Zell im Wiesental In der kleinen Hütte muss niemand mehr frieren

Markgräfler Tagblatt
Im Cabanja findet man ein vielseitiges Warenangebot. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

RückblickZeller Weltladen hat seine Wurzeln in der Friedensbewegung / Heute komfortable Verhältnisse

Zell (pele). Die Wurzeln des Weltladens in Zell liegen in der Friedensbewegung, die in den 1980er Jahren am aktivsten war. Auch in der kleinen Stadt Zell hatte sich damals eine Friedensgruppe gegründet, die allerdings nur auf begrenzte Gegenliebe stieß. So erinnert sich etwa Renate Sternagel, eine der damaligen Aktiven: „Wir waren bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund, einige Zeller sympathisierten mit uns, die meisten hielten uns sicher für Spinner oder politische Radikalinskis.“

In jedem Fall wuchs aber nach einigen Jahren politischer Aktivitäten die Erkenntnis, dass es nicht ausreicht, nur das Negative anzuprangern, sondern dass man sich etwas Positives vornehmen muss, um Mitstreiter zu finden und um nicht selbst im negativen Denken zu versinken. So entstand die Idee, in Zell einen „Dritte Welt Laden“, wie es damals noch hieß, aufzubauen.

Man nannte den Laden Cabanja, was so viel wie kleine Hütte bedeutet. Mit knapp einem Dutzend Gründungsmitgliedern wurde 1985 der Verein für Frieden und Entwicklung gegründet, um aus dem gemeinnützigen Status heraus bessere Bedingungen für den Laden zu haben. In der Satzung wurde festgelegt, dass fair gehandelte Produkte verkauft und mit dem Erlös Projekte in der Dritten Welt unterstützt werden sollen.

Der Name kleine Hütte war sehr treffend gewählt, denn das erste Domizil des Weltladens befand sich in der Schönauer Straße 22, wo der Verein den Tante-Emma-Laden „Tee und Schönes“ übernahm. Die Räumlichkeit war winzig, die Öffnungszeiten unregelmäßig, es wurde viel improvisiert. Renate Sternagel erinnert sich, „dass es mit der Heizung nicht so weit her war und man fror, wenn man Ladendienst hatte. Wir hatten natürlich auch keine richtige Ladenkasse, anfangs wohl eher die notorische Pappschachtel“. Dennoch blieb der Betrieb über fünfzehn Jahre hinweg im kleinen Rahmen stabil und der Verein verlor seine Ziele nicht aus den Augen.

Einen großen Entwicklungssprung machte Cabanja im Jahr 2000, paradoxerweise ausgelöst durch die Kündigung der bisherigen Räume. Susanne Baßler, die Frau des damaligen Pfarrers Walter Baßler, übernahm den Vorsitz im Verein für Frieden und Entwicklung, und der Laden zog um in die Kirchstraße neben den Hutladen Wuchner/Räuber. „Der Standortwechsel war ein Befreiungsschlag“, sagt die heutige Vorsitzende Almut Teichert-Haiperin im Rückblick. Es entstand eine Aufbruchstimmung und man fand genügend aktive Mitstreiter, um regelmäßige, tägliche Öffnungszeiten des Weltladens anbieten zu können.

Dies führte dazu, dass der Laden um einiges besser lief als am alten Standort. Dazu kam, dass das Sortiment der Organisationen, die den Fairen Handel betreiben, um die Jahrtausendwende einen enormen Aufschwung nahm. Viele neue Artikel kamen dazu, auch in Bioqualität.

Parallel zum Betrieb des Ladens nahm der Verein für Frieden und Entwicklung, der heute rund hundert Mitglieder hat, auch seinen politischen Bildungsauftrag wahr, organisierte Vorträge und beteiligte sich an vom Weltladendachverband angestoßenen Veranstaltungen. Auch der Kontakt zu Schulen wurde intensiviert; bis heute kommen immer wieder Schulklassen in den Laden, um sich über den Fairen Handel zu informieren.

Eine erneute Erweiterung erfuhr der Cabanjaladen vor fünf Jahren, als der benachbarte Hutladen Wuchner seine Türen schloss. Man übernahm nun auch diese Räume und hat jetzt deutlich mehr Platz, um das Sortiment ansprechend zu präsentieren. „Es ist sehr komfortabel hier“, meint denn auch Almut Teichert-Hailperin, die es wichtig findet, dass der Laden heute ein ansprechendes Ambiente bietet und die Kunden nicht einfach nur von vollgestopften Regalen empfangen werden.

Den Zeller Weltladen Cabanja findet man in der Kirchstraße 4. Die Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. Mittwoch- und Samstagnachmittag geschlossen. Weitere Infos unter Tel. 07625/928600

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