Zell im Wiesental Glanzpunkte in XXL-Qualität gesetzt

Markgräfler Tagblatt

Stadtmusik Zell: Zur 50-jährigen Freundschaft mit der Brass Band Feldmusik Zell klanglich aufgetrumpft

„Herzlich willkommen zum Open Air-Konzert in der Atzenbacher Halle“, flachste der Vorsitzende der Stadtmusik Zell, Thomas Kaiser, um zu verdeutlichen, dass man sich die Jubiläumsparty vom Wetter nicht verderben ließ – im Gegenteil: Mit fulminanten Klängen wurde am Samstag die 50-jährige Freundschaft zur Luzerner„Brass Band Feldmusik Zell“ gewürdigt.

Zell (ib). Anstatt auf dem Rathausplatz fand man sich also in der Halle ein, und Geschenke, Anekdoten, Ehrungen sowie zwei Konzertblöcke bestimmten das Programm. Die Schweizer Musiker übergaben einen Birnbaum, der das Freundschaftsband festigen möge, plus XXL-Trunk, und letzteren – da war man sich einig – erwarte ein kürzeres Dasein.

Die Stadtmusiker bedachten die Weggefährten mit einer Dokumentensammlung, die an Höhepunkte der vergangenen fünf Jahrzehnte erinnerte. Thomas Kaiser nutzte den Moment, um heiterer Präsente zu gedenken, selbstredend bewahrt, darunter eine Kuhglocke, ein Grill (vor dem Ölfass), ein Matterhorn sowie ein Drei-Meter-Käse, der einst vor dem Zoll kapitulierte. Zudem sprach er von „unvergessenen Konzerten“.

Ein besonderer Gruß galt Gästen der Anfangszeit sowie Alt-Bürgermeister Bernhard Lederer. Der musikalische Vortritt war der Feldmusik gewährt, die als solche vor 120 Jahren entstand, und angesichts der wenigen Brass-Kapellen, die in Deutschland existieren, seltenen Hörgenuss bescherte.

Zu erleben war hohe Musizierkunst, dargebracht vom reinen Blechblasorchester unter dem Dirigat von Luca Frischknecht. Das Ensemble bestach mit brillantem Klangteppich, strahlend und weich zugleich, gepaart mit rhythmischer Exaktheit. Zu Gehör kamen moderne Arrangements wie „Skyfall“ und traditionelle Blasmusik.

Mehrfach ließ sich bei Solopassagen langer Atem bewundern, etwa beim Welthit „Oh mein Papa“, der seine sentimentale Wirkung nie verfehlt. Zum Glanzpunkt geriet die Interpretation des Mozartschen Komponierstreichs „Rondo alla turca“, die ein rasantes Xylophon-Solo barg und den Klassiker auf ein neues Niveau hob.

Das Publikum applaudierte wild, und freudig ließ der rotbefrackte Fahnenschwinger Sepp hier wie an weiterer Stelle die Flagge kreisen. Gespickt war die Vorstellung mit wuchtigen Nummern, so der „Abschied der Gladiatoren“, „Fire in the blood“ oder den „Golden Euphoniums“, deren Klangschönheit sich beim exzellenten Solospiel vollends entfaltete. Ein Aufhorchen bewirkten die „Talerschwingen“, Gefäßrasseln, die in der Volksmusik ansässig sind und die Appenzeller Kuhglocken in „Bi üs dehäm“ imitierten.

Die gleichermaßen ambitionierte Antwort der Wiesentäler kam mit einem „Schweizer Mosaik“ daher, das ebenfalls die typischen Elemente Schweizer Tradition enthielt – jedoch aus Schopfheimer Komponistenfeder stammt: Markus Götz, Stadtmusikleiter seit gut einem Jahr, verstand es, herrlichen Blechfunk zu senden. Insgesamt setzte er auf Tempo, wiederholt brillierten die Register mit „vivace“-Passagen, teilweise derart schneidig gespielt, dass einem Hören und Sehen verging.

Der ungarische Marsch „Attila“ gehörte in die Kategorie, ebenso wie „Buglers Holiday“. Einen Farbtupfer setzte „Latin Pop“, dessen melodische Beats direkt in die Gehörgänge rasten. Anschließend folgten Udo Jürgens-Ohrwürmer.

Für einen weiteren Akzent sorgte „The Return“ von Markus Götz, laut Moderatorin Elke Rupprecht „Aventure 2“, ein aufregendes und bildmächtiges Notengeflecht. Das mitreißende Allegro führte in den Urwald, dessen dunkle Mächte hörbar wurden, weiter ging es auf träumerischem Pfad, um final in der Wüste zu landen.

Spannungsgeladene Melodienbögen korrespondierten mit versonnenen Sequenzen, zuverlässig bejubelt die Demonstration stilistischer Versiertheit. Fazit: Alle Akteure des Abends boten echte Qualitäten, getreu dem schlichten Motto: Publikum abgeholt.

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