Zell im Wiesental Integration durch Arbeit mit Tieren

Markgräfler Tagblatt

Zeller Wildgehege: Neues Wirkungsfeld für Bewohner des Markus-Pflüger-Heims

Von Sarah Trinler

Das Projekt „Zeller Wildgehege“ des Markus-Pflüger-Heims (MPH) nimmt Formen an: Im vergangenen halben Jahr haben Mitarbeiter das Gehege auf Vordermann gebracht und sich mit den vielschichtigen Anforderungen auseinandergesetzt. Nun ist die Zeit gekommen, das Wildgehege zu einer Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeit für die Bewohner des MPH werden zu lassen.

Zell. Die Dezentralisierung des Markus-Pflüger-Heims weitet sich aus und hat mittlerweile neben dem MPH-Zentrum Hochrhein in Rheinfelden und dem Dorfladen in Kürnberg einen dritten Standort dazu bekommen. Das Zeller Wildgehege, am Waldrand im Stadtteil Schwarznau gelegen, bietet für Erwachsene und Kinder seit 45 Jahren eine Oase der Ruhe. Bald werden auch einige Bewohner des MPH in den Genuss des Erholungsgebiets kommen. „Wir sind gerade beim Koordinieren der Bewerbungsgespräche. Ich gehe davon aus, dass wir im Laufe des März mit den Schuppertagen und den Praktika beginnen werden“, sagt Heimleiter Michael Schreiner. Das Interesse der Bewohner ist groß. „Sie wünschen sich Perspektiven“, sagt Schreiner.

Und die Arbeit im Wildgehege ist durchaus eine Perspektive, da die Menschen mit chronisch psychischen Grunderkrankungen – derzeit werden 245 Personen vom MPH betreut – durch eine geregelte Arbeit einen großen Schritt in Richtung eigenständiges und selbstbestimmtes Leben machen.

Doch die Arbeit am Zeller Standort ist nicht zu unterschätzen, weshalb das MPH die Bewerber gewissenhaft auswählt. Es ist angedacht, fünf bis zehn Bewohner hier zu beschäftigen, die Arbeitszeit soll individuell nach den Möglichkeiten gestaltet werden. Zu den Aufgaben gehört es unter anderem, die Tiere zu füttern, das 3,6 Hektar große Gelände in Schuss zu halten sowie die Zugänglichkeit des Wildgeheges zu gewährleisten. Je nach Jahreszeit gehört dann auch Schneeschippen oder Mähen dazu. „Hier stehen klassisch landwirtschaftliche Arbeiten an“, sagt Pflegekraft Andreas Mikat, während er das Damwild füttert. Zusammen mit Alltagsbetreuerin Sonja Schmidt und Christine Böhler hat er sich im Juli vergangenen Jahres, als das MPH die Betreuung des Wildgeheges übernommen hat, dem Gelände angenommen und sich ausgiebig mit den Tieren und den Arbeiten beschäftigt. Unterstützung bekamen die drei von Gustav Strohmeier, der sich zuvor 35 Jahre lang um das Wildgehege gekümmert hat.

Die drei MPH-Mitarbeiter werden auch künftig mit den Bewohnern vor Ort sein, sie einlernen und betreuen. „Die Tiere müssen das ganze Jahr über versorgt werden“, betont Mikat und weist damit auf die Verantwortung hin, die die Bewohner hier übertragen bekommen. Derzeit werden 13 Damwild, neun Rotwild und fünf Schweine betreut. Zudem sei man die ganze Zeit auf den Beinen – und das bei Wind und Wetter. Allerdings mache der Kontakt zur Natur und zu den Tieren alles wett, sagt Christine Böhler.

Neben der beruflichen Integration ist im Wildgehege auch gleich die soziale Integration abgedeckt. Nach 45 Jahren ist das Gelände in der Schwanenstadt und im Umkreis längst zu einer Institution geworden: Stammgäste, Schulklassen, Kindergartengruppen und viele mehr kommen regelmäßig, um sich an der Natur und den Tieren zu erfreuen.

„Die Menschen kommen zu uns – das ist schön“, sagt Schreiner. Bedenken oder gar Ablehnung hat er von Seiten der Zeller Bevölkerung nicht gespürt, vielmehr sei diese froh, dass das besondere Wildgehege auch weiterhin Bestand hat.

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