Von Peter Schwendele Zell. Das Projekt Wärmenetz Zell-Weststadt nimmt Formen an. Daniel Weiß von der Firma HBG Zell, die mit der Umsetzung des Vorhabens betraut ist, gab am Montag im Gemeinderat einen Zwischenbericht ab. Seine Kernaussage: Sollten die großen Schlüsselkunden mitziehen, könnte das bioenergetisch ausgerichtete Wärmenetz im kommenden Jahr in Betrieb gehen. Als Schlüsselkunden bezeichnete Daniel Weiß die in dem fraglichen Gebiet ansässigen Firmen Mahle, Benninger und Zellaerosol. Dazu kommt die Baugenossenschaft, die in der Liebeck über viele Wohnungen verfügt, und nicht zuletzt die Stadt Zell selbst, die mit dem ehemaligen Krankenhausgebäude und dem Schulzentrum zwei große Gebäude ins Projekt einbringen könnte. Wichtig ist es vor allen Dingen, eine gute Auslastung für das geplante Wärmenetz zu erreichen. "Das System aufzubauen macht nur Sinn, wenn die Schlüsselkunden mitmachen", betonte Daniel Weiß. Der HBG-Geschäftsführer will denn auch die bereits begonnen Verhandlungen in den nächsten Wochen und Monaten intensiv vorantreiben. Ziel ist es, so genannte Optionsverträge mit den Schlüsselkunden abzuschließen, so dass bei einer Zustimmung aller Beteiligten so schnell wie möglich mit der Realisierung begonnen werden kann. Die bisherigen Signale seien sehr positiv, berichtete Weiß den Gemeinderäten, "doch jetzt muss Fleisch an den Knochen, jetzt geht`s konkret darum, wer mitmacht." Mit den Privathaushalten, die entlang der Strecken des Wärmenetzes in der Zeller Weststadt liegen, will die HBG erst in Verhandlungen treten, wenn klar ist, dass die Schlüsselkunden dabei sind und das Netz tatsächlich aufgebaut wird. Dann will man allerdings so viele Bürger wie möglich für einen Anschluss gewinnen. Selbstverständlich sei auch beim Geschäftsmodell des Wärmenetzes an eine Bürgerbeteiligung gedacht, doch über die konkrete Form könne man derzeit noch keine Aussagen machen, berichtete Daniel Weiß. Die bisherige Grobplanung sieht vor, bei der Firma Benninger die Heizzentrale einzurichten. Dieser Standort sei in logistischer Hinsicht optimal, so der HBG-Geschäftsführer. Bei Benninger soll ebenso wie bei Zellaerosol ein Blockheizkraftwerk ergänzend zum Einsatz kommen. Bei Mahle seien die Strombedarfsdimensionen so hoch, dass sich ein Blockheizkraftwerk nicht eigne. Bei dieser Firma könne allerdings die Abwärme des Sinterwerks genutzt werden. Die Mahle-Gießerei, die eine Menge Abwärme produziert, soll zunächst nicht in das Netz integriert werden. Auch in technischer Hinsicht müsse man sich an das Thema Abwärme erst einmal "herantasten", so Daniel Weiß; viele Beispiele für diese Energienutzung gebe es bislang noch nicht. Insgesamt rechnet Weiß nach dem derzeitigen Planungsstand damit, dass etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Energie aus Abwärme gewonnen wird und etwa ebenso viel aus Blockheizkraftwerken. Den großen Rest an Energie sollen Hackschnitzel aus der Region liefern. Beim Blick ins Ratsrund registrierte Bürgermeister Rudolf Rümmele "wohlwollende Zustimmung" zu dem Projekt. Er erinnerte daran, dass die Stadt im Jahr 2012 das Ganze mit einer Machbarkeitsstudie angestoßen hatte. Man habe große Erwartungen und freue sich auf Angebote der HBG für die Energiezukunft im Schulzentrum und im ehemaligen Krankenhausgebäude. In Sachen Überplanung des Bahnhofsgeländes müsse man demnächst intensiv diskutieren, ob und wie man das Wärmenetz integrieren könne. Daniel Weiß freute sich über die positive Haltung der Stadt und sprach von einer "Signalwirkung". Wenn die Optionsverträge stehen, will die HBG in die Detailplanung einsteigen, einen Bauantrag für die Heizzentrale einreichen und die Finanzierungsverhandlungen mit den Anwohnern beginnen. Baubeginn könnte dann im Frühjahr 2014 sein, Fertigstellung im Herbst. Daniel Weiß sprach in diesem Zusammenhang von einem "sehr realistischen Zeitplan" und nannte ein Investitionsvolumen von drei bis vier Millionen Euro.