Zell im Wiesental Improvisation und Melodienrecycling

Markgräfler Tagblatt
Michèle Walther, Luzian Jenny und Matthias Gubler brillierten im Café Fräulin. Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

Trio „La MuseMent“ spannt im Café Fräulin in Zell einen breiten musikalischen Bogen

Zell (hf). Es ist gut zehn Jahre her, seit Michèle Walther, Matthias Gubler und Luzian Jenny die Freunde des anspruchsvollen Kammer-Jazz in Basel und Umgebung in ihren Bann zogen. Die Zusammenarbeit endete vorerst, als Walther 2005 ihren Wohnsitz nach San Francisco verlegte. In die alte Heimat zurückgekehrt, fand sich das formidable Jazz-Trio schnell wieder zusammen und bescherte der Stadt Zell am Freitag ein Kammer-Jazz-Konzert der besonderen Art.

Vor zehn Jahren traten die drei Musiker unter dem Namen „Improwisagloria“ auf und hatten sich für ihre unkonventionelle Art der Interpretation von Kompositionen aus Klassik, Volksmusik und Poptiteln bald einen hervorragenden Namen gemacht. „Melodienrecycling“ nennt Luzian Jenny dieses Aufgreifen und improvisatorische Neu- und Umgestalten bekannter Melodien.

Zu dieser Neu-Erfindung alter Melodien kamen zunehmend Eigenkompositionen der drei Musiker, in denen sie Themen aufgriffen, umgestalteten und zu völlig neuen Klangerlebnissen umformten. Man darf es als Glücksfall werten, dass es Hanna Sanner vom Café Fräulin gelungen war, dieses Ausnahme-Trio für ein Konzert in Zell zu gewinnen - diesmal unter der Bezeichnung „La MuseMent“. Dass die Musiker nicht vergessen waren, zeigte sich am Freitagabend, als sich zahlreiche Freunde und treue Anhänger der Musiker im Kulturcafé zusammenfanden, auch wenn das Wetter dem geplanten Auftritt im Garten nicht wohl gesonnen war.

In dem konzentrierten Konzert spannten die drei Musiker den Bogen von Renaissance-Kompositionen über Themen aus der traditionellen Volksmusik bis zu aktuellen Jazz- und Poptiteln. Auch nach der jahrelangen Pause wirkte das Trio wie aus einem Guss, ließ die Themen und Soli von einem Instrument zum nächsten wandern und erzeugte dabei einen harmonischen Zusammenklang, der der freien Improvisation breiten Raum ließ.

„Gurtu-khalil“ – eine Komposition von Michèle Walther – griff orientalische Themen auf, die Michèle Walther an der Violine und Matthias Gubler am Saxophon zu langen und mitreißenden Soli inspirierten. Beim folgenden „Dodon“ (von Matthias Gubler) zeigte Luzian Jenny überzeugend, welche Potenziale im „Handörgeli“ als Jazz-Instrument verborgen liegen. Michèle Walther, deren Violine-Soli die Grenzen dieses Instruments immer wieder ausloteten, setzte bisweilen ihre Stimme als Instrument ein und bereicherte so das Klangbild des Trios. Besonders bei „Earth the circle“ von Manfred Mann gab dies der Komposition einen völlig neuen und mitreißenden Eindruck.

Wie zu erwarten, hatte der Jazz einen festen Platz im Repertoire. Hatte schon gleich zu Beginn ein Ragtime für Begeisterung im Café gesorgt, darf man die Interpretation von Dave Douglas‘ „Twisted“ mit ihren mehrfachen Rhythmuswechseln als einen echten Höhepunkt des Abends bezeichnen.

Nach Abschluss des Konzerts wollten die Gäste die drei Musiker nicht so einfach ziehen lassen und forderten durch langen Applaus eine Zugabe. „Eigentlich müssten wir jetzt hinter die Bühne gehen und wieder vorkommen“, scherzte Luzian Jenny, „aber draußen regnet es, also bleiben wir einfach sitzen.“ Und sie beschenkten ihr Publikum noch mit einer Version von „Feel the pain“ des Blues-Violinisten Papa John Creach, die alleine schon das Kommen wert war.

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