werde die Integrationsarbeit derzeit wieder einmal erschwert, kritisierte der Bürgermeister eine aktuelle Entwicklung. Denn das Land betreibe momentan eine Politik des „Abschiebens in die Gemeinden“. Verstärkt würden mittlerweile bereits abgelehnte Asylbewerber auf die Kommunen verteilt. „Da macht es sich das Land zu einfach“, so Rümmeles Kritik. Sollte demnächst auch Zell mit dieser Vorgehensweise konfrontiert werden, will der Bürgermeister das Widerspruchsverfahren nicht scheuen.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading