Zell im Wiesental Mozart, der „spielende Mensch“

Markgräfler Tagblatt
Die Spieltische eröffneten Rainer Buland, Heidi Knoblich und Günther Bauer (von links) beim Vortragsabend „Spielen wie zu Mozarts Zeiten“. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Im Zeller Ratssaal ging es am Freitagabend ums „Spielen wie zu Mozarts Zeiten“

Von Jürgen Scharf

Zell. „Warum gibt es Mozartkugeln? Weil Mozart so gerne kegelte!“ Mit diesem Bonmot eröffnete Organisatorin Heidi Knoblich am Freitag „Webers Reigen“, eine weitere Folge über Mozarts und Constanzes Unterhaltungswelt. Diesmal ging es ums „Spielen wie zu Mozarts Zeiten“.

Aus Salzburg war wieder einmal Hofrat Günther Bauer angereist, emeritierter Rektor der Universität Mozarteum, Gründer des Instituts für Spielforscher und Stifter der Zeller Mozart-Bibliothek. Das Publikum im Ratssaal, der zu einem Casino und einer Spielhalle auf Zeit umfunktioniert wurde, durfte wieder das Vergnügen seiner Gesellschaft genießen. Der Spiel- und Mozartforscher, ein wahrer „Kultur-Spieler“, der sich selbst auch „Ewigspielender“ nennt und für den Mozart und Glücksspiel ein Lebensthema sind, kam dieses Mal nicht allein, sondern zusammen mit Rainer Buland, dem Leiter des Instituts für Spielforschung, seinem Nachfolger.

Buland, der einige Bände an Spielbüchern herausgegeben hat, hielt einen ausgewachsenen Vortrag mit Bildprojektionen nach alten kolorierten Stichen aus der Grafiksammlung des Instituts, angefangen vom Wadenmessen (Wer hat die schönste Waden?) über die vielen Spiele, die im 18. Jahrhundert, dem „Spielsäculum“, in Abendgesellschaften gespielt wurden.

Im Vortrag erfuhr man, dass im Hause Mozart gekegelt wurde und es überall in den damaligen Gasthäusern Kegelbahnen gab. Beim Wettkegeln ging es um viel Geld, Mozart war dort regelmäßig Gast oder hat auf das Kegeln gewettet. Hat Mozart wirklich so viel Geld verspielt? Auch diese Frage stand im Raum. Er musste wohl mitspielen, sonst wäre er nicht „hoffähig“ gewesen.

Die beiden Spielforscher stellten mit charmanten Worten das Zauberflötenspiel von 1793 vor, erzählten, dass Mozart ein „spielender Mensch“, ein Homo ludens, war. Professor Bauer ging näher auf das Bölzelschießen ein, eine Art Luftgewehrschießen mit einem Bolzen, bei dem man auf neun Meter ins Schwarze treffen musste. Zu hören gab es viel über die verschiedensten Gesellschaftsspiele, Karten-, Würfel- und Geschicklichkeitsspiele wie das damals weit verbreitete Gänsespiel oder das sehr beliebte Eulenspiel.

Der Abend wurde zum richtigen Parforceritt durch die Spielkultur der Ära Constanzes, einer Zeit, in der gegessen, getrunken und Karten gespielt wurde. Einen kleinen musikalischen Einschub gab es auch, zwar keine der bekannten Knoblich-Inszenierungen, dafür aber ein Spiel in der Musik mit Buland am E-Piano.

Aufgebaut waren Spieltische, darunter eine nach alten Maßen von Buland selbst gebastelte Tischkegelbahn, an der sich die Spielfreudigen ausprobieren konnten. Im nachgeahmten barocken Spielsalon durfte man beim „Glückshafen“ mitspielen, beim „Adeligen Frauenzimmer“, einem sogenannten Punctierspiel (einer Art Orakel), beim Zauberflötenspiel, dem Spiel zur gleichnamigen Oper, oder beim Eulenspiel, das in einem Reprint auf Stoff auslag und zum Würfeln einlud.

Für die Salzburger Gäste, die ein paar Tage im Zeller Bergland zu Gast waren, hatte Bürgermeister Rudolf Rümmele nicht nur Dankesworte, sondern auch Präsente parat, und die Besucher ließen sich nicht zweimal bitten, als es hieß: „Die Spieltische sind eröffnet.“

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