Alle zehn Jahre wird für die einzelnen Kommunen ein Planwerk erstellt, in dem der Umgang mit dem Stadtwald festgehalten wird. In Zell steht die nächste Fassung der so genannte Forsteinrichtung 2019 wieder an. Die Vorbereitungen haben aber bereits begonnen, wie der Gemeinderat in seiner Sitzung am vergangenen Freitag erfuhr. Für Diskussionen sorgte dabei die anstehende Waldflächenerfassung. Von Peter Schwendele Zell. Die Kernaufgabe der Forsteinrichtung bestehe darin, die Nachhaltigkeit in der Waldnutzung zu sichern, erläuterte Marco Sellenmerten, der Leiter des Forstbezirks Todtnau, in der Gemeinderatssitzung, der eine Exkursion vorausgegangen war (wir berichteten). Es gehe darum, in enger Abstimmung die verschiedenen Funktionen des Waldes (Nutzfunktion, Schutzfunktion, Sozialfunktion) zu pflegen. Dazu dienen laut Sellenmerten zunächst eine Zustandserfassung, sodann die Vollzugskontrolle sowie eine periodische Planung. Die Ergebnisse werden im so genannten Forsteinrichtungswerk, einem umfangreichen Buch, festgehalten. „2019 klingt zwar noch weit weg, aber die Vorarbeiten haben bereits im Frühjahr begonnen“, ließ Sellenmerten die Gemeinderäte wissen. Insbesondere ist die Arbeit am Waldflächenverzeichnis in vollem Gange, wie Niels Drobny, Trainee beim Landratsamt Lörrach, dem Gremium darlegte. Bis November 2017 müssten alle Flächen erfasst sein, berichtete er. Wald kann auch durch Sukzession entstehen Dabei gehe es im Kern um die klassische Frage: Was ist Wald" Im Grunde eine mit Bäumen bestockte Fläche, meinte Drobny, doch gebe es hier durchaus unterschiedliche Einschätzungsmöglichkeiten, da Wald bekanntlich auch durch Sukzession entstehen könne. Grundsätzlich könne man festhalten, dass nicht gepflegtes Weideland, auf dem Bäume stehen, die älter als fünf Jahre seien, als Waldfläche eingeordnet wird. Gleichwohl, so Drobny, gebe es im Einzelfall viele denkbare Variationen für Landwirte; Lösungen könnten in enger Abstimmung mit den Forstrevierleitern erarbeitet werden. „Es ist einfach wichtig, dass man miteinander spricht“, sagte Drobny. Dabei könnten auch gewisse Interessen der Landwirte am Baumbestand, etwa im Hinblick auf Schattenschutz für das Vieh auf den Weiden, berücksichtigt werden. Drobny riss auch die Möglichkeit einer Waldausgleichsbörse an. Harsche Kritik von Werner Ganter „Entsetzt“ über diese Pläne im Rahmen der Waldflächenerfassung zeigte sich Werner Ganter (CDU). Ziel müsse doch grundsätzlich sein, Flächen offen zu halten. „Wenn künftig ein Bauer etwas machen will, muss er erst die Behörden fragen“, kritisierte Ganter. Der bürokratische Aufwand, der entstehe, sei eine „Riesensauerei“. Forstrevierleiter Sellenmerten verteidigte die Vorgehensweise. Man müsse sich an die Gesetzeslage halten. Es gebe Flächen, auf denen jahrzehntelang nichts gemacht worden sei, und wenn die Sukzession zu weit fortschreite, müsse man irgendwann realisieren, dass es sich um Wald handle. Man könne nicht auf Bäume blicken und sagen, „das ist aber Gras“. Gleichwohl gehe die Forstverwaltung sehr behutsam mit der Thematik um, schaue sich die Lage vor Ort „sehr wohlwollend“ an und sei jederzeit gesprächsbereit. Die Landwirte frühzeitig einbinden Verständnis für das Vorgehen zeigte Bürgermeister Rudolf Rümmele. Es sei nicht angesagt, den Schwarzen Peter jetzt bei der Forstverwaltung abzulegen. Man müsse sich vielmehr auf das Mittel der Kommunikation besinnen, „zumal es ganz viele Möglichkeiten gibt, nicht von Wald zu sprechen“. Wichtig sei es, die Landwirte frühzeitig einzubinden, damit Ängste abgebaut werden können, so der Rathauschef. Auch Hubert Sprich (CDU) räumte ein, dass es Befürchtungen seitens der Landwirte gebe, dass zu hohe Forderungen gestellt würden. Gleichzeitig merkte er an, dass auch nicht alles Wald bleiben muss; man könne auch in umgekehrter Richtung denken. Man müsse den Prozess mit den Landwirten kritisch begleiten. Ähnlich sah es sein Fraktionskollege Klaus Wetzel, der dafür plädierte, nach der Erfassung pragmatische Entscheidungen zu treffen. Der Fahrplan für die städtischen Flächen, die als Allmendweiden von den Landwirten bewirtschaftet werden und die in der Forsteinrichtung erfasst werden müssen, sieht vor, dass die Kartierungen bis zum Jahresende fertiggestellt sind. Im Frühjahr soll dann mit den Betroffenen eine offene Diskussion über die einzelnen Flächen geführt werden, damit die Waldflächenerfassung bis November 2017 abgeschlossen werden kann.