Zell im Wiesental Unkonventionelle Herzensarbeit

Markgräfler Tagblatt
Die Künstlerin Heike Mages neben ihrer Installation mit „herrschaftlichen“ Gefäßen Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

„Vom Himmel ein Stück“: Ausstellung von Heike Mages in der Galerie Ganter / Vielseitig und experimentierfreudig

Von Jürgen Scharf

Zell-Pfaffenberg. Immer wenn Heike Mages in Richtung Pfaffenberg fährt, hat sie das Gefühl, dem Himmel ein Stück näher zu kommen. Und so hat sie ihre schöne und sehr ästhetisch aufgebaute Ausstellung „Vom Himmel ein Stück“ genannt. Auch der Turmbau von 52 ineinander gestapelten Porzellanschälchen trägt diesen himmlischen Titel.

Die vielseitige und experimentierfreudige Lörracher Künstlerin, von Haus aus Gestalterin, zeigt in der Galerie Ganter an vielen Werkbeispielen in Keramik, Objekt und Bild, wie gut sie mit unterschiedlichen Techniken und Materialien arbeiten kann. Vor allem das Material Ton ist für sie sehr wichtig.

Mages liebt Porzellan und macht filigrane Objekte daraus. Sie gibt dem Material einen künstlerischen Ausdruck, anstatt es nur für Gebrauchsgegenstände zu verwenden. Dass sie auch mit ganz anderen Materialien arbeitet, sieht man im ersten Raum mit der Trilogie „Liberté, Egalité, Fraternité“.

Damit probt Mages zwar nicht die Revolution, aber sie setzt das Losungswort sehr spannend und neuartig um. Überhaupt von der Zeit des großen politischen Umbruchs am Ende des 18. Jahrhunderts fasziniert, nähert sich Heike Mages dem großen Thema der Französischen Revolution in bildhafter Übersetzung an.

Eine der bedeutenden Arbeiten kann man als einen Appell an Brüderlichkeit (geteert und gefedert) deuten. Die eine Hälfte des Bildwerks sind gesteckte und geklebte Federn, die andere Seite ist mit Teer überzogen. Das Thema „Gleichheit“ interpretiert sie mit 1000 übereinander gestapelten Kartonstreifen. Das Ungleiche ist hier der spannende Moment, der das Spiel erst möglich macht.

Unter „Freiheit“ versteht Mages eine irisierende und reflektierende Folie, in Streifen geschnitten und zusammengewoben wie ein Teppich. Man darf bei diesen Bildtafeln ebenso assoziieren wie bei den an ein Tagebuch erinnernden 441 mit Tipp-Ex gemalten Tarotkarten-Quadraten („Kalendarium“). Überhaupt ist das Quadrat für Mages wichtig, auch bei ihren Wandobjekten.

Diese Arbeiten sind alles Prozesse, die die Künstlerin über Jahre hinweg begleiten und die ihr eine große Herzensarbeit bedeuten. Manche werden weiterwachsen wie die Zeit-Arbeiten, eine Installation mit in Bienenwachs gegossenen Schlüsseln. Zeit ist nämlich ebenso ein Thema für sie, ähnlich wie die quadratische Vorgabe. Zur Zwiesprache wird der Betrachter auch aufgefordert in der Assemblage „Mis Härzeli“. Im übertragenen Sinn bedeutet dies: Das Herz leuchtet, die Batterie ist noch voll.

Fundstücke wie Muschelringe und Kiefernnadeln geben „L’esprit de menhir“ (der Geist des Steins) figurative Form, bei der man an ein fischähnliches Skelett denken könnte. Es ist der Anfang einer Serie mit Dingen, die ihr begegnen. Neben diesen mehr experimentellen Gestaltungen der Objektkünstlerin, präsentiert sich Mages als eine bedeutende Keramikerin – augenzwinkernd und sehr unkonventionell.

In der Mitte des Revolutions-Raums steht ein rundes Tischchen, das zum „Kaffeeklatsch“ einlädt. Es steht ganz bewusst zwischen der Erhabenheit der hehren Ziele der Französischen Revolution. Figurenähnliche Porzellantassen machen sich wohl Gedanken über die Umbrüche. Es ist handgeformtes Porzellan, blattvergoldet, mit Applikationen von Ohrringen: gebrauchsfähige Sammel- oder Sammlertassen, aber doch mit sehr künstlerischem Einschlag, verformt und beim Glasurbrand deformiert, was ihnen menschliche Charaktere verleiht.

Daneben sieht man figürliche Gefäße („Zwei, die noch tanzen“), Tango tanzende Paare mit raffinierten Oberflächenstrukturen. Ins Objekthafte geht das gebrochene Herz („Im Heilen begriffen“) aus rotem spanischem Ton. Eisenklammern halten das Herz zusammen; zurück bleibt eine Narbe.

Im Zwischenbereich zwischen Figur und Gefäß bewegt sich die erhaben wirkende Installation mit „königlichen“ Gefäßen, die etwas sehr Herrschaftliches haben, was die erfahrene Gestalterin und Stylistin Mages durch die Art der Präsentation noch mal betont. u  Bis 13. Juni, Samstag und Sonntag 14-17 Uhr

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading